Smartphones:Kampf um das Handy der Zukunft

Während sich Apple über einen Ansturm der Kunden freut, verliert Nokia Marktanteile. Jetzt greifen die Japaner an - mit Fusionen.

Varinia Bernau

Für einen guten Platz in der Warteschlange geben sie alles. In einer Woche erst wird das neueste iPhone ausgeliefert. Aber bereits zu Beginn dieser Woche orderten binnen eines Tages 600.000 Menschen Apples hippes Alleskönner-Handy - und brachten weltweit die Onlineshops zum Absturz.

Smartphones: Auch dieser Besucher einer Mobilfunkmesse wird sich über eine zu geringe Auswahl an Smartphones nicht beklagen müssen.

Auch dieser Besucher einer Mobilfunkmesse wird sich über eine zu geringe Auswahl an Smartphones nicht beklagen müssen.

(Foto: ag.afp)

Der Ansturm zeigt: Smartphones sind eins der wichtigsten und zukunftsträchtigsten Geschäftsfelder für Computer- und Telefonhersteller. Dem IT-Marktforschungsunternehmen Gartner zufolge wurden in den ersten drei Monaten dieses Jahres weltweit 54,3 Millionen der internetfähigen Mobiltelefone verkauft.

Jedes fünfte Handy, das über die Ladentheke geht, ist mittlerweile solch ein Gerät, mit man nicht nur telefoniert, sondern im Internet surft, sein digitales Postfach sortiert oder einfach nur spielt. Binnen eines Jahres hat sich die Nachfrage verdoppelt.

Scharfer Wettbewerb, sinkende Gewinnspannen

Geld bringen die Smartphones ihren Herstellern nicht nur über die Masse, sondern vor allem über den hohen Preis. Noch. Gartner-Analystin Carolina Milanesi erwartet, dass Smartphones den Massenmarkt erobern: "Der Wettbewerb wird dann schärfer, und die Gewinnspannen werden schmelzen." Das setzt vor allem dem Weltmarktführer Nokia zu. Das Unternehmen gab am Mittwoch eine Gewinnwarnung ab.

Noch kommt fast jedes zweite Smartphone von den Finnen. Doch die Konkurrenz hat aufgeholt - allen voran Apple mit seinem iPhone. Der Computerhersteller legte im vergangenen Jahr in dem Maße zu, wie der Mobilfunkriese verlor.

Analystin Milanesi bringt Nokias Dilemma auf den Punkt: Die Geräte seien gut, aber längst nicht so bequem zu bedienen wie das iPhone. Wer wenig von Technik versteht oder viel auf sich hält, der greift zum iPhone. "Nokia fehlt ein Zugpferd in der Oberklasse - und in der Mittelklasse wird es den Druck anderer Anbieter spüren", sagt Milanesi.

Smartphone-Welle aus Japan

Dass der Senkrechtstarter Apple das Rennen ums Smartphone gewinnt, hält sie aber längst nicht für ausgemacht: Der Blackberry-Hersteller RIM habe noch immer seinen Fuß in der Tür von Unternehmen, die ihre Mitarbeiter mit den Smartphones ausstatten, um mit Kunden und Kollegen allerorts zu kommunizieren.

Allein mit seinen Smartphones ist das kanadische Unternehmen in diesem Frühjahr erstmals auf Platz vier der größten Handyhersteller vorgerückt. Mobiltelefone ohne Internetzugang und Computerfunktionen hat RIM ebenso wie Apple gar nicht im Angebot.

Auch fernab des für die teuren Modelle wichtigen US-Markts und des für die günstigeren Geräte bedeutsamen europäischen Markts bringen sich die Technologiefirmen in Stellung: Fujitsu und Toshiba wollen im Oktober ihre Handy-Sparte zusammenlegen.

Die japanischen Konzerne wollen so vor allem Entwicklungskosten sparen - und folgen damit dem Beispiel der japanischen Firmen NEC Corp, Hitachi Ltd und Casio, die im vergangenen Jahr bereits ihr Handygeschäft fusionierten.

In Übersee auf Kundenfang

Zu viele Handyhersteller kämpfen um eine sinkende Zahl an Kunden auf dem Inselstaat im Pazifik. Das treibt die Japaner in die weite Welt hinaus. Fujitsu und Toshiba wollen nun auch in Übersee Kundenfang betreiben.

Bislang sind sie auf dem US-Mobilfunkmarkt nicht vertreten. Und es dürfte schwer werden gegen die Konkurrenz, die bereits Abnehmer auf fast allen Kontinenten bedient, während die japanischen Handy-Hersteller vorwiegend mit heimischen Netzbetreibern kooperieren.

Die Japaner spielen auf dem weltweiten Markt kaum eine Rolle. Ihr Marktanteil liegt bei drei Prozent. "Die Zeiten, in denen alle auf Japan, das Land der Innovationen, schauten, sind vorbei", sagt Analystin Milanesi.

Lesen Sie hierzu Berichte in der Süddeutschen Zeitung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: