Süddeutsche Zeitung

Smartphone:So will Oneplus dem iPhone Konkurrenz machen

Oneplus bringt ein neues Mobiltelefon auf den Markt. Es soll das können, was die Großen können - aber nur die Hälfte kosten. Kann das gelingen?

Von Helmut Martin-Jung, Berlin

Smartphones, die fast alles können, was die teuersten Geräte leisten? Die aber nur die Hälfte kosten und zudem nur auf Einladung zu bekommen waren - wer sich ein bisschen auskannte in der Welt der schlauen Handys, für den waren die Smartphones von Oneplus eine ziemliche Verlockung. Zumal die Geräte auch noch mit besonderen Versionen von Android kamen, die den Nutzern mehr Eingriffe erlaubten als die von Google bereitgestellte Software.

Das Oneplus ist das vierte Smartphone, das der erst 2013 gegründete Hersteller auf den Markt bringt, und mit ihm soll sich einiges ändern.

Schon während der vergangenen Wochen liefen in sozialen Medien Anzeigen von Oneplus, die von einer Service-Offensive berichteten. Das war, sieht man sich ein wenig in den einschlägigen Internet-Foren um, auch dringend geboten. Da Oneplus nur über das Internet vertreibt, können die Kunden nicht zu einem Geschäft oder einem Händler gehen, um ihre Ansprüche geltend zu machen, sondern mussten sich mit englisch sprechenden Servicemitarbeitern herumschlagen. Oneplus nimmt für sich in Anspruch, hier nachgebessert zu haben, wenngleich die Servicebetriebe noch immer im europäischen Ausland sitzen.

Ein so krasser Preisbrecher wie zu den Anfangszeiten ist das Oneplus 5 daher nicht geworden. Das Gerät wird von 27. Juni an in Europa für 499 Euro verkauft werden. Das ist zwar immer noch günstiger als die Summen, die etwa Samsung oder gar Apple für ihre Spitzen-Smartphones aufrufen, aber doch deutlich mehr als die Hälfte von deren Preisen. Wie bei anderen Herstellern auch waren bereits vor dem offiziellen Vorstellungstermin an diesem Dienstag viele wichtige Details des neues Gerätes vorab bekannt geworden. Zwei Merkmale sind es vor allem, die das Oneplus 5 von der Konkurrenz absetzen sollen. Da ist zum einen die Doppelkamera auf der Rückseite, davon ist eine ein Weitwinkel mit einer großen Blendenöffnung, die andere ein leichtes Teleobjektiv. Ganz neu ist das allerdings nicht, auch Apple macht das bei seinem iPhone 7 plus so.

Nachgeäfftes Design

Sowohl die rückwärtige wie auch die vordere Kamera des selbsternannten "Flaggschiff-Killers" trumpfen darüber hinaus mit riesigen Megapixel-Werten auf. Allein die Frontkamera für Selfies löst mit 16 Megapixeln auf. Da es aber wenig bringt, aus sehr kleinen Sensoren, wie sie in Smartphones stecken, viele Bildpunkte herauszuquetschen, wird man sehen müssen, wie sich die Kamera in der Praxis schlägt. Auch beim Hauptspeicher hat Oneplus mächtig zugelangt. Bis zu acht Gigabyte sollen da zur Verfügung stehen. Ob das wirklich etwas bringt und das Handy flüssiger arbeiten lässt oder ob es eher das Ranking in den Bestenlisten beeinflussen soll, werden ebenfalls erst Praxistests zeigen.

Der Konkurrenz nachgeäfft dagegen das Design: Das neue Oneplus sieht dem iPhone 7 sehr ähnlich. Der Bildschirm des Oneplus 5 ist 5,5 Zoll groß, das sind 14 Zentimeter. Er löst mit 1920 mal 1080 Bildpunkten auf, etwas weniger als in der Oberklasse üblich, aber im täglichen Gebrauch absolut ausreichend. Es sei denn, man will darauf Virtual-Reality-Anwendungen laufen lassen, also das Handy in eine VR-Brille stecken. Die etwas geringere Auflösung dürfte allerdings den Stromverbrauch in Grenzen halten, ebenso wie der neue Snapdragon-835-Prozessor von Qualcomm, der auch Samsungs S 8 antreibt.

Die junge Firma Oneplus bezeichnet sich zwar als Start-up, kam aber keineswegs aus dem Nichts. Sie gehört zum chinesischen Konzern BBK Electronics. Den kennt man hierzulande nicht, die beiden anderen Smartphone-Marken des Konzerns, Vivo und Oppo, mittlerweile schon eher. Mit seinen drei Marken hält BBK immerhin einen Anteil von etwa zehn Prozent am Weltmarkt für Smartphones. Oppo und Vivo sind vor allem in China erfolgreich, für Oneplus sind Großbritannien und Deutschland die wichtigsten Märkte. Gegründet wurde Oneplus von Pete Lau und Carl Pei, Geschäftsführer ist Lau.

In den ersten Jahren machte Oneplus durch ungewöhnliche, aber auch teils heftig kritisierte Werbeaktionen auf sich aufmerksam. So wurden potenzielle Kundinnen dazu aufgefordert, ein Foto von sich im Forum von Oneplus zu posten. Wer die meisten Likes bekam, sollte eine Einladung zum Kauf eines der Smartphones erhalten, die damals recht begehrt waren. Die Aktion wurde nach heftiger Kritik gestoppt.

Mittlerweile vertreibt Oneplus seine Geräte ganz regulär über das Internet, eine Einladung zum Kauf wie früher ist nicht mehr nötig. Um den Kunden in Europa Probleme beim Zoll zu ersparen, werden die Handys aus Europa versandt, zusätzliche Gebühren fallen dafür also beim Kunden nicht an.

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Quelle:
SZ vom 21.06.2017/mri
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