Sinkende Nachfrage:Apple kürzt Aufträge für das iPhone 5C

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Zu wenig Nachfrage: Das iPhone 5C

(Foto: Getty Images)

Apple bestellt bei seinen Zulieferern weniger Bauteile für das iPhone 5C. Das könnte ein Anzeichen für eine schwache Nachfrage nach dem preisgünstigeren Smartphone sein. Die Strategie des Konzerns gerät nun stärker in die Kritik.

Von Lorraine Luk und Eva Dou, Wall Street Journal Deutschland

Apple hat seinen Auftragsfertigern angekündigt, dass die Bestellungen für sein iPhone 5C im vierten Quartal reduziert werden. Das berichten mit der Sache vertraute Personen. Offenbar ist die Nachfrage für das Smartphone schwächer als erwartet, was auch die Preisstrategie in Frage stellt.

Im September hatte Apple den Verkauf seiner beiden neuen iPhones in elf Märkten, darunter den USA, Deutschland und China, gestartet. Die Kunden stürzten sich zunächst vor allem auf das höherpreisige iPhone 5S, das schnellere Chips und neue Funktionen wie etwa einen Fingerabdruck-Scanner bietet und das etwa 100 US-Dollar günstigere iPhone 5C in den Schatten stellt. Die Nachfrage für eine neue goldfarbene Version war besonders hoch. Apple musste daher für diese Variante seine Bestellungen erhöhen.

Jetzt hat Apple den taiwanischen Zulieferern Pegatron und Hon Hai Precision Industry mitgeteilt, dass die Auslieferungen des iPhone 5C im vierten Quartal reduziert werden. Pegatron, das etwa zwei Drittel aller Aufträge für das iPhone 5C ausführt, wurde gesagt, dass die Bestellungen um weniger als 20 Prozent gekürzt würden, berichten Insider. Hon Hai, wo der Rest produziert wird, muss sich offenbar auf eine Reduzierung um ein Drittel einstellen.

Einem Hersteller von Bauteilen wurde ebenfalls eine Kürzung der Bestellungen für das iPhone 5C angekündigt - um 50 Prozent. Analysten sagen, dass dies auf eine Verlangsamung der Auslieferungen im kommenden Jahr hindeuten könnte - oder eine Inventarreduzierung bei den Fertigern. Eine Apple-Sprecherin reagierte zunächst nicht auf eine Kommentaranfrage.

Apple steht durch preislich günstigere Android-Smartphones von Samsung Electronics und anderen Herstellern unter hohem Wettbewerbsdruck. Samsung hatte im September ebenfalls ein neues Smartphone vorgestellt, das Galaxy Note 3 und die dazugehörige Smartwatch Galaxy Gear. Auch HTC macht seine Geräte mit neuen Funktionen wie einem Fingerabdruck-Scanner technisch attraktiver.

Anleger hatten von Apple gefordert, der Konkurrenz mit einem günstigeren Smartphone zu begegnen, dass neue Käuferschichten in China und anderen Schwellenländern ansprechen könnte. Das iPhone 5C galt vorab als Hoffnungsträger. Analysten hatten mit einem Verkaufspreis von etwa 350 Dollar gerechnet. Viele Investoren zeigten sich enttäuscht, dass der tatsächliche Preis deutlich höher lag.

Beim Produktstart - das erste Mal, dass Apple zwei Handys gleichzeitig vorstellte, schien die Nachfrage nach dem Premium-Smartphone bei den vor den Apple Stores wartenden Massen besonders hoch zu sein. Laut Analysten wurde das iPhone 5S überproportional häufig gekauft. Auf seiner Webseite verkündete Apple, dass Kunden für neue Bestellungen mehrere Wochen Wartezeit in Kauf nehmen müssen. Laut dem Unternehmen wurden am ersten Wochenende 9 Millionen iPhones verkauft. Allerdings gab Apple nicht bekannt, wie viele davon auf welche Variante entfielen.

Apple hat die Zulieferer laut der Insider Anfang des Monats über die Kürzungen der Bestellungen für das iPhone 5C informiert. Hon Hai hat deshalb bereits die geplante Einstellung zusätzlicher Arbeitskräfte gestoppt, sagte ein Manager. Noch im September hatte der Zulieferer aus Taiwan angekündigt, man werde wegen der Bestellungen für das iPhone 5C seine Belegschaft aufstocken. Gleichzeitig soll Apple aber die Bestellungen für das höherwertige iPhone 5S im vierten Quartal erhöht haben.

Bei den Zulieferern in Asien wird die Kürzung als Beleg für die schwache Nachfrage nach dem bunten iPhone gesehen. Zwar müssen die Aufträge den Verkäufen nicht direkt entsprechen - es gibt jedoch weitere Hinweise auf eine maue Nachfrage,

In den vergangenen Wochen haben bereits mehrere Mobilfunkanbieter die Preise für das iPhone 5C gesenkt. Bei China Telecom kostet das Gerät mit 16 Gigabyte Speicher nur noch 3.788 Yuan (etwa 460 Euro), entspricht einem Rabatt von 700 Yuan. Der US-Einzelhändler Wal-Mart verkauft das Modell mittlerweile mit einem Zweijahresvertrag für 79 US-Dollar, 20 Dollar weniger als zuvor. Laut der Webseite von Apple in den USA, Deutschland und China wird das iPhone 5C dort innerhalb von 24 Stunden versendet. Das 5S hat eine Wartezeit von 2-3 Wochen.

In China kostet ein iPhone 5S ohne Vertrag 5,288 Yuan, etwa 641 Euro, das iPhone 5C dagegen 4.488 Yuan (544 Euro). Laut den Marktforschern von Gartner sind vergleichbare Smartphones anderer Hersteller in China für umgerechnet weniger als 300 Euro zu haben.

Gerade in China machten die hohen Preise es Apple schwer, "im nach Kunden größten Mobilfunkmarkt der Welt mitzuhalten", sagt Marvin Lo, Analyst bei Mizuho Securities. "Die Kunden in weiter entwickelten Märkten wie den USA oder Hongkong bevorzugen auch das iPhone 5S, weil die Preisdifferenz zwischen den beiden neuen iPhones nur gering ist."

Die reduzierten Bestellungen von Apple könnten sich in den Bilanzen der Zulieferer und Auftragsfertiger niederschlagen. Hon Hai und Pegatron sind stark von dem US-Konzern abhängig. Pegatron wird vermutlich einen entsprechenden Rückgang beim Umsatz vermelden, sagt eine mit der Sache vertraute Person, da es nun zu spät sei, neue Kunden für diesen Zeitraum zu finden

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