Süddeutsche Zeitung

Kriminalität im Darknet:Polizei schaltet größte Kinderporno-Server ab

Der irischen Polizei ist ein bedeutender Schlag gegen Kinderpornografie im Internet gelungen. Am Wochenende nahm sie einen 28-Jährigen fest, der die Infrastruktur für alle großen Kinderporno-Seiten im Netz bereitgestellt haben soll. Das könnte nun auch Folgen für die Nutzer solcher Seiten haben.

Die irische Polizei hat in Zusammenarbeit mit dem FBI offenbar einen bedeutenden Erfolg im Kampf gegen Kinderpornografie im Internet erlangt. In Irland wurde am Samstag ein Mann festgenommen, der laut Medienberichten im Verdacht steht, Server für die größten Kinderpornografie-Webseiten im Internet bereitgestellt zu haben. Bei dem 28-jährigen Festgenommenen soll es sich um Eric Eoin Marques handeln, einen mutmaßlichen Kriminellen. Offiziell bestätigen wollen die Behörden das aber nicht.

Marques ist Chef des Internetunternehmens Host Ultra Limited, welches das Hosting-Unternehmen Freedom Hosting betreibt. Marques sitzt nun laut der Tageszeitung The Independent in Irland in Untersuchungshaft. Die USA haben dem Bericht zufolge die Auslieferung des 28-Jährigen beantragt, der laut FBI der "größte Lieferant von Kinderpornografie auf dem Planeten" ist.

Als Folge der Festnahme sind offenbar auch sämtliche Webseiten, die auf Servern des Unternehmens lagerten, zumindest vorübergehend aus dem Netz verschwunden. Beobachter berichten, dass am Samstag gegen 12.40 Uhr gleichzeitig alle großen Kinderpornografie-Seiten aus dem Darknet nicht erreichbar waren. Zudem sollen ein bekanntes Hackerforum, ein E-Mail-Dienst sowie eine von Marques betriebene Darknet-Bank und das HiddenWiki, eine Art Inhaltsverzeichnis für das Darknet, offline gegangen sein. Zudem sollen unbekannte Angreifer eine Sicherheitslücke in einer Firefox-Version ausgenutzt haben, um an die IP-Adressen von Besuchern der Kinderporno-Webseiten zu gelangen. Experten vermuten, dass dahinter eine Polizeibehörde steckt.

Auf der größten Kinderpornografie-Seite im Darknet, die nun ebenfalls abgeschaltet wurde, sollen bereits vor zwei Jahren mehr als 100 Gigabyte an illegalen Fotos und Videos gelagert haben. Damals war die Seite von dem Hackerkollektiv Anonymous angegriffen worden, was der Seite mittelfristig aber statt Schaden einen Popularitätsschub verpasste. Zuletzt sollen 14.969 Nutzer auf der Seite registriert gewesen sein. Sie sollen Zugriff auf eine Million Fotos gehabt haben, berichtet die amerikanische Nachrichtenseite The Daily Dot.

Marques wird vorgeworfen, die illegale Nutzung seiner Serverdienste bewusst gefördert zu haben. Zwar soll es offiziell verboten gewesen sein, illegale Dateien hochzuladen. Allerdings sei dieses Verbot mit dem Hinweis versehen gewesen, dass wenn der Nutzer es trotzdem tue, Freedom Hosting keine Haftung übernehme. Das könnte Marques nun zum Verhängnis werden.

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