Süddeutsche Zeitung

Posse um Facebook-Gründer:Zuckerberg und die unerwünschte Begrüßung am BER

Airport-Chef Karsten Mühlenfeld soll den Facebook-Gründer bei dessen Ankunft in Berlin "belästigt" haben. Schreibt ein deutsches Boulevardblatt. Der Flughafensprecher dementiert - und zitiert aus einer Mail.

Von Johanna Bruckner

Als Mark Zuckerberg Ende Februar zu Besuch in Berlin war, waren die Wichtigen und Mächtigen Berlins doch ein bisschen aufgeregt. Der Beobachter von Spiegel online bemerkte angesichts der Anbiederung an den Facebook-Gründer: "Bilder mit 'Zuck' sind zwei Tage lang die Währung in der Berliner Politik-Medien-Twitter-Blase." Auch Karsten Mühlenfeld, Geschäftsführer des nicht eben Positivschlagzeilen-verwöhnten Flughafens BER, wollte vielleicht ein bisschen von der Popularität des US-Gastes profitieren - jedenfalls stand er parat, als dieser in Schönefeld landete. Um 0 Uhr Ortszeit. Soweit ist der Sachverhalt unstrittig. Doch über das, was dann passierte, gibt es unterschiedliche Deutungen.

Die eine liefert die Bild-Zeitung, die an diesem Sonntag titelt: "BER-Chef belästigt Zuckerberg". Denn, so das Boulevardblatt, der nur in Sachen Nutzerprivatsphäre aufgeschlossene Facebook-Chef sei not amused gewesen über das Empfangskomitee. Das habe aus Mühlenfeld, dessen Gattin und Pressesprecher bestanden. Außerdem vor Ort auf dem Rollfeld: ein großes Schild mit der Aufschrift "Welcome to Berlin Mark Zuckerberg".

Zu viel des Willkommens für Zuckerberg, der vorab um eine vertrauliche Behandlung seines Ankunftstermins gebeten haben soll. Der 31-Jährige habe sich geweigert, aus seinem Privatjet zu steigen, schreibt die Bild und listet - als sei das Ganze noch nicht süffig genug - die diversen Annehmlichkeiten des Luxusfliegers auf. Weiter zitiert das Blatt aus einer E-Mail der Stationsleiterin des privaten Boden-Dienstleisters Berlin Aviation Service (BAS): "Nach circa 15 bis 20 Minuten verließ Herr Mühlenfeld schließlich den Ort, und wir konnten das Handling in Ruhe zu Ende führen."

"Völliger Unsinn"

Alles aufgeblasen, findet Flughafensprecher Lars Wagner. Ja, Herr Mühlenfeld sei vor Ort gewesen, um Herrn Zuckerberg zu begrüßen - das sei schließlich sein gutes Recht als Flughafenchef. Aber: "Es ist völliger Unsinn, dass Herr Mühlenfeld jemanden belästigt hat." Nachdem von Seiten der Zuckerberg-Entourage kommuniziert worden sei, dass man sich zwar über die Geste freue, aber keine derartige Begrüßung wünsche, habe man sich zurückgezogen. Bereits nach "zwei, drei Minuten", betont Sprecher Wagner gegenüber der SZ, und nicht wie kolportiert erst nach einer Viertelstunde.

Außerdem habe man sich im Nachhinein in einem Schreiben für den unwillkommenen Willkommensgruß entschuldigt und umgehend Antwort aus dem Umfeld Zuckerberg erhalten. Der Sprecher zitiert am Telefon aus der entsprechenden E-Mail: Darin wird die "awkward and uncomfortable situation" jener Februarnacht - was durchaus ein bisschen nach Belästigung klingt - auf die späte Ankunftszeit zurückgeführt, sowie die Tatsache, dass die Mini-Delegation um Mühlenfeld unangekündigt erschienen sei. Das Schreiben schließt mit den Worten: "Consider the matter closed."

Ein versöhnliches Ende der Angelegenheit, die im großen und ganzen BER-Desaster nicht mehr als eine Posse ist. Wobei: Als Facebook-Post taugt der Satz dann doch nicht. Dort wollten die BER-PR-Strategen nämlich das Foto von Mühlenfeld und Zuckerberg platzieren, das dann nicht zustande kam.

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