Psychologen-Fachtagung:"Computerspiele machen dumm und faul"

Der intensive Konsum von Medien und vor allem Videospielen soll für Kinder beträchtliche negative Folgen haben, behauptet ein Psychiater.

Vier bis fünf Stunden am Tag Videospielen oder Fernsehen führen bei Kindern nach Ansicht eines Psychiaters zu Kontaktarmut, dämpfen ihre Entdeckerfreude und verschlechtern die Schulleistungen. "Die Kinder werden faul, dick, dumm und hyperaktiv", sagt der Leiter des Zentrums für Psychotraumatologie und Traumatherapie Niedersachsen (zptn), Lutz-Ulrich Besser.

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(Foto: Foto: dpa)

In der Mainstadt wollen bis zum Samstag Psychologen, Pädagogen, Juristen und Politiker auf einer Fachtagung unter dem Motto "Brainwash - Die Macht der äußeren Bilder" über die Auswirkungen der Medien auf die kindlichen Gehirne diskutieren.

Medien verändern massiv Gehirne

"Die Entwicklung des Gehirns und damit der Persönlichkeit wird durch die Erfahrung strukturiert und beeinflusst, die Kinder machen", sagte Besser. In Abhängigkeit von Dauer, Häufigkeit und emotionaler Beteiligung bei der Nutzung von Fernsehen, Video, Musik, Handy oder Computer veränderten Medien die kleinen Gehirne massiv.

"Das wird besonders dann gefährlich, wenn Kinder keine Bindungspersonen haben, die ihnen Grenzen setzen, Zuwendung, Schutz und Sicherheit geben", warnte der Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die Jüngsten seien den Medien schutzlos ausgeliefert. Das Gesehene oder Gehörte brenne sich in ihre Gehirne ein.

Eingeschränkte Intelligenz

Nach Ansicht Bessers sind die Bilder moderner Medienformate wie Video oder DVD viel zu schnell und können nicht mehr von den Kindern verarbeitet werden. "Das Gehirn ist bei der Verarbeitung enormem Stress ausgesetzt, den Kinder nicht alleine bewältigen können", sagte Besser. Dieser Stress verändere die kognitiven Fähigkeiten des Gehirns und führe so zu schlechteren Schulleistungen. "Damit wird die Fähigkeit, Intelligenz zu entwickeln, eingeschränkt."

Besser warnte, die Kinder mit der Reizüberflutung und der "medialen Vergewaltigung" sich selbst zu überlassen. Neben der Aufklärung von Eltern, Pädagogen und Erziehern über den Einfluss der Medien forderte er eine Begrenzung der Produktion insbesondere gewaltverherrlichender Medien.

"Den Kindern den Konsum einfach verbieten, wird nicht reichen", sagte Besser. "Die kommen an alles ran." Vielmehr sollten alternative Angebote gemacht werden, um die "mediale Verwahrlosung und Abstumpfung" zu stoppen.

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