Schwacher Tablet-Absatz:Surface zieht Microsoft nach unten

Surface RT von Microsoft

Teurer Ladenhüter: das Surface RT von Microsoft

(Foto: AFP)

Eigentlich wollte sich Microsoft mit seinem neuen Tablet-Computer in die Post-PC-Ära katapultieren. Stattdessen entpuppt sich das Surface als teurer Ladenhüter, der dem Unternehmen die Bilanz vermasselt.

Das Geschäft mit Desktop-Computern läuft weltweit und bei allen Computer-Herstellern schleppend. Nun bekommt das auch Microsoft zu spüren. Der Gewinn der Windows-Sparte halbierte sich im vergangenen Quartal auf knapp 1,1 Milliarden Dollar. Microsoft schrieb alleine 900 Millionen Dollar auf seinen Tablet-Computer Surface RT ab, der sich offenbar noch schlechter verkauft, als von Marktbeobachtern angenommen.

Das Gerät hat wohl einen schweren Stand gegen Apples iPad und die oft billigeren Android-Tablets. Microsoft hatte als Reaktion auf die schlechten Verkaufszahlen den Preis des Windows-Tablets erst vor wenigen Tagen deutlich gesenkt. An den Geschäftszahlen änderte das freilich nichts mehr. Sie blieben hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Nachbörslich fiel die Aktie um mehr als 6 Prozent.

Bislang hatte Microsoft die Probleme auf dem Computermarkt ohne größere Schäden überstanden. Die neue Finanzchefin Amy Hood räumte nun aber ein, dass Microsoft von den schrumpfenden PC-Verkäufen getroffen worden sei. Denn Laptops und Desktop-Computer werden zumeist zusammen mit einem Windows-Betriebssystem ausgeliefert.

Gleichzeitig gebe es aber eine "weiterhin starke Nachfrage nach Angeboten für Firmenkunden und die Cloud", führte Hood aus. Dadurch konnte Microsoft in seinem vierten Geschäftsquartal (April bis Juni) seinen Umsatz noch um zehn Prozent auf 19,9 Milliarden Dollar steigern (15,2 Mrd Euro). Das Unternehmen erreichte so einen Gewinn von annähernd 5,0 Milliarden Dollar. Im Vorjahreszeitraum hatte Microsoft wegen einer hohen Abschreibung auf die zugekaufte Online-Werbefirma Aquantive einen Verlust von annähernd einer halben Milliarde Dollar ausgewiesen.

Als gute Gewinnbringer erwiesen sich einmal mehr die Office-Büroprogramme sowie die Server-Software. Der Verlust in der Xbox-Spielesparte ging zurück. Im Mobiltelefon-Bereich verzeichnet das Unternehmen steigende Einnahmen von 222 Millionen US-Dollar (169 Millionen Euro). Allerdings liegt das nicht notwendigerweise am guten Absatz von Windows-Phone-Geräten. Auch die Einnahmen aus Lizenzen für Android-Smartphones zählen zu den Einnahmen des Firmenbereichs.

Die Marktforschungsfirmen Gartner und IDC hatte ausgerechnet, dass die Auslieferungen von PC im vergangenen Quartal um etwa 11 Prozent gefallen waren. Damit schrumpfte der Markt fünf Quartale in Folge - die längste Schwächeperiode bisher.

Die Hoffnung von Firmenchef Steve Ballmer liegt nun auf der Einführung des neuen Windows 8.1, dessen finale Version im August erscheinen soll. Mit Windows 8.1 kehrt auch der von vielen Nutzern schmerzlich vermisste Start-Button zurück. Ballmer hatte erst jüngst einen großen Umbau des Managements angekündigt, um Microsoft fit für die neue Computerwelt zu machen. Beispielsweise werden künftig alle Betriebssysteme unter einem Dach entworfen; das gleiche gilt für die Entwicklung aller Hardware. Ballmer will weg vom Image Microsofts als vornehmlichem Software-Konzern. Stattdessen legt er den Fokus auf Geräte und Services.

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