Smartphone:Meditations-Apps: Und das Handy macht "Ommm"

Meditations-Apps versprechen innere Ruhe und Achtsamkeit. Aber kann man ausgerechnet mit dem Aufmerksamkeits-Dieb Smartphone entspannen? Sechs Apps im Test.

Von Sara Weber

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Medidations-Apps

Quelle: Screenshots: Calm/Headspace/Zenify

Achtsamkeit, Ruhe und Entspannung - das versprechen zahllose Meditations-Apps. Doch ist ausgerechnet das Smartphone, das auch mit Arbeitsmails und Eilmeldungen stresst, das richtige Gerät, um abzuschalten?

Das Fazit nach dem ausführlichen Test von Meditations-Apps: Das Smartphone kann tatsächlich dabei helfen, den Kopf frei zu bekommen. Allerdings ist es wichtig, die passende App zu finden - und was passend bedeutet, ist sehr individuell. Wir haben die Auswahl auf Apps beschränkt, die in ihrer Grundfunktion kostenlos sind und somit ohne Risiko ausprobiert werden können.

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Headspace

Meditations-Apps: Headspace

Quelle: Screenshot: Headspace

Headspace ist die wohl bekannteste Meditations-App: Mehr als fünf Millionen Menschen nutzen sie, Schauspielerin Emma Watson ist Fan. Headspace bezeichnet sich selbst als Fitnessstudio-Mitgliedschaft für den Kopf. Da ist was dran: Ausprobieren kostet noch nichts, doch wer regelmäßig kommen will, muss bezahlen. Und Anmeldung ist Pflicht.

Gratis ist nur ein Kurs: eine zehnteilige Einführung namens "Take 10", die einem in zehn Minuten pro Tag die Grundlagen der Meditation beibringen soll. Wer mehr Headspace, also Raum im Kopf, haben möchte, muss ein Abo abschließen. Das schaltet weitere Kurse frei, darunter Gesundheitspakete gegen Depression, Angst und Stress, Beziehungspakete für mehr Großzügigkeit, Geduld und Akzeptanz oder Performance-Pakete für mehr Kreativität, Balance und Konzentration.

Gesprochen werden alle Kurse von Andy Puddicombe, dem Erfinder von Headspace, der auch als "Jamie Oliver der Meditation" bezeichnet wird. Er spricht sehr ruhig und in angenehmer Geschwindigkeit. Leider ist das Menü etwas zu überladen. Es dauert, bis man sich zurechtfindet. In den Einstellungen können Erinnerungen für die tägliche Meditation sowie für kurze Nachrichten, die zum Innehalten einladen, aktiviert werden.

Ideal für: alle, die eine App suchen, die auf vielen Geräten funktioniert und von der Masse als gut befunden wurde

Sprache: Englisch

Benachrichtigungen: optional

Kosten: Download kostenlos, Monatsabo: 9,95 Euro, Jahresabo: 71,88 Euro (wird mit 5,99 Euro pro Monat abgerechnet), Zwei-Jahres-Abo: 113,76 Euro (wird mit 4,74 Euro pro Monat abgerechnet), zeitlich unbefristetes Abo: 395,95 Euro

Funktioniert mit: iOS, Android, Amazon, Browser

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Calm

Meditations-Apps: Calm

Quelle: Screenshot: Calm

Der Name dieser App ist passend gewählt: Calm beruhigt tatsächlich. Beim Öffnen erscheint der Ratschlag, tief einzuatmen, danach sieht man das animierte Bild eines Bergsees, Blätter im Regen, einen Sonnenaufgang am Strand oder Wolken im blauen Himmel. Passend dazu die Akustik: Vogelgezwitscher, rhythmische Tropfen, Wellen, die ans Ufer rollen oder einfach nur Stille.

Calm hat auch richtige Meditationsprogramme, die ohne Anmeldung genutzt werden können. Einige dieser Programme sind kostenlos verfügbar: eine Basis-Meditation, die sich über sieben Tage erstreckt ("7 Days of Calm") sowie zwei geführte Meditationen: "Body Scan" und "Loving-Kindness". Während die Basis-Meditation auf fünf Minuten pro Tag begrenzt ist, lässt sich die Laufzeit der anderen Programme individuell einstellen. Manche der Programme werden von einer männlichen Stimme gesprochen, andere von einer weiblichen Stimme. Beide sind angenehm in Stimmlage, Betonung und Geschwindigkeit.

Es gibt noch weitere Meditations-Programme, etwa für besseren Schlaf ("7 Days of Sleep") oder für mehr Konzentration ("7 Days of Focus"), für Kinder ("Calm Kids") oder Pendler ("Commuting"). Gezahlt wird dafür per Abonnement. Im Abo können dann alle Meditationen genutzt werden. Wem das nicht reicht, der kann zusätzlich das Buch "Calm" von App-Gründer Michael Acton Smith bestellen. Das gibt es sogar auf Deutsch.

