Playstation VR:So gut sind die ersten Playstation-VR-Spiele

Tiefsee-Tauchen, Ballern im Weltraum und die Rückkehr der Fledermaus: zehn Virtual-Reality-Spiele von "Batman: Arkham VR" bis "Eve Valkyrie" im Kurztest.

Von Matthias Huber

1 / 10

VR Worlds: Ocean Descent

Sony Playstation VR

Quelle: Sony / PR

Seit kurzer Zeit ist das Virtual-Reality-Headset "Playstation VR" für Sonys Spielkonsole erhältlich. Es ist deutlich günstiger als die Konkurrenz von Oculus und HTC und soll - so hofft man bei Sony - für möglichst viele Spieler der Einstieg in die neue Technologie sein. Dafür müssen aber auch die Produkte stimmen, die es zur Markteinführung gibt. SZ.de hat zehn Playstation-VR-Spiele ausprobiert.

VR Worlds: Ocean Descent

Streng genommen ist "Ocean Descent" kein Spiel. Der Titel, der in Sonys Softwaresammlung "VR Worlds" enthalten ist, besteht aus wenigen kurzen Virtual-Reality-Filmen. Aber um zu demonstrieren, wie sehr die Technologie Zuschauer ins Geschehen holen kann, ist es der perfekte Einstieg. Der Spieler wird im Taucheranzug und mit einem Anti-Hai-Käfig in dunkle Meerestiefen herabgelassen. Währenddessen erzählen die Kollegen über Funk, was das hier für eine Mission ist: Es geht um die brisante Fracht eines havarierten Atom-U-Bootes. Doch die Meerestiere, die sich rings um den Spieler tummeln, sind ohnehin viel interessanter als die Geschichte.

Bis dann ein weißer Hai auftaucht, ein verdammt großer, der mit dem vermeintlich schützenden Käfig kurzen Prozess macht und einen der großen Pluspunkte von VR deutlich macht: Der Spieler kann solche Begegnungen in Originalgröße erleben. Da ist es plötzlich egal, dass es den Hai eigentlich nur in der virtuellen Realität gibt - er wirkt trotzdem verdammt echt und einschüchternd.

Fazit: Gut, um einem nichtspielenden Besucher in zehn Minuten mal VR zeigen zu können. Ansonsten eher ein Staubfänger.

2 / 10

Batman: Arkham VR

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Quelle: Sony / PR

Batmans Partner und Ex-Robin "Nightwing" wurde ermordet, der Joker hat irgendwie seine Finger im Spiel, Batman - und damit der Spieler selbst - kann seinen Sinnen nicht ganz trauen, und Butler Alfred findet ohnehin, dass Master Wayne dringend mal einen Abend Pause von der Verbrechensbekämpfung bräuchte. Ganz ehrlich: "Batman: Arkham VR" ist spielerisch nur Minimalprogramm. Frei bewegen kann man sich in der Spielwelt nicht, sondern sucht in den statischen Bühnenbildern nach Spuren des Mörders, die Schlussfolgerungen liefert Batman in Selbstgesprächen bequemerweise frei Haus.

Trotz mangelnder Komplexität ist die Geschichte ein spannender Comic und steht der Qualität der "Arkham"-Spielereihe nicht nach. Die Fahrt auf einer geländerlosen Plattform herab in die atemberaubend riesige Batcave ist einfach nur verdammt cool. Zusammen mit dem kurzweiligen Minispiel rund ums Batarang-Zielwerfen und dem fairen Verkaufspreis (19,95 Euro) ist "Batman: Arkham VR" vielleicht die beste Einstiegsdroge für Virtual Reality.

Fazit: Eigentlich unnötiges Detektivspielchen, aber voll mit VR-Wow-Effekten. Und Batman.

3 / 10

VR Worlds: Luge

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Quelle: Sony / PR

Die Idee könnte aus der Selbstverstümmelungs-Stuntshow "Jackass" stammen: Auf einem Longboard liegend eine stark befahrene Straße bergab rasen. Dank VR ist es immerhin ungefährlich, wenn man dabei mit 120 Sachen in die Seite eines Lastwagens brettert. Kopfbewegungen nach rechts oder links steuern die halsbrecherische Fahrt. Eine prominent eingeblendete Stoppuhr treibt den Spieler über die Handvoll verschiedener Rennstrecken. Die Zeiten kann man in Online-Bestenlisten eintragen. Als Demo-Spiel ist "Luge" dank des ansprechenden Geschwindigkeitsrauschs durchaus nett.

