Service: Flachcomputer:Was mein Tablet können muss

Noch führt Apples iPad den Markt der flachen Tablet-Computer an. Doch nun erscheinen die groß angekündigten Konkurrenten mit Googles Android-Betriebssystem. Die technischen Details verwirren interessierte Kunden. Worauf sie achten sollten.

Als Apple das iPad vor etwas mehr als einem Jahr veröffentlichte, waren Skeptiker nicht überzeugt, dass das Gerät ein Erfolg werden würde. In der Realität allerdings brach der Tablet-PC schnell alle Verkaufsrekorde. Die Konkurrenz war überrascht und versuchte, schnell zu reagieren.

Service: Flachcomputer: Marktführer Apple iPad.

Marktführer Apple iPad.

(Foto: AFP)

In den Elektronikfachmärkten fanden sich schnell Billigtablets von unbekannten Marken, doch wirklich ernstzunehmende Konkurrenzprodukte gab es lange nicht. Erst jetzt erscheinen auch auf dem deutschen Markt neue Tablet-PCs, die wohl endlich die Lücke zum Apple-Flachcomputer schließen und den Markt der Tablets interessanter machen.

Für den Kunden wird die Auswahl größer, aber damit auch etwas unübersichtlicher. Verschiedene Größen, Betriebssysteme und technische Details überfordern schnell den potentiellen Tablet-Käufer. Lesen Sie auf den nächsten Seiten, was Kunden beachten sollten.

Netbook oder Tablet?

Apple-Chef Steve Jobs hält nicht viel von Netbooks, wie er bei der Vorstellung des iPads Anfang 2010 deutlich machte. Doch in der Praxis haben sich die Mini-Laptops bewährt und verkaufen sich erfolgreich. Bevor man sich ein neues Tablet anschafft, sollte die grundsätzliche Frage beantwortet werden, ob nicht ein Netbook die bessere Wahl für das vorgesehene Anwendungsgebiet darstellt.

Service: Flachcomputer: Kleine Netbooks könnten für einige Kunden die bessere Alternative zu einem Tablet-PC sein.

Kleine Netbooks könnten für einige Kunden die bessere Alternative zu einem Tablet-PC sein.

(Foto: AP)

Gerade wenn man einen kleinen Helfer für die Arbeit unterwegs sucht, spielen Netbooks ihre Stärken aus. Die eingebaute Tastatur ist meist ausreichend groß, um bequem mit zehn Fingern tippen zu können. Das ist praktisch, so etwa, wenn es darum geht, Protokolle zu schreiben. Bei Tablets ist in der Standardausstattung nur eine Displaytastatur vorhanden, mit der Vielschreiber meist nicht so gut zurechtkommen.

Auch laufen auf Netbooks viele der gewöhnlichen PC-Programme und selbst mobiles Surfen ist möglich. Entweder per eingebautem 3G-Adapter oder über einen 3G-USB-Stick.

Dafür schwächeln Netbooks im Multimedia-Bereich: HD-Videos ruckeln, aufwändige Spiele funktionieren gar nicht. Gerade hier spielen iPad und Co ihre Stärken aus. Nicht produktives Arbeiten, sondern entspanntes Konsumieren von Internetseiten, Fotos, Musik, Videos und Spielen steht im Vordergrund bei Tablets.

Leichte Flunder oder schwerer Brocken?

Von Heim- bis Autokino: Neue Technik-Produkte

Das HTC Flyer ist ein sieben Zoll großes Android-Tablet.

(Foto: dpa-tmn)

Das Display entscheidet. Wer viel unterwegs im Internet surfen will, den Smartphone-Bildschirm allerdings als zu klein empfindet, dem bieten Tablets mit sieben Zoll Displaygröße bereits einen annehmbaren Kompromiss. Das Gewicht schlägt in dieser Geräteklasse meist mit etwa 400 Gramm zu Buche und die Tablets können gut in einer Hand gehalten werden.