Ideal für: alle, die auch im Alltag von der Ruhe des Bergsees profitieren möchten

Sprache: Englisch

Benachrichtigungen: optional

Kosten: Download kostenlos, Monatsabo: 9,99 Euro, Jahresabo: 39,99 Euro

Funktioniert mit: iOS, Android, Browser

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7Mind

Meditations-Apps: 7Mind

Quelle: Screenshot: 7Mind

Die Zahl sieben im Namen von 7Mind ist kein Zufall, sondern wichtiger Bestandteil: Jede Meditation ist sieben Minuten lang, Kurse bestehen in der Regel aus sieben einzelnen Meditationen. Es wird empfohlen, jeden Kurs eine Woche lang durchzuführen, bevor man zum nächsten Kurs wechselt. Die männliche Stimme, die durch die Meditation führt, klingt ein wenig steif, der Text wirkt abgelesen und die Geschwindigkeit ist etwas zu schnell, das ist schade. Übrigens: hier wird geduzt.

Sieben Tage Grundlagenmeditation sowie der Stress-Kurs sind umsonst. Wer weitere Meditationen hinzubuchen möchte, hat verschiedene Optionen: Es gibt Abo-Modelle, mit denen gegen eine Gebühr alle Kurse genutzt werden können. Alternativ kann man einzelne Meditationen oder Kurse buchen. Zur Auswahl stehen Kurse mit Namen wie Glück, Gesundheit, Beziehung oder Angst und freie Übungen wie Klang und Natur oder Emotion Zudem gibt es die Möglichkeit, ohne Führung zu meditieren: Dafür wird die Dauer der Meditation in Minuten eingestellt und angegeben, in welchem Intervall ein Gong zu hören sein soll.

7Mind kann ohne Anmeldung genutzt werden, wer ein kostenloses Profil erstellt, kann seinen Fortschritt verfolgen. Das Menü wirkt überfrachtet: Es können dort unter anderem Achtsamkeitsmeldungen und Meditationserinnerungen eingestellt werden, es gibt Videos zu Sitzhaltungen, wissenschaftliche Anmerkungen zu Themen wie Glück und Gesundheit und sogar die Biografie des App-Gründers Paul J. Kohtes (der früher in der PR tätig war und jetzt Zen-Lehrer ist).

Ideal für: alle, die eine deutsche Meditations-App wollen und ganz besonders für Selbstoptimierer, die ihr Glück durch Meditation suchen

Sprache: Deutsch

Benachrichtigungen: optional

Kosten: Download kostenlos, Monatsabo: 8,99 Euro, Jahresabo: 59,99 Euro; Einzelmeditation: 1,99 Euro, Einzelkurs: 9,99 Euro

Funktioniert mit: iOS, Android

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Zenify

Meditations-Apps: Zenify

Quelle: Screenshot: Zenify

Ein Kind mit großen Augen und rosa Wangen führt bei Zenify durch die Meditationen. Es gibt in dieser App keine Audios oder Videos, die ausgewählt werden können - stattdessen arbeitet Zenify mit Benachrichtigungen. In den Einstellungen kann man wählen, wie oft und an welchen Tagen die App einen benachrichtigen darf. Die Standardeinstellung: drei Benachrichtigungen pro Tag, täglich in der Zeit zwischen neun Uhr morgens und neun Uhr abends. Empfohlen werden jedoch sieben Benachrichtigungen. Das Maximum liegt bei 33 pro Tag - das wäre im Schnitt jede Dreiviertelstunde, Tag und Nacht. Ob man so noch sinnvoll meditieren kann oder eher abgelenkt wird, sei dahingestellt.

Es gibt zwei verschiedene Arten der Benachrichtigung: Übungen und Achtsamkeitserinnerungen. Jede Übung soll zwischen ein und drei Minuten dauern, wer gerade keine Zeit hat, kann sich später erneut erinnern lassen. Die meisten Übungen bestehen aus einer Anweisung per Text, oft sind es verschiedene Atmentechniken.

In einer Statistik wird der Fortschritt angezeigt: Wie viel Prozent der Übungen wurden tatsächlich durchgeführt? Allerdings frustriert es, tagelang nur auf 14 Prozent zu kommen, weil die Benachrichtigungen immer dann aufploppen, während man gerade in einem Meeting sitzt. Die ersten sieben Übungen (das erste Level) sind kostenlos, wer die übrigen 63 Übungen freischalten möchte, muss einmalig 1,99 Euro zahlen. Konzipiert wurde die App auf Englisch. Die deutsche Übersetzung ist gut genug, um die App zu nutzen, aber fällt zeitweise durch kleine sprachliche Stolperer wie "Kaufen allen Level" auf.

