Süddeutsche Zeitung

Spieleplattform Roblox:Geld verdienen mit Mini-Spielen

Auf der Plattform Roblox können Nutzer Spiele selbst programmieren. Manche sind so gut darin, dass sie davon leben können.

Von Mirjam Hauck

Pizza bestellen, das machen zurzeit viele. Anrufe entgegennehmen, die Pizza backen, belegen und in den Holzofen schieben, das machen dann aber die wenigsten. Höchstens virtuell in "Work at a Pizza Place". Das Spiel gehört zu den beliebtesten auf der Online-Spieleplattform Roblox, es hat mehr als 1,9 Milliarden Aufrufe. Ebenfalls sehr nachgefragt werden auch die Stadtsimulation voller Mini-Spiele namens "Meep City" oder die Verbrecherjagd "Jailbreak".

Diese und viele andere Spiele auf der Plattform sind meist bunt, Grafik und Steuerung dagegen eher simpel. Die Figuren sehen aus wie Lego-Männchen oder die pixeligen Charakter aus dem Klötzchenbauspiel Minecraft. Zudem können die Nutzer darin ihre virtuellen Freunde treffen und chatten. Die Zielgruppe von Roblox, der Name leitet sich von "Roboter" und "Blocks" ab, sind vor allem Jugendliche und junge Erwachsene. In Deutschland ist das Spiel ab zwölf Jahren freigegeben.

2004 vom Kanadier David Baszucki noch unter dem Namen "DynaBlocks" gegründet, ist die Plattform immens erfolgreich. Mit nur 100 Spielern ging es los, heute sind dort etwa 150 Millionen aktive Spieler unterwegs, davon sind 40 Prozent weiblich. Zum Vergleich: Das ebenfalls sehr erfolgreiche Online-Ballerspiel Fortnite kam 2019 nach Zahlen des Entwicklers Epic auf rund 78 Millionen aktive Spielerinnen und Spieler pro Monat.

15 Millionen Spiele

Allerdings gibt es auf Roblox auch insgesamt rund 15 Millionen Spiele, die von Nutzern und Nutzerinnen programmiert und erstellt werden. Und so sieht sich die Plattform auch nicht als Fortnite-, sondern eher als Youtube-Konkurrent. Die Spiele an sich sind immer kostenlos, im Spiel können die Gamer aber virtuelle Währung sammeln. Wem das zu anstrengend ist oder zu langsam vorwärts geht, der kann für die sogenannten Robux per In-App-Kauf zahlen.

Einer, der Spiele auf und für Roblox programmiert, ist der 22-jährige Pascal Köhler aus Ostfriesland. Seit zehn Jahren ist er auf der Gaming-Plattform unterwegs, zunächst nur als Spieler, später begann er selbst kleine Spiele zu programmieren. Mittlerweile ist er so erfolgreich, dass er von den Einnahmen aus seinen Spielen leben kann.

Auch wenn er das nur im Nebenberuf macht, tagsüber arbeitet der gelernte Automatisierungselektroniker in der IT-Instandhaltung eines Unternehmens. "Vier Stunden am Tag investiere ich in meine Spiele", sagt Köhler. So habe er Programmieren gelernt und das sei ihm auch bei seiner Ausbildung zu Gute gekommen. Zwölf aktive Games hat er gerade auf der Plattform. In ihnen kann man Karussell oder Snowboard fahren und auch Fische im Aquarium füttern.

Jede Woche Updates

Um seine bis zu 13 Millionen Spieler bei Laune zu halten, versucht Köhler jede Woche Updates herauszubringen, das ist zum Beispiel ein besonders buntes Snowboard oder ein neuer Zug für seinen Zugsimulator. Inzwischen weiß Köhler auch, was die Spieler mögen. Seiner Meinung nach sind das vor allem virtuelle Freizeitparks und Simulationen, aber nicht alle: sein Müllwagensimulator etwa habe kaum Fans gefunden. Roblox mache ihm viel Spaß, sagt Köhler. Man helfe sich gegenseitig und arbeite viel mit anderen aus der ganzen Welt zusammen. "Manche können besser designen, andere besser programmieren."

Die Tools, die Pascal Köhler und seine Kolleginnen und Kollegen brauchen, um ihre Spiele zu programmieren, stellt Roblox kostenlos im Baukasten "Roblox Studio" zur Verfügung. Er enthält bereits Vorlagen für Objekte wie Bäume, Zombies oder Autos und die Software basiert auf einer einfachen objektorientierten Programmiersprache. Zudem gibt es auch ein Wiki, indem die meist jungen Entwickler Anleitungen und Beispiele finden. Ungefähr zwei Millionen aktive Spieleprogrammierer gibt es auf Roblox und sie werden wie Pascal Köhler an den Erlösen der Spiele beteiligt.

Das Unternehmen zieht Kosten für die Plattform und Bezahlsysteme von den Einnahmen ab, der Rest wird mit den Entwicklern geteilt. Umsatzzahlen veröffentlicht Roblox nicht, bei der letzten Finanzierungsrunde wurde es mit vier Milliarden US-Dollar bewertet. Rund 100 Millionen US-Dollar hat Roblox nach eigenen Angaben 2019 an seine Programmierer-Community ausgeschüttet. Darunter sind einzelne Spitzenverdiener mit zwei bis drei Millionen US-Dollar.

Einer von ihnen ist Alex Binello, der Entwickler des erfolgreichsten Roblox-Spiels "Meep City". Das US-Magazin Forbes widmete ihm bereits eine Titelgeschichte mit der Überschrift "So trainiert Roblox die nächste Generation der Spiele-Unternehmer". Diesen Weg will Pascal Köhler nicht einschlagen, aber mit seinem Verdienst ist er dennoch zufrieden.

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SZ vom 08.04.2020/mri
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