Schwangerschaft:Diesem Paar verriet ein Fitness-Armband, dass sie Eltern werden

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Durch die Daten eines solchen Armbandes erfuhr David Trinidad von der Schwangerschaft seiner Frau (Symbolbild).

(Foto: Fitbit Inc.)

Als David Trinidads Frau tagelang erhöhten Puls hatte, fragte er im Internet um Rat. Die Antwort: Glückwunsch, sie ist schwanger.

Von Sara Weber

David Trinidad wollte mit seinem Fitness-Armband eigentlich nur ein wenig abnehmen. "Ein Neujahrsvorsatz", sagt er am Telefon. Doch dann waren es ausgerechnet die Daten aus dem kleinen Gerät, die sein Leben und das seiner Frau Ivonne veränderten: Die kleine Fitnessmaschine verriet, dass Ivonne schwanger ist.

Seine Frau zeigte ihm vergangene Woche ihre Auswertung der vergangenen Tage. Die stellte den Puls als erhöht dar, obwohl sie zwei Tage lang nur normal gearbeitet und keinen Sport gemacht hatte. David dachte, es gebe ein technisches Problem. Er hatte auf Reddit in der Vergangenheit hilfreiche Antworten auf eine Frage zu seinem eigenen Armband bekommen, also fragte er wieder die Community der Webseite um Rat.

"Kann es sein, dass sie schwanger ist?"

"Das Fitbit meiner Frau zeigt, dass ihr Puls in den letzten Tagen konstant hoch war", beginnt Trinidads Reddit-Eintrag vom 4. Februar. "Ich bin mir nicht sicher, ob was mit dem Sensor nicht stimmt. Gibt es eine Möglichkeit, das Gerät neu zu starten oder neu aufzusetzen? Ich würde das gerne probieren, bevor ich den Kundenservice wegen eines Ersatzgerätes kontaktiere." Daraufhin frage eine andere Nutzerin: "War sie in den letzten Tagen gestresst, oder kann es sein, dass sie schwanger ist?"

Als Trinidad den Kommentar las, rief er seine Frau an: Auf Reddit habe jemand angemerkt, dass sie schwanger sein könnte. "Wir haben beide noch keine Kinder und hatten noch nie gehört, dass bei einer Schwangerschaft der Puls steigt", sagt er. An dem Abend sei Ivonne mit "ungefähr 20 verschiedenen Schwangerschaftstests" nach Hause gekommen, die sie in den kommenden zwölf Stunden einen nach dem anderen gemacht habe. "Alle waren positiv."

Das Modell, das David und Ivonne nutzen, überwacht automatisch und kontinuierlich die Herzfrequenz des Trägers, zählt Schritte und verbrannte Kalorien beim Sport. Wer das Armband nachts trägt, lässt auch seinen Schlaf überwachen. Die Schlafanalyse war es, die Ivonne Trinidad besonders gut gefallen hat - und die für ihren Mann der ausschlaggebende Grund war, ihr auch ein Armband zu schenken.

Voraussichtlicher Geburtstermin: Oktober 2016

Im Oktober soll das erste Kind der beiden zur Welt kommen. Erfahren haben sie ungewöhnlich früh von der Schwangerschaft, noch bevor Ivonne Trinidads Periode zum ersten Mal ausblieb. Eigentlich ein Zeitpunkt, zu dem die meisten Paare kaum jemandem davon erzählen - wenn nicht gerade Reddit-Nutzer die Diagnose in aller Öffentlichkeit stellen.

Nachdem sie seinen Eltern die Neuigkeit mitgeteilt hatten, wandte sich David Trinidad in Absprache mit seiner Frau an die Reddit-Nutzer: "Ich werde Vater!" Der Beitrag schaffte es auf die Startseite der Internet-Community, die die beliebtesten Geschichten zeigt und die jeden Monat etwa 230 Millionen Menschen besuchen. Als er Freunden von der Schwangerschaft erzählte, hatten sie schon online davon gelesen. "Das war der Moment, in dem wir beschlossen, einen eigenen Instagram-Account einzurichten: Schließlich haben wir so auch eine tolle Geschichte, die wir unserem Kind mal erzählen können", sagt David.

Daten aus Armbändern wecken Begehrlichkeiten

Krankenkassen diskutieren derzeit darüber, wie sie Daten von Fitness-Trackern nutzen könnten. Jens Baas, Chef der Techniker-Krankenkasse, plädierte im Interview mit der Süddeutschen Zeitung für eine elektronische Patientenakte, in die auch Daten einfließen sollen, "die zum Beispiel über einen Fitness-Tracker erhoben werden". Wie mit diesen Informationen umgegangen werden soll, ist noch unklar.

Fitibit will sich nicht äußern

Der Fall Ivonne Trinidads, bei der gemessenen Daten auf eine körperliche Veränderung hindeuteten, zeigt, dass Patienten noch vieles über die Möglichkeiten der digitalen Messinstrumente lernen müssen. Fitbit lehnte eine Stellungnahme auf Anfrage der SZ ab. Das Unternehmen sagt nicht, ob es bereits ähnliche Fälle gegeben hat oder welche Verantwortung seiner Ansicht nach mit der Gesundheitsüberwachung einhergeht.

David Trinidad selbst findet es nicht schlimm, dass das Armband so viele Daten über Körperfunktionen sammelt. Nur als er überlegt, worauf die Daten seiner Frau ebenfalls hätten hindeuten können, wurde er nachdenklich - schließlich kann der erhöhte Puls auch Symptom einer ernsten Erkrankung sein. "Mein erster Instinkt war: Da stimmt was mit der Uhr nicht", sagt er. "Aber mein zweiter Gedanke war natürlich: Ich hoffe, bei ihr ist gesundheitlich alles in Ordnung."

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