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Promi-Apps:Kim Kardashian revolutioniert das App-Geschäft

Erst macht ihr Hintern das Internet kaputt, dann hält sie Einzug auf 45 Millionen Smartphones: Kim Kardashian hat die erfolgreichste Promi-App. Keine Konkurrentin verkauft virtuelle Nähe so gut wie sie.

Von Sara Weber

Die nächste Aufgabe: Fotoshooting. Posieren, lachen, Outfit wechseln. Jeder Termin, ob Party oder roter Teppich, ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zum großen Ziel: Endlich berühmt werden. So berühmt wie Kim Kardashian, die immer wieder kurz anruft, um Tipps zu geben oder vor missgünstigen C-Promis zu warnen. Als Hilfestellung vermittelt sie sogar ihren eigenen Agenten. Willkommen bei "Kim Kardashian: Hollywood", der Spiele-App der erfolgreichsten Prominenten des Internet-Zeitalters.

Wer heute als Promi erfolgreich sein möchte, braucht mehr als eine gut laufende TV-Serie. Ständige Präsenz ist entscheidend. Soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und Snapchat leisten ihren Beitrag, doch es gibt noch eine weitere Möglichkeit, den Ruhm anzuheizen: Apps, die Fans persönlichste Einblicke ins Leben ihrer Stars ermöglichen. Britney Spears hat eine, Katy Perry auch. Aber Kim Kardashian ist auch in dieser Disziplin die Meisterin.

45 Millionen Downloads, mehr als 30 000 Jahre Spielzeit

Seit 2014 gibt es "Hollywood" im App-Store. Das Spiel war schon erfolgreich, bevor sie an Bord war, doch der wirkliche Durchbruch kam erst mit Kardashians Hilfe. Seit ihr Name auf der App prangt, haben Spieler insgesamt 30 342 Jahre mit dieser verbracht, das entspricht etwa 1500 menschlichen Generationen. Die App wurde 45 Millionen Mal heruntergeladen. Bei Kardashian selbst sollen Forbes zufolge 40 Prozent ihres Jahreseinkommens von 51 Millionen Dollar aus der App stammen. Glu Mobile, das Unternehmen hinter der App, hat im Jahr 2015 71,8 Millionen Dollar mit "Hollywood" gemacht.

Die Summe kommt allein über In-App-Käufe zusammen. Das Herunterladen des Spiels ist kostenlos, doch wer stets das richtige Outfit haben und im Spiel schnell weiterkommen möchte, muss zahlen: Virtuelles Make-up der Kosmetiklinie NARS und Kleidungsstücke von Karl Lagerfeld können nur gegen echtes Geld erworben werden. Auch bestimmte Aktionen im Spiel kosten. Glu-Mobile-CEO Niccolo de Masi zufolge zahlen fünf Prozent der Spieler für solche Features.

Kardashian führt eine Strategie weiter, die sie auf allen anderen Kanälen geübt hat: "Keeping Up With The Kardashians", die Reality- Show ihrer Familie, läuft in den USA mittlerweile in der zwölften Staffel im Fernsehen, sie bestückt ihren Instagram-Account mit Fotos aus ihrem Alltag und ist dank Paparazzi-Bildern immer in der Klatschpresse präsent. In allem, was Kardashian tut, vermittelt sie ihren Fans ein Gefühl von Nähe.

Auch Britney Spears und Katy Perry haben eigene Handy-Spiele

Es ist ein Geschäft, das sich für den Spielehersteller lohnt: "Kim Kardashian: Hollywood" ist die Cash-Cow von Glu Mobile, 30 Prozent des gesamten Umsatzes kam 2015 über das Spiel. Daneben hat das Unternehmen noch eine Reihe weiterer Promi-Spiele im Repertoire, etwa "Britney Spears: American Dream", "Katy Perry Pop", "Kendall and Kylie" (die jüngsten Schwestern aus dem Kardashian-Jenner-Clan) und seit Neuestem "Gordon Ramsey Dash", die App des Fernsehkochs.

Auch andere Anbieter versuchen, ein Stück vom Kuchen abzubekommen: Pocket Gems hat der ehemaligen Disney-Schauspielerin Demi Lovato das Spiel "Demi Lovato's Path to Fame" gewidmet. Das E-Sports-Unternehmen Cashplay hat mit Rapper Tyga kooperiert. Rovio, die Firma hinter dem Spiel Angry Birds, hat eines mit Sängerin Shakira ("Love Rocks Starring Shakira") herausgebracht. Doch so erfolgreich wie Kardashians "Hollywood" ist keines von ihnen.

Das liegt auch daran, dass Kardashian nicht nur ihren Namen für das Spiel hergibt. Angeblich ist sie auch stark in die Entwicklung involviert. Sie müsse sich einfach um alles kümmern, um jedes Detail, vom Aussehen der Charaktere über deren Klamotten bis zu Voice-Overs, behauptete sie auf der Tech-Seite The Verge: "Ich muss Empfehlungen hinschicken. Ich muss alles genehmigen." Sie spricht angeblich täglich mit den Entwicklern.

Das Spiel ist eng an Kardashians Lebens angelehnt - und dabei meist auf dem aktuellen Stand: Macht Kardashian Urlaub in Mexiko, können auch die Charaktere in ihrem Hollywood-Spiel nach Mexiko fliegen - und dort die digitale Version des Bikinis tragen, den Kardashian am Strand anhat. "Sobald ich anfing, Bilder auf Instagram zu posten und zu zeigen, dass ich in Mexiko war, fingen alle an mitzuspielen und zu sagen: 'Ich habe gerade mein Spiel upgedatet und jetzt bin ich mit dir in Mexiko'", sagte sie in einem Interview. Sie versuche, dem Team von Glu Mobile so früh wie möglich mitzuteilen, wenn sie eine Reise plane, dann würden sie gemeinsam Dinge in das Spiel integrieren, die sie tatsächlich erlebe.

Kardashians zweite App Kimoji ist ebenfalls erfolgreich

Das Gefühl der Nähe zu Kardashian sollen auch ihre beiden anderen Apps vermitteln: Die offizielle Kim-Kardashian-App mit täglich aktuellen News, Fotos, Videos und Beauty-Tutorials und eine App namens Kimoji, mit Emojis, die von ihrem Leben inspiriert sind: Ehemann Kanye West, Tochter North West und natürlich Kims Hintern, der berühmt dafür ist, das Internet gesprengt zu haben.

Die Emoji-App kostet einmalig 1,99 Euro, außerdem gibt es immer wieder Pakete mit neuen Emojis, die durch In-App-Käufe hinzugebucht werden können. Auch hier gibt es Nachahmer, etwa Basketballer Steph Curry (StephMoji). Auch eine "HillaryMoji"-App gibt es, die allerdings nicht von Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton autorisiert ist. Wie bei der "Hollywood"-App gilt: Das Kardashian-Original ist erfolgreicher als alle Kopien. Mit der berühmtesten Frau des Internets kann selbst die mächtige Hillary nicht mithalten.

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