Ideal für: alle, die sich von ständigen Benachrichtigungen nicht gestresst, sondern angespornt fühlen

Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, u.a.

Benachrichtigungen: zwischen einer und 33 pro Tag, empfohlen werden sieben

Kosten: Download kostenlos, Upgrade für weitere Levels: 1,99 Euro

Funktioniert mit: iOS, Android

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Stop, Breathe & Think

Meditations-Apps: Stop, Breathe & Think

Quelle: Screenshot: Stop, Breathe & Think

How are you? - Wie geht's dir? Mit dieser Frage startet die App Stop, Breathe & Think. Eine Erkenntnis direkt am Anfang: Wenn man mental auf Meditieren eingestellt ist und dann diese Frage gestellt bekommt, denkt man länger darüber nach als sonst.

Wer nicht genau weiß, mit welcher Meditation er anfangen will, nutzt am besten den "Begin"-Button als Einstieg. Damit öffnet sich der Meditations-Guide in fünf Schritten. Auf einer Skala von super bis mies gibt man an, wie man sich mental und körperlich fühlt, danach wählt man Emotionen aus, die zur aktuellen Situation passen: glücklich, kreativ, zufrieden, aufgeregt, dankbar - oder wütend, ungeduldig, pessimistisch, schlecht gelaunt, frustriert. Auf Grundlage dieser Informationen werden dann ausgewählte Meditationen zwischen drei und 20 Minuten angezeigt, die zur aktuellen Gemütslage passen. Die weibliche Stimme, die durch die Übungen führt, spricht schnell, klingt aber angenehm.

Wer seine Meditation selbst auswählen will, kann sich über die Auswahl "Learn to Meditate" einen Überblick verschaffen: Hier folgt eine Übersicht, in der die Grundlagen von Meditation ausführlich erklärt und die einzelnen Programme und ihr Ziel erläutert werden. In der "List of Meditations" können Profis direkt ihre Meditation auswählen.

Die meisten Programme sind kürzer als zehn Minuten und kostenlos verfügbar. Einige andere Programme können zusätzlich heruntergeladen werden, die Preise mit 0,99 bis 2,99 Euro relativ gering. Das liegt auch daran, dass Tools for Peace, die Organisation hinter der App, nicht kommerziell ist. Die Einnahmen gehen an Partnerprogramme mit Schulen und Universitäten, in denen benachteiligte Schüler mit Meditation in Kontakt gebracht werden.

Ideal für: alle, die gerne ihre Gefühle analysieren und zugleich eine gemeinnützige Organisation unterstützen wollen

Sprache: Englisch

Benachrichtigungen: optional

Kosten: Download kostenlos, einzelne Meditations-Kurse zwischen 0,99 und 2,99 Euro

Funktioniert mit: iOS, Android, Browser

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Sleepfulness

Meditations-Apps: Sleepfulness

Quelle: Screenshot: Sleepfulness

Wie der Name schon andeutet, ist Sleepfulness voll und ganz auf guten Schlaf ausgerichtet. Die App ist in die vier Zonen Einschlafen, Aufwachen, Tagsüber und Schlafprobleme aufgeteilt. Die Zeiten, zu denen die einzelnen Zonen angezeigt werden, ermittelt Sleepfullness automatisch anhand der Uhrzeit des Gerätes; sie können jedoch auch manuell angewählt werden.

Für jede Zone gibt es verschiedene Übungen, die auf den Tagesabschnitt zugeschnitten sind. Wer etwa Probleme beim Einschlafen hat, kann zwischen Programmen wählen wie "Settle", bei dem man sich auf das Ausatmen konzentriert und so Körper und Geist entspannt, und "Hear", bei dem über Zuhören Ruhe und Entspannung erreicht werden sollen.

Jede der vier Zonen hat eine eigene Farbgebung, die signalisiert, in welchem Modus sich Nutzer befinden. Auch sonst ist die App klar gestaltet, ohne zu viel Schnickschnack. Die weibliche Stimme hat einen leicht britischen Akzent. Sie spricht ruhig und langsam, mit ausreichend Pausen, um sich auf sich selbst zu konzentrieren. Pro Zone sind zwei bis vier Übungen kostenlos. Weitere Pakete können einzeln dazu gebucht werden. Alternativ ist es auch möglich, mit einem einmaligen Kauf in Höhe von knapp zehn Euro alle Pakete auf einmal zu buchen.

Ideal für: alle, die besser schlafen und ihre Meditation darauf ausrichten möchten

Sprache: Englisch

Benachrichtigungen: optional

Kosten: Download kostenlos, einzelne Meditations-Kurse ab 0,99 Euro, Gesamtpaket für 9,99 Euro

Funktioniert mit: iOS, Android

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