Silicon Valley:Schwarze putzen und gärtnern, Weiße verdienen das Geld

  • Google hat neue Zahlen über die Zusammensetzung seiner Mitarbeiter veröffentlicht.
  • Drei Prozent der US-Angestellten sind Hispanics, zwei Prozent Schwarze. Der Frauenanteil in technischen Berufen liegt weltweit bei gerade einmal 18 Prozent.
  • Fast alle großen Tech-Firmen im Silicon Valley sind ähnlich homogen. Schwarze oder Latinos findet man fast ausschließlich als Gärtner, Reinigungs- oder Sicherheitskräfte.
  • Die Konzerne zeigen sich selbstkritisch und starten Maßnahmen für mehr Diversität.

Von Simon Hurtz

Das Silicon Valley hat den Ruf, ein Tal der weißen Männer zu sein. Die gute Nachricht zuerst: Auch im kalifornischen Tech-Mekka arbeiten Menschen jeder erdenklichen Hautfarbe aus allen Ländern der Erde.

Die schlechte Nachricht gleich hinterher: Diese Menschen gründen keine Start-ups und sitzen nicht an den Hebeln der Macht - sie sorgen dafür, dass weiße Männer möglichst komfortabel, ungestört und sicher Software entwickeln und Entscheidungen treffen können.

Je höher das Gehalt, desto weißer die Angestellten

Drei von vier Gärtnern im Silicon Valley sind Hispanics oder Latinos, unter den Hausmeistern liegt der Anteil bei 69 Prozent. Auch bei Sicherheits- und Reinigungskräften dominieren Schwarze oder Lateinamerikaner (alle Zahlen als PDF). Um sich mit ihrem Einkommen von zwölf bis 14 Dollar pro Stunde die Durchschnittsmiete für ein Apartment in der Region leisten zu können, müssten sie Vollzeit arbeiten und Überstunden machen - Geld zum Leben bliebe dann aber nicht mehr übrig.

Entwickler oder Designer verdienen rund fünf Mal so viel. Und je höher das Gehalt, desto zutreffender das Klischee: Anfang der Woche hat Google neue Zahlen über die Zusammensetzung seiner Angestellten veröffentlicht. In den USA waren im Januar 2015 drei Prozent der Mitarbeiter Hispanics, zwei Prozent Schwarze. Auch bei anderen Tech-Firmen wie Facebook, Twitter, Yahoo, Ebay oder Linkedin liegen diese Anteile zwischen einem und drei Prozent.

Apple (sechs Prozent Schwarze, sieben Prozent Hispanics) wirkt dagegen fast schon fortschrittlich - doch die zehn mächtigsten Menschen im Unternehmen sind Weiße, neun davon Männer.

Apple Leadership

Der CEO und die Senior Vice Presidents von Apple - zehn Mal weiß, neun Mal männlich.

(Foto: Screenshot/apple.com)

Bei Google sieht es in Sachen Frauenquote auch nicht allzu gut aus. 78 Prozent der leitenden Angestellten sind Männer, in den technischen Berufen sind es 82 Prozent.

Immerhin: Google gibt sich selbstkritisch

So alarmierend diese Zahlen sind, zwei Dinge machen Mut: Noch bis vor einem Jahr wusste niemand außerhalb der Unternehmen selbst darüber Bescheid. Dann gestand Google öffentlich ein, dass man lange Zeit nur "widerwillig" Auskunft über Statistiken zu Diversität gegeben habe - nun aber erkannt hätte, dass das ein Fehler gewesen sei. Zeitgleich entdeckte das halbe Silicon Valley das Thema für sich, und mittlerweile haben große Konzerne wie Google, Apple oder Facebook eigene Diversity-Portale eingerichtet, auf denen sie ihr Engagement für mehr Vielfalt öffentlichkeitswirksam darstellen.

Diese Bemühungen zeigen erste, kleine Erfolge: 2010 waren 14 Prozent aller neu angestellten Google-Techniker weiblich, mittlerweile kommt auf vier Männer immerhin eine Frau. Auch die Frauenquote auf der jährlich stattfindenden Entwicklerkonferenz I/O ist von acht Prozent im Jahr 2013 auf immerhin 23 Prozent gestiegen.

Mehr als zwei Milliarden Menschen nutzen Google-Dienste, bald werden anderthalb Milliarden Menschen einen Facebook-Account haben - Frauen und Männer, Alte und Junge, Weiße und Schwarze. Es wäre absurd, wenn diese Produkte fast ausschließlich von jungen, weißen Absolventen amerikanischer Elite-Unis entwickelt würden.

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