Regeländerung beim Online-Netzwerk:Facebook kippt Mitspracherecht für Nutzer

Die Quittung für zu wenig Beteiligung? Facebook-Mitglieder sollen künftig nicht mehr über Regeländerungen abstimmen dürfen. Und auch darüber hinaus plant das weltgrößte Online-Netzwerk einige Neuerungen.

Facebook will das Mitbestimmungsrecht der Mitglieder über die Nutzungsregeln des sozialen Netzwerks abschaffen. Das System habe nicht so funktioniert wie geplant, erklärte das Unternehmen am Mittwoch. Wegen der geringen Beteiligung sollen Mitglieder nun nicht mehr über Regeländerungen abstimmen können.

Es habe eine Vielzahl von Kommentaren ausgelöst, bei denen die Qualität immer mehr in den Hintergrund getreten sei.Stattdessen solle es künftig unter anderem mehr Gelegenheiten geben, direkt Fragen an die Verantwortlichen für Datenschutz zu stellen und Kommentare abzugeben, kündigte das weltgrößte Online-Netzwerk an.

Die vergangene Abstimmung über Änderungen bei Nutzung und Datenschutz war zur Farce geraten. Die Beteiligung lag mit 35.000 Usern bei nur 0,04 Prozent statt der erforderlichen 30 Prozent aller Mitglieder. Nehmen an einer Abstimmung weniger als 30 Prozent teil, setzt Facebook nach der bisherigen Regelung die Änderungen in Kraft. Mit inzwischen mehr als einer Milliarde aktiver Nutzer ist es so gut wie unmöglich geworden, die Marke von 30 Prozent zu erreichen.

Die Facebook-Nutzer bekommen jetzt Zeit bis zum 28. November, die Pläne zu kommentieren. Bisher lösen 7000 Kommentare zu Änderungsvorschlägen automatisch eine Abstimmung aus, so dass es auch zu einem Votum über die Abschaffungspläne kommen könnte. Allerdings dürfte es am Ausgang angesichts der hohen Beteiligungs-Hürde kaum Zweifel geben.

Beschränkungen im Mail-Verkehr werden gelockert

Kommentieren können die Nutzer noch zwei weitere Änderungsvorschläge, die Facebook ebenfalls am Mittwoch vorstellte: So will das Netzwerk Beschränkungen im E-Mail-Verkehr zwischen den Mitgliedern lockern. Abgeschafft werden soll demnach die Möglichkeit, E-Mails bestimmter Absender grundsätzlich abzulehnen. Diese solle ersetzt werden durch neue Filter.

Zudem kündigte Facebook an, Nutzer-Daten künftig auch mit Tochtergesellschaften wie dem Smartphone-Foto-Dienst Instagram teilen zu wollen. Durch die größere Durchlässigkeit will Facebook nach eigenem Bekunden den Nutzern neue Möglichkeiten eröffnen. Damit könnte Facebook versuchen, den Weg für ein umfassendes Nutzer-Profil zu ebnen.

Außerdem kündigte das Netzwerk eine Erneuerung der Datenschutz-Einstellungen an. So solle es neue Filter für Einträge anderer Nutzer geben und mehr Informationen darüber, wer und wo die eigenen Inhalte sehen kann. Zudem sind Tipps zur Verwaltung des Profils geplant.

Datenschützer hatten das Mitbestimmungs-Verfahren angesichts der hohen Beteiligungshürde immer wieder scharf kritisiert. Zudem warfen sie Facebook vor, die Mitglieder nicht ausreichend über die Abstimmung informiert zu haben. Das Online-Netzwerk nannte die Abstimmungen oft als Beispiel für die Möglichkeiten der Nutzer, die Regeln des Portals mitzugestalten.

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