Doch die Auswahl an Sieben-Zoll-Tablets ist nicht allzu groß, da sich die meisten Hersteller am Marktführer iPad orientieren. In diesen ist ein etwa zehn Zoll großes Display eingebaut. Geräte dieser Klasse wiegen meist zwischen 650 und 900 Gramm und können so schon mal in den Händen recht schwer werden. Vor allem, wenn es lange gehalten werden muss.

Der Vorteil aber ist klar: Auf dem größeren Display ist mehr Inhalt zu erkennen. Benutzer müssen nicht so viel scrollen, Texte erscheinen größer und Fotos oder Filme lassen sich besser ansehen - sofern die Auflösung stimmt. Die neuesten Geräte bieten hohe Auflösungen von bis zu 1280 x 800 Bildpunkten. Niedriger als 1024 x 600 Pixel sollte diese deshalb nicht mehr sein.

Android, iOS oder ganz anders?

HP introduces an all new TouchPad

HP hat für den Sommer den TouchPad angekündigt. Ein Tablet auf Basis des webOS-Betriebssystem von Palm.

(Foto: dpa)

Auf dem Smartphone-Markt scheint der vorherrschende Kampf klar: Apples iOS gegen Googles Android. Daneben noch einige andere, die aber zahlenmäßig eine eher untergeordnete Rolle am Markt spielen. Ähnlich verhält es sich am Tablet-Markt, allerdings hat Apple hier noch einen viel größeren Vorsprung zur Konkurrenz.

Tatsächlich holt Android erst mit den gerade neu erscheinenden Geräten wie dem Samsung Galaxy Tab 10.1 in diesen Tagen zum Gegenschlag aus. Darauf ist zum Marktstart in Deutschland bereits Android 3.1 (Honeycomb) installiert, das speziell für die flachen Computer angepasst wurde. Erste Praxistests zeigen zwar, dass es noch mit einigen Kinderkrankheiten kämpft, doch versprechen die Entwickler, diese in nächster Zeit auszubügeln.

Noch wirkt Apples iOS auf dem iPad daher etwas runder und intuitiver in der Handhabung, kommt allerdings mit den gleichen Einschränkungen, die Kunden auch schon vom iPhone kennen. Das Gerät muss zur Aktivierung zwangsläufig mit iTunes gekoppelt werden, worüber auch die Synchronisierung läuft.

Daten lassen sich also nicht einfach mal auf den PC eines Freundes übertragen, schneller USB-Datenaustausch ist tabu. Mittels eines zusätzliche Adapters kann immerhin die Speicherkarte der Kamera eingelesen werden.

Die Frage des Betriebssystems ist eng mit den zur Verfügung stehenden Apps verbunden. Gerade die kleinen Programme und Spiele, die sich in den App-Stores herunterladen lassen, machen die Tablets erst vollständig. Der zeitliche gibt hier Apple auch wieder einen zahlenmäßigen Vorsprung. Es wird erwartet, dass Android, wie schon bei den Smartphones, auch hier zügig aufholt.

Doch man sollte die Konkurrenz nicht aus den Augen verlieren. Blackberry-Hersteller RIM hat mit seinem Playbook bereits einen Flachcomputer im Angebot, der allerdings als Ergänzung zu den Blackberry-Smartphones gedacht ist. Auch Hewlett-Packard hat sein TouchPad getauftes Tablet für den Sommer angekündigt. Letzteres basiert auf dem von Palm übernommenen webOS-Betriebssystem. Das Angebot an Apps ist hier viel geringer, doch ist die Zahl allein noch keine Garantie für gute Qualität, so dass diese Geräte für den ein oder anderen auch eine akzeptable Alternative darstellen könnten.

Datenübertragung und mobiles Internet?

iPad-Herausforderer Xoom: Aufmarsch der Tablet-Androiden

Ein Tablet-User surft im Internet.

