Protest im Netz:Stunk 2.0

Sind Demos auf der Straße out? Verlagert sich der öffentliche Protest ins Netz? Eine Bestandsaufnahme in Bildern

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Sind Demos auf der Straße out? Verlagert sich der öffentliche Protest ins Netz?

In Deutschland tauchte der organisierte Cyberprotest erstmals 2001 auf. Eine Kampagne aus Bürgerrechts- und Antirassismusgruppen organisierte eine Online-Demo, um gegen das "schmutzige Abschiebegeschäft" zu protestieren, wie eine Sprecherin der Initiative damals erklärte. Zur Aktionärsversammlung am 20. Juni 2001 blockierten die Abschiebegegner mit einem virtuellen Go-In die Lufthansa-Website.

Screenshot: oH

Etoy

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Die Erfahrung, dass sich übers Internet Protestlawinen lostreten lassen, machte zwei Jahre früher bereits die Künstlergruppe Etoy. Im sogenannten Toy War gegen einen großen Spielzeughersteller mit der fast gleichlautenden Webadresse (www.etoys.com) erhielten die Künster soviel Unterstützung, dass der Hersteller letztendlich seine Klage über die Herausgabe der Domain zurückzog und die Prozesskosten von Etoy übernahm.

Screenshot: oH

Software-Patente

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Für den 15. April 2005 rief der Förderverein für eine freie informationelle Infrastruktur (FFII) zu einer Online-Demonstration gegen Softwarepatente auf. Der Grund: Zeitgleich fand eine EU-Konferenz in Brüssel zu diesem Thema statt. Die Demo lief so ab, dass Webseiten an diesem Tag den oben gezeigten Banner auf ihrer Seite zeigten oder manche Seiten ihren Auftritt gleich ganz schlossen.

Jenseits dieser Banner-gestützten Protestform demonstrieren im Netz auch Menschen, zumindest deren Avatare:

Screenshot: FFII

Le Pen - Second Life

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Zum französischen Präsidentschaftswahlkampf 2007 marschierten im Second Life Avatare vor der Parteizentrale des Front-National-Chefs Le Pen auf. Auch ein anderer Kandidat bekam den Unmut seiner Landsleute virtuell zu spüren:

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Sarkozy - Second Life

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Auf der Ile de Sarkozy regnete es Protestplakate.

Erfolgsversprechend - das heißt die Öffentlichkeit wird auf die Anliegen aufmerksam - sind auch alte Medien im neuen Gewand:

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G8-TV

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Zum G-8-Gipfel in Heiligendamm starteten Globalisierungsgegner G8-TV und zeigten auf der eigenen Internetseite und bei Video-Plattformen wie Youtube ihre Sicht der Dinge.

Dass Cyberprotest auch richtig handfest sein kann, zeigt folgendes Beispiel:

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Wahlcomputer

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Wahlcomputer sind zum Wählen da? Mitnichten. Dass die Maschinen sehr leicht zu hacken sind, demonstrierten holländische Computerspezialisten und ließen die Geräte Schach spielen.

Aber nicht immer sind die Aktionen so kreativ:

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Foodwatch

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Wie eine Unterschriftensammlung funktioniert die Protestaktion von Foodwatch. Die Frage ist nur, ob eine gesammelte E-Mail-Adressenliste den Gegner - hier McDonalds - beeindruckt.

Screenshot: oH

Schäuble

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Ähnlich kritisch beurteilt Dr. Christiph Bieber, Politikwissenschaftler an der Uni Gießen, die zur Zeit im Netz kursierenden Schäuble-Karikaturen: "Das ist Protest-Folklore".

Die Krux vieler Online-Proteste liegt seiner Ansicht darin, dass die Protestierer im Netz unter sich seien, da habe man einfach eine einhellige Meinung zu den Themen Datenschutz und innere Sicherheit. Das reiche aber nicht, um Aufmerksamkeit zu erlangen: "Die etablierten Medien müssen die Aktionen aufgreifen."

Diesen Konflikt haben aber inzwischen einige Organisationen erkannt und reagieren:

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Vorratsdatenspeicherung

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Der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung, der viele Aktionen im Netz macht, verlagerte seinen Protest, ganz klassisch ...

Screenshot: oH

Vorratsdatenspeicherung

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... auf die Straße. Am 22. September protestierten in Berlin 10.000 Menschen gegen das geplante Gesetz, mit dem die Regierung die Verbindungsdaten aller Telefonate und E-Mails sechs Monate speichern will.

Cyber-Demos alleine reichen für die Mobilisierung der Öffentlichkeit nicht. Entscheidend für den erfolgreichen Protest, sagt Christoph Bieber, ist die Verquickung von unterschiedlichen Mediennutzungsformen: "Nur so gelingt es, in einer zersplitterten Öffentlichkeit eine relative Reichweite herzustellen."

Foto:dpa

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