Rückzahlungen umgeleitet:Cyberkriminelle erbeuten 50 Millionen Dollar von US-Steuerbehörde

  • Internetkriminelle haben rund 50 Millionen Dollar bei Angriffen auf die US-Steuerbehörde IRS erbeutet.
  • Die Diebe gelangten mittels anderweitig gestohlener Daten an alte Steuerklärungen von US-Steuerzahlern. Mit diesen Informationen beantragten sie Steuerrückzahlungen.
  • Die Kontrollbehörde des US-Finanzministerium erhebt Vorwürfe gegen die Steuerbehörde. Bereits im März seien Vorschläge gemacht worden, um die Daten der Steuerzahler besser zu schützen. Diese seien nicht umgesetzt worden.

Von Christoph Meyer

Diebe beantragten Steuerrückzahlungen

Internetkriminelle haben rund 50 Millionen Dollar (umgerechnet mehr als 44 Millionen Euro) von der US-Steuerbehörde IRS (Internal Revenue Service) erbeutet. Das bestätigte Behördenchef John Koskinen bei einer Pressekonferenz diese Woche, wie US-Medien berichten. Zuvor war bekannt geworden, dass sich Kriminelle über ein elektronisches Formular auf der Webseite der Behörde, Daten von mehr als 100 000 amerikanischen Steuerzahlern beschafft hatten.

Die Diebe ließen sich mittels anderweitig gestohlener Daten wie Sozialversicherungsnummer, Namen und Geburtsdatum und Adresse alte Steuererklärungen ihrer Opfer zukommen. Mit Informationen daraus konnten sie anschließend die Überweisung von Steuerrückzahlungen beantragen. Das führte in bis zu 15 000 Fällen zum Erfolg.

Vorwürfe gegen Steuerbehörde

Die Angriffe erfolgten von Februar bis Mai dieses Jahres. Inzwischen wurde die entsprechende Funktion abgeschaltet. Dennoch befürchten Ermittlungsbehörden der amerikanischen Zeitung USA Today zufolge weitere gefälschte Anträge auf Steuerrückzahlung. Die Datendiebe könnten Steuererklärungen gehortet haben, um mit den Informationen daraus Rückzahlungen für kommende Jahre zu beantragen.

Koskinen geht davon aus, dass es sich bei den Datendieben um professionelle Mitglieder eines Verbrechersyndikats handelt, die von Russland und anderen Ländern aus operierten. Seine Behörde sei nicht in der Lage mit den immer neuen Methoden von Cyberkriminellen Schritt zu halten.

Schwere Vorwürfe gegen die IRS erhob der Chef der Kontrollbehörde des US-Finanzministeriums, J. Russell George. Er sagte USA Today zufolge, die Angreifer hätten es sehr viel schwerer gehabt, wenn die Steuerbehörde zahlreiche Empfehlungen umgesetzt hätte, die seine Abteilung bereits im März dieses Jahres vorgeschlagen habe.

Sehr deutlich wurde der republikanische Senator Orrin Hatch aus Utah. Bei einer Anhörung Koskinens vor einem Ausschuss des Senats sagte er zu dem Behördenchef: "Einfach gesagt, ihre Agentur hat diese Steuerzahler ruiniert."

Koskinen kündigte an, eine Arbeitsgruppe beschäftige sich bereits mit Maßnahmen, die helfen könnten, künftige Betrugsversuche zu vereiteln.

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