Fazit: Besonders Ehrgeizige jagen vielleicht ein paar Stunden nach Bestzeiten, für alle anderen wird es ein Ausprobier-Spiel bleiben.

4 / 10

VR Worlds: The London Heist

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Quelle: Sony / PR

Ein Gangsterfilm zum Mitspielen, zumindest manchmal. Meist schaut der Spieler eher zu, darf höchstens mit ein paar digitalen Gegenständen herumspielen, die vor ihm herumliegen. Mit dem Playstation-Move-Controller fühlt sich der Griff nach Feuerzeug, Zigarre oder Maschinenpistole immerhin beinahe echt an. Und dass es der Gangsterboss gar nicht mag, wenn man ihn mit der Zigarre genüsslich anpafft, während er seinen Monolog hält, hat auch einen gewissen Charme.

Dazwischen gibt es zwei Schießereien, dann ist der Spuk und das Spiel nach maximal einer halben Stunde schon wieder vorbei. Es bleibt das Gefühl, einen etwas zu flachen Guy-Ritchie-Film gesehen zu haben, irgendwo zwischen erster Reihe und mitten in der Kinoleinwand. Und der gewisse Reiz, "The London Heist" nochmal von vorne zu beginnen, um zu sehen, was passiert, wenn man am Schluss mit der Pistole in eine andere Richtung zielt.

Fazit: Interaktiver Film mit VR-Spielereien - kurz und kurzweilig genug, dass man ihn sich auch ein zweites Mal anschauen würde.

5 / 10

Until Dawn: Rush of Blood

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Quelle: Sony / PR

Geisterbahn, Achterbahn, Ballerspiel - von allem ein bisschen: Vergangenes Jahr gelang den Entwicklern von "Until Dawn" mit der cleveren Idee, eine sehr dumme Teenie-Horrorgeschichte zu erzählen, das womöglich beste Adventure-Spiel der Playstation 4. "Rush of Blood" hat damit zwar nur den Namen und ein paar bekannte Gesichter gemein, aber ist in seiner Umsetzung als VR-Titel ähnlich naheliegend: ein bisschen Vergnügungspark, ein bisschen Drogentrip, ein bisschen Schießbude und jede Menge Schockeffekte.

Der Spieler sitzt in einem Achterbahnwagen, die Playstation-Move-Controller in beiden Händen sind in der Virtual Reality äußerst nützliche Handfeuerwaffen, und los geht die Fahrt. Mal gemächlich durch psychedelisch verzerrte Korridore, mal rasant über die Berge und Täler einer Achterbahn. Und dann gibt es Zombies und dämonisch beseelte Schaufensterpuppen und Krähen und Gespenster und Psychokiller und untote Schweine und Sägeblätter, die plötzlich aus allen Richtungen auftauchen können und den Spieler attackieren, wenn er ihnen nicht rechtzeitig eine digitale Pistolenkugel entgegenschickt. Die Folge: ein wohliges Schaudern, wie es eine echte Geisterbahn kaum besser schaffen könnte.

Fazit: Überbrückungsspiel für Achterbahn- und Horrorfreunde bis zum nächsten echten Besuch in einem Vergnügungspark.

6 / 10

Eve Valkyrie

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Quelle: Sony / PR

Beinahe möchte man das "Woooosh!" selbst ergänzen, das man unweigerlich erwartet, wenn ein gegnerisches Raumschiff auf einen zugeflogen kommt und knapp am eigenen Cockpit vorbeisaust. Mit dem Kopf folgt man dem Gegner, versucht verzweifelt, noch die Zielerfassung für die Raketen abzuschließen. Knapp verpasst. Gas geben, um einen Asteroiden herumfliegen, wieder Kurs auf den Feind nehmen.

"Eve Valkyrie" ist schon als Nachfolger von Weltraumspiel-Klassikern wie "Wing Commander" oder "X-Wing vs. Tie-Fighter" ein gutes Spiel. Virtual Reality macht es zum Traum für so manchen Computerspiel-Piloten. Ja, das System aus Erfahrungspunkten und digitaler Währung ist auf den ersten Blick komplex und erinnert an "Eve Online", ein wenig einsteigerfreundliches Multiplayer-Strategie-Wirtschaftsspiel, in dessen Universum auch "Valkyrie" stattfindet. Und die Idee, ein VR-Headset für ein Raumschiffspiel einzusetzen, mag vielleicht die naheliegendste sein - aber bislang ist sie auch die beste. Die Technologie drängt sich hier nicht in den Vordergrund, sondern intensiviert das Spielerlebnis, das auch ohne VR funktionieren würde. Bis dann ein feindliches Geschoss die Scheibe des