Smartes Spielzeug:Spione im Kinderzimmer

Smartes Spielzeug: Der Teddy sendet Sprachnachrichten, der Roboterhund lässt sich per Smartphone steuern – und was passiert mit den Informationen?

Der Teddy sendet Sprachnachrichten, der Roboterhund lässt sich per Smartphone steuern – und was passiert mit den Informationen?

(Foto: Stiftung Warentest)

Die Stiftung Warentest hat smarte Puppen, Plüschtiere und Roboter untersucht und dabei gefährliche Sicherheitslücken entdeckt.

Von Mirjam Hauck

Knuffig sehen sie aus, das schwarz-weiße Plüschkätzchen und der hellbraune Stoffteddy. Doch die beiden sind nicht einfach nur Kuscheltiere, in ihren Körpern steckt allerhand Technik. Per Smartphone-App lassen sie sich mit dem Internet verbinden. Kätzchen und Teddy sollen so Fragen der Kinder beantworten oder Befehle ausführen können. Sie gehören zur Gruppe von schlauen Spielzeugen, sogenannten Smart Toys. Immer häufiger finden sie in Gestalt von Plüschtieren, Puppen oder auch Robotern den Weg in heimische Kinderzimmer.

Die Stiftung Warentest hat nun sieben dieser mithörenden Teddys und ferngesteuerten Roboter untersucht und dabei gefährliche Sicherheitslücken entdeckt. Drei der getesteten Spielzeuge benötigen für eine Bluetooth-Verbindung weder ein Passwort noch einen PIN-Code. Jeder Smartphone-Besitzer könne sich auf diese Weise mit den Spielwaren verbinden, "um das Kind abzuhören, es auszufragen oder zu bedrohen". Dafür seien weder Hackerkünste noch der physische Zugriff auf das Spielzeug notwendig, warnt Warentest. Mit dem Roboter von i-Que können Fremde etwa aus der Nachbarwohnung dem Kind Anweisungen geben. Und auch die Antworten des Kindes lassen sich abhören.

Mit dem smarten Teddy von Toy-Fi können Eltern ihrem Kind Sprachnachrichten schicken, allerdings auch Fremde. Und auch der bellende Roboterhund Wowwee Chip, er kostet immerhin etwa 220 Euro, lässt sich von jedem Smartphone aus steuern - also auch von Unbefugten. Zudem gibt er Informationen zum genutzten Smartphone an Drittanbieter weiter.

Einige Geräte senden Namen und Geburtstag des Kindes an den Anbieter

Bei den vier als kritisch eingestuften Spielzeugen, darunter die "Hello Barbie" von Mattel und ein Roboter-Dino für 300 Euro, fand Stiftung Warentest zwar keine unsicheren Funkverbindungen, jedoch problematisches Ausspähverhalten bei den dazugehörenden Apps. So erfassen einige die Geräte-ID des Smartphones oder senden Namen und Geburtsdatum des spielenden Kindes an den Anbieter. Manche setzen Tracking-Programme ein, die auch das Surfverhalten der Eltern mitschneiden können.

Einige verhielten sich gar wie "Spione im Kinderzimmer": Sie nehmen über integrierte Mikrofone die Gespräche der Kinder auf und schicken sie an die Server der Anbieter. Bei der Barbie lässt sich sogar das eigene Kind belauschen, Eltern können laut Stiftung Warentest alle Sprachaufnahmen des Kindes online abhören.

"Das Kinderzimmer darf kein Einfallstor für Ausspähung sein", kritisiert die Grünen-Politikerin Renate Künast, die Vorsitzende des Ausschusses für Verbraucherschutz ist: Kinder seien besonders schutzbedürftig. Aus einer Antwort der Regierung auf eine Anfrage der Grünen gehe zudem hervor, dass die Bundesnetzagentur bereits 160 Verfahren eingeleitet und 400 Angebote gelöscht habe, weil diese illegale Spionagegeräte seien. Eines davon war die smarte Puppe "My friend Cayla", die Anfang des Jahres verboten und damit aus dem Handel genommen werden musste.

Künast möchte nun, dass gegen den Roboter von i-Que vorgegangen wird. Die Bundesnetzagentur sieht dafür aber keinen Grund, weil viele Händler den Roboter nicht mehr im Sortiment hätten. Auch Caylas Konkurrentin "Hello Barbie" darf wohl weiter mit Kindern spielen. Sie ist juristisch keine versteckte Spionage-Anlage, denn sie nimmt nicht heimlich auf. Kinder müssen dafür einen Knopf an ihrem Gürtel gedrückt halten.

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