Pro Evolution Soccer vs. Fifa 11:Duell der Kick-Giganten

Die Computer-Fußballsimulationen Pro Evolution Soccer und Fifa liefern sich seit Jahren einen spannenden Zweikampf. Die neuesten Versionen setzen ganz eigene Akzente.

Helmut Martin-Jung

Freitag bis Sonntag Bundesliga, dienstags bis donnerstags Champions und Europa League und am Montagabend noch zweite Liga. Gefühlt kommt irgendwie immer Fußball im Fernsehen.

Pro Evolution Soccer vs. Fifa 11: Der virtuelle Lionel Messi bei Pro Evolution Soccer: Filigrane Ballbehandlung erfordert auch von Konsolenspielern Training.

Der virtuelle Lionel Messi bei Pro Evolution Soccer: Filigrane Ballbehandlung erfordert auch von Konsolenspielern Training.

Aber Sonntagvormittag um halb zehn? Und dann auch noch mit der unverkennbaren Stimme von Fußballkommentator Fuss, dem Mann der 1001 Sprüche. Wie? Bayern kickt jetzt? Also: Schlaf aus dem Auge wischen, Brille auf. Ach so! Es ist der Sohn, der auf seiner Konsole spielt. Eine Fußballsimulation, und sie ist fast so realistisch wie die Wirklichkeit.

Aber während ihn das Spiel sonst entspannt, kämpft er heute mit seinem Controller für die Xbox. Die von ihm gesteuerten Spieler wollen ihre Pässe nicht mehr so abspielen wie in früheren Versionen des Spiels, man muss ihnen nun die Richtung vorgeben und auch, wie stark der Ball getreten werden soll. Das eröffnet neue Möglichkeiten, erfordert aber auch einige Übung.

Diese neue Option ist das Highlight der 2011er-Version von Pro Evolution Soccer (PES). Seit vielen Jahren liefern sich PES-Hersteller Konami und EA Sports mit ihrem Programm Fifa einen unerbittlichen Kampf um die Krone der besten Fußballsimulation.

Den Fans dieser Computerspiele, die es für verschiedene Spielkonsolen gibt - für PC und im Fall von Fifa sogar in einer Version für Handys - könnte gar nichts Besseres passieren. Denn genauso wie Konkurrenz in der Liga der Spannung des Spiels guttut, schaukeln sich auch die Simulationen zu immer besseren, weil realitätsnäheren Darstellungen hoch.

Echte Spielernamen bei Fifa

Vor einigen Jahren noch fiel die Entscheidung zwischen PES oder Fifa vergleichsweise leicht. Konamis Programm hatte den Ruf, erheblich näher am echten Spiel zu sein als EAs Fifa. Letzteres dagegen punktete gerade bei den jüngeren Fans mit einer Vielzahl von Lizenzen. Sie erlauben es EA, 3D-Modelle echter Spieler zu zeigen und ihre Namen zu nennen. Alle bedeutenden Ligen der Welt sind vertreten, in Deutschland nicht nur die erste, sondern auch die zweite Liga.

Auch Konami würde gerne diese Rechte kaufen - weiß man doch sicher, dass viele Fans am liebsten in den Rollen ihrer Idole spielen wollen. Doch einige Ligen, darunter die deutsche, vergeben die Rechte nur einmal. Immerhin haben es die Kicker des FC Bayern und von Werder Bremen diesmal in PES geschafft - als Teilnehmer an der Uefa Champions League.

Wem es aber darauf ankam, dass sich die virtuellen Spieler auf dem Feld eher so verhielten wie ihre realen Vorbilder auf dem Rasen, der griff zu PES und musste dann eben auf so manchen Star und manches Team verzichten.

Doch diese Unterschiede sind mit den Jahren mehr und mehr geschwunden. Nun läuft auch bei Fifa der Ball zuverlässiger nach den Gesetzen der Physik und es spielt durchaus eine Rolle, ob ein rumpelfüßiger Verteidiger den Ball hat oder ein eleganter Techniker. Dafür spielt der Innenverteidiger beim Kopfballduell seine Stärke aus.

Realitätsnähe ist Trumpf

Verantwortlich dafür ist unter anderem ein System, das EA Personality Plus nennt. Weltklassekicker erhalten damit nicht bloß einen berühmten Namen auf dem Trikot, sondern besitzen auch ganz herausragende Fähigkeiten im Spiel - sie sind es ja schließlich vor allem, die die Clubs dazu bringen, immer mehr Millionen für sie zu bezahlen.

Die genialen Tricks, die diese Ballzauberer auf Lager haben, lassen sich allerdings noch immer eher mit PES auf den Pixelrasen bringen. Da wird auf Knopfdruck gelupft oder auch mal ein Verteidiger nach allen Regeln der Kunst ausgetanzt, man kann aber auch mal einen Ball verstolpern, wenn man zu schnell auf einen Verteidiger zuläuft. Wer lange genug geübt hat, kann schließlich sogar mehrere Tricks verketten und damit einen Sololauf in der Manier von Maradonas Jahrhunderttor hinlegen.

Zur gesteigerten Realitätsnähe gehört es auch, dass Stadien und Zuschauer sehr detailreich nachgebildet werden, Kommentatoren, die man aus Funk und Fernsehen kennt, liehen den Simulationen auch in diesem Jahr ihre Stimmen. Wen man da bevorzugt, ist Geschmackssache.

Für beide Programme gilt, dass die Kommentarschnipsel ziemlich gut zu dem passen, was auf dem Rasen passiert; uns gefielen Fuss' Sprüche am besten.

Geschmacksfragen entscheiden auch darüber, welche der beiden Simulationen man bevorzugt. Wer näher am echten Fußball sein will, wird zu Konamis Umsetzung greifen. Man muss dafür aber in Kauf nehmen, dass es einiger Trainingseinheiten bedarf, bis die virtuellen Kicker sich so verhalten, wie der Spieler am Controller sich das vorstellt.

Fifa hat dagegen in puncto Ballphysik aufgeholt und erfreut die Fans mit mehr realen Mannschaften, Ligen und Spielernamen. Eine Grätsche auf echtem Rasen mit realen Freunden können sie aber beide nicht ersetzen.

Fifa 11; Hersteller: Electronic Arts; geeignet für: Windows 7, Vista, XP, Xbox 360, PS 3; für PC-Version Mehrkern-Prozessor mit 2 Gigahertz, 3 GB Ram und 256-MB-Grafikkarte erforderlich; Preis: ca. 45 Euro.

PES 2011; Hersteller: Konami; geeignet für: Windows 7, Vista, XP, Xbox 360, PS3; für PC-Version Mehrkern-Prozessor mit 2 Gigahertz, 3 GB Ram und 256-MB-Grafikkarte erforderlich; Preis: ca. 45 Euro.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: