Süddeutsche Zeitung

Software für Datenrettung:Versehentlich gelöscht

Wer unbeabsichtigt Daten auf seinem Computer gelöscht hat, muss nicht verzweifeln. Ein Rettungsversuch in Eigenregie lohnt sich - mit der entsprechenden Software.

Der Verlust von versehentlich gelöschten Computerdateien gleicht - zumindest gefühlt - bisweilen einer Katastrophe. Bevor die Daten ins Computer-Nirvana entschwinden, lassen sie sich aber oft noch wiederherstellen, selbst wenn zuvor kein Backup erstellt wurde. Ein Bergungsversuch in Eigenregie mit Hilfe entsprechender Software lohnt sich meist.

Einer Studie des Datenrettungs-Unternehmens Kroll Ontrack in Böblingen zufolge ist in mehr als der Hälfte der Fälle defekte Hardware Schuld an einem Datenverlust. "In jedem vierten Fall steckt jedoch ein Anwender-Fehler dahinter", erklärt Stephanie Hennig von Kroll Ontrack. Zum Beispiel werden Dateien versehentlich gelöscht.

Schwierig, aber es funktioniert

Es besteht jedoch Hoffnung, gelöschte Daten wiederzufinden: Beim herkömmlichen Löschen gibt das Betriebssystem die Dateien lediglich zum Überschreiben frei. "Das ist mit einem Buch vergleichbar, dessen Inhaltsverzeichnis zum Teil entfernt wurde - es wird schwieriger, die Seiten zu finden, aber es funktioniert noch", erklärt Markus Mizgalski von der in Düsseldorf erscheinenden Zeitschrift PC Praxis.

Programme für die Datenrettung stöbern in diesem Inhaltsverzeichnis des Dateisystems. Oder sie versuchen, aus verbleibenden Schnipseln wieder komplette Dateien zu erstellen. Je nach Programm funktioniert das unterschiedlich gut. Ein Test der PC Praxis (Ausgabe 2/2008) dämpft jedoch die Erwartungen von Freunden kostenloser Software. Entsprechende Freeware stößt demnach schnell an ihre Grenzen oder lässt sich nur umständlich bedienen.

Am besten hat das rund 80 Euro teure Programm "R-Studio Datenrettung 4" abgeschnitten. Knapp dahinter landete "O&O DiskRecovery 4", das ebenfalls rund 80 Euro kostet. Beide Programme kennen Hunderte Dateiformate, beherrschen sowohl eine schnelle Suchvariante als auch eine ausführlichere für knifflige Fälle und erstellen ein Bootmedium für den Rettungsvorgang, falls sich das Betriebssystem nicht mehr starten lässt.

Das für Gelegenheitsnutzer recht komplexe "R-Studio" ist noch mächtiger: Es kommt mit mehreren Betriebssystemen zurecht legt und auf Wunsch eine genaue Kopie des betroffenen Datenträgers an - für den Notfall, denn fehlgeschlagene Rettungsversuche können den Schaden verschlimmern.

Die kostenlosen Alternativen "PC Inspector File Recovery" und "Recuva" können deutlich weniger und sind dem Test zufolge allenfalls empfehlenswert, wenn versehentlich aus dem Windows-Papierkorb gelöschte Dateien wiedergestellt werden sollen. Auf einen Extra-Kauf verzichten können möglicherweise Besitzer von Tuning-Programmen für Windows wie TuneUp Utilities oder Tvista. Datenrettungs-Tools sind darin oft integriert.

Abgespeckte Varianten

Neben diesen Allroundern gibt es immer häufiger auch abgespeckte Varianten für Kunden, die gezielt Dateien bestimmter Formate beziehungsweise von bestimmten Datenträgern retten möchten, stellt Robert Globisch vom Online-Versandhändler computeruniverse.net in Friedrichsdorf (Hessen) fest.

Falls sie sich für ein kostenpflichtiges Programm entscheiden, sollten Interessenten dieses vor der Anschaffung ausprobieren. In der Regel bieten die Software-Häuser Testversionen an. "Bei Archiv-Dateien etwa im Zip-Format oder sehr großen E-Mail-Datenbanken im pst-Format trennt sich die Spreu vom Weizen", sagt Globisch.

Damit die Erfolgschancen der Notfallhelfer nicht sinken, sollten Nutzer einige Verhaltenstipps beherzigen: Nach dem Feststellen des Datenverlustes sollten sie nichts mehr auf die betroffene Festplatte oder Speicherkarte schreiben - auch das Rettungstool sollte im Nachhinein nicht darauf installiert werden. Sonst werden die Dateien, die eigentlich gerettet werden sollen, möglicherweise überschrieben.

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dpa, Berti Kolbow/mri
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