Rechte Bewegung:Stephen Bannon plant Kryptowährung

FILE PHOTO: Bannon attends as Trump signs executive orders in the Oval Office at the White House in Washington

Digitale Währungen sind nicht nur etwas für Paris Hilton und den Wu-Tang Clan. Stephen Bannon will mit ihnen nationalistische Politik machen.

(Foto: REUTERS)
  • Stephen Bannon plant offenbar eine Kryptowährung zu schaffen, um die globale Populismusbewegung zu stärken.
  • Seit Jahren schon bestärken rechte Ideologen ihre Anhänger, in Digitalwährungen zu investieren, weil sie anonyme Geldbewegungen erlauben und weil man damit Sanktionen von Zahlungsdienstleistern wie Paypal umgehen kann.

Von Michael Moorstedt

Erinnert sich noch jemand an Bitcoins? Auch wenn sich sämtliche Kurse seit Monaten im freien Fall befinden, begegnet man an vielen Orten noch den Nachwehen des Hypes um die Digitalwährung. Von der Trumpcoin über Sexcoin und Ufocoin hin zu einer Digitalmünze für Zahnärzte findet sich noch immer ein Füllhorn voller Bitcoin-Nachahmer, deren Zweck und Namen irgendwo zwischen Culture Jamming und Realsatire liegt.

Währenddessen versuchen auch Unternehmen wie Burger King oder Kodak mit eigenen Währungen Zukunftsfähigkeit zu demonstrieren. Viele Prominente mischen zudem mit, auch solche, denen man ein Interesse an komplexen kryptografischen Themen eher nicht zugetraut hätte. Paris Hilton etwa, der Fußballer James Rodríguez oder die Rapper vom Wu-Tang Clan. Wer sonst schon alles hat, braucht auch sein eigenes Geld, der Trend geht ganz klar zur individualisierten Währung.

Laut einer Meldung des Magazins Wired interessiert sich seit Kurzem auch Trumps gefeuerter Chefstratege Stephen Bannon für Bitcoins und die zugrunde liegende Blockchain-Technologie. Nachdem Bannon bereits in der vergangenen Woche angekündigt hatte, in Brüssel eine Stiftung gründen zu wollen, um aus Europas rechtspopulistischen Parteien eine Art Supergruppe zu formen, wurde nun bekannt, dass er zudem plant, eine Kryptowährung zu schaffen, um die globale Populismusbewegung zu stärken.

Rechte Elitenkritik gilt längst auch der Tech-Branche

Bannons Digitalmünze solle, so ein Berater, "politischen Aktivismus abseits des Establishments" belohnen und eine Alternative zum herkömmlichen Finanzsystem darstellen. Bitcoins seien geeignet, die Zentralbanken zu entmachten, und deshalb "disruptiver Populismus". Arbeitstitel der Rechtsruck-Währung sei "deplorables", in Anspielung auf Hillary Clinton, die während des Wahlkampfs 2016 gesagt hatte, die Hälfte von Trumps Anhängerschaft sei ein "Haufen Bedauernswerter".

Die Elitenkritik gilt längst auch der Tech-Branche. "Eure Daten, die digitale Bedeutung eures Selbst, werden euch völlig kostenlos genommen und dazu benutzt, euch zu versklaven", sagte Bannon unlängst. Der Netznutzer von heute sei nicht mehr als "ein Leibeigener".

Die Wir-hier-unten-die-da-oben-Rhetorik hat sich also nicht verändert. Bannon ist mit seinem Engagement jedoch kein Vorreiter. Seit Jahren schon bestärken rechte Ideologen ihre Anhänger, in Digitalwährungen zu investieren, weil sie anonyme Geldbewegungen erlauben und weil man damit Sanktionen von Zahlungsdienstleistern wie Paypal umgehen kann. Der rechte Aktivist Richard Spencer erklärte Bitcoin bereits im vergangenen Jahr zur "Währung der Alt-Right", jener diffusen Ideologie weißer Vorherrschaft, die unter einem vermeintlich hippen Gewand gewöhnlichen Rassismus bis hin zum offenen Neonazismus beherbergt.

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