Süddeutsche Zeitung

Facebook-Vize Sheryl Sandberg:Ein fast schon defensiver Auftritt

Facebooks Top-Managerin Sheryl Sandberg gibt sich auf der DLD-Konferenz offen für Regulierung. Um die Europawahl vor Manipulationsversuchen zu schützen, will Facebook eng mit Behörden wie dem BSI zusammenarbeiten.

Von Mirjam Hauck

Welches Internet soll es denn sein? Das freie und offene Netz, zu dem alle Menschen auf der Welt Zugang haben, oder eines, das von einer Handvoll Tech-Giganten dominiert und von autoritären Regierungen genutzt wird, um die Bevölkerung auszuspähen? Sheryl Sandberg, Facebooks Geschäftsführerin und die Nummer zwei nach Mark Zuckerberg, stellte am Sonntag auf der Burda-Innovationskonferenz DLD in München ihre Rede unter das Motto "What kind of internet do we want?".

Facebook ist ohne Frage einer der Tech-Giganten. Das Unternehmen hat mehr als 2,2 Milliarden Nutzer, und mit den gigantischen Datenmengen dieser Milliarden Nutzer verdient Facebook Milliarden Dollar mit personalisierter Werbung. Dennoch war 2018 das wohl schlimmste Jahr in der Unternehmensgeschichte. So sorgten die Skandale um die Weitergabe sensibler Daten wie die von 87 Millionen Facebook-Nutzern an die dubiose Analysefirma Cambridge Analytica dafür, dass Mark Zuckerberg vor dem US-Kongress und dem Europäischen Parlament aussagen musste.

Aber auch Sheryl Sandberg stand in den vergangenen Monaten im Zentrum von Skandalen um das soziale Netzwerk. Nach Enthüllungen der New York Times soll sie Mitarbeiter beauftragt haben, finanzielle Interessen des Investors George Soros zu überprüfen. Soros ist einer der großen Facebook-Kritiker. Vergangenes Jahr auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos sagte er, dass Facebook und Google immer mächtigere Monopole und eine Bedrohung seien, Regulierungsbehörden müssten die Gesellschaft vor ihnen schützen.

Zusammenarbeit mit dem BSI zum Schutz der Europawahl

In München erklärte Sandberg nun, dass Facebook offen für Regulierung sei. Sie wolle kein Internet, das außer Kontrolle gerate. Man wolle mit der deutschen und mit anderen Regierungen zusammenarbeiten. In einem für die toughe Managerin fast defensiven Auftritt sagte sie, dass Regierungen Standards setzen müssten, allerdings dürften diese keine Barrieren sein. Man habe hier einen langen Weg vor sich, aber das Unternehmen habe sich nach den jüngsten Skandalen verändert: "Wir sind nicht mehr dasselbe Unternehmen wie 2016 oder auch noch vor einem Jahr."

Zudem habe das soziale Netzwerk den Nutzern mehr Kontrolle über ihre Privatsphäre gegeben und den Datenschutz verbessert. Zugleich sei Facebook bewusst, dass die Firma noch mehr tun müsse, um die Risiken vorherzusehen, die bei der Vernetzung von so vielen Menschen entstehen. So gehe Facebook mittlerweile massiv gegen Hassrede und die Manipulation der öffentlichen Meinung gerade vor Wahlen vor. Um eine derartige Wahleinmischung bei der Europawahl im Mai zu verhindern, habe man etwa mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine strategische Zusammenarbeit vereinbart.

Auch wenn Sandberg betonte, dass das Unternehmen sich gewandelt habe, verzichtete sie nicht auf Lieblingssentenzen der Facebook-PR: Das Netzwerk verbinde die Welt und seine Kostenlosigkeit gebe jedem die Chance, eine Stimme zu haben. Diese Woche will sich Sandberg noch mit Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), Justizministerin Katarina Barley (SPD) und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer treffen.

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SZ vom 21.01.2019/mri
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