(Foto: dpa-tmn)

Eigentlich alle Tablets haben Wlan eingebaut, um daheim oder im Café kabellos ins Internet zu gelangen. Wer zusätzlich auch unterwegs Zugriff auf das Netz braucht, sollte auf einen eingebauten 3G-Empfänger achten. In Kombination mit einem Datentarif für etwa zehn Euro lässt sich so fast überall das Internet nutzen.

Auch bei den weiteren Schnittstellen lohnt ein genauer Blick. Einige Tablets bieten Standard-USB-Anschlüsse, wie man sie von PC oder Notebook kennt, und erkennen sogar angeschlossene Speichersticks. Häufig verwenden die Hersteller aber leider eigene spezifische Anschlüsse, weshalb die Datenübertragung nur mit dem mitgelieferten Adapterkabel klappt.

Einige Tablets bieten auch die Möglichkeit, das Gerät über ein HDMI-Kabel an moderne Fernseher anzuschließen. So lassen sich die mit der eingebauten Kamera gedrehten Videos oder auch YouTube- und Online-Leihfilme schnell am TV ansehen. Doch eine allzu hohe Qualität sollte man von diesen Kameras nicht erwarten.

Die Auflösung und auch die Qualität der verbauten Linse reicht meist nicht, um die Digital-Kamera zu ersetzen, selbst wenn eine hohe Megapixel-Kamera eingebaut ist. Dennoch kann die Kamera für kurze Clips, spontane Fotos und auch einige Apps sehr sinnvoll sein. Wer gerne Videochats führt, sollte darauf achten, dass auch auf der Vorderseite eine Kamera eingebaut ist.

Wichtige technische Feinheiten

Tellez of Universidad Autonoma de Baja California plays a game on a Motorola Xoom tablet at the Google I/O Developers Conference in the Moscone Center in San Francisco

Für aufwändige Spiele und Apps werden hohe Hardwareanforderungen an Tablet-PCs gestellt.

(Foto: REUTERS)

Wichtig ist vor allem, dass das Gerät über ein kapazitives Display verfügt. Nur damit klappt die intuitive Gestensteuerung, das schnelle Zoomen mit zwei Fingern oder das leichte Tippen. Gerade Billig-Tablets unter 200 Euro nutzen günstige Displays, die nur auf starken Druck reagieren und bringen so Nutzer zur Verzweiflung. Eine Besonderheit bietet das sieben Zoll große HTC Flyer. Neben der Touch-Bedienung bietet dieses Tablet auch die Möglichkeit, sich Notizen mit Hilfe eines speziellen Stifts zu machen.

Um Fotos, Videos und Apps abzuspeichern, ist in Tablets Flash-Speicher eingebaut. Dieser variiert bei den meisten Geräten zwischen 16 und 64 Gigabyte. Einige, wie das Acer Iconia Tab A500 bieten Speicherkarten-Steckplätze, mit denen dieser sich leicht und günstig erweitern lässt. Bei Apples iPad hingegen sollte man sich schon beim Kauf klar sein, welche Speicherkapazität man wohl benötigen wird. Eine Speichererweiterung ist hier nicht vorgesehen.

Auch auf die Akkulaufzeit sollte ein Blick geworfen werden, denn Tablets müssen gerade als mobile Geräte lange durchhalten. Gute Tablet-PCs kommen auf acht bis zehn Stunden Laufzeit bei starker Beanspruchung, wie etwa beim Anschauen von Videos.

Ein schneller Prozessor und viel Arbeitsspeicher helfen, aufwändige Apps und Spiele flüssig darzustellen oder mehrere Apps parallel zu nutzen. Um billige Geräte, bei denen bereits die Darstellung des Hauptmenüs unerträglich ruckelt, sollten Interessierte aber einen großen Bogen machen. Dieses Geld lässt sich bedeutend sinnvoller einsetzen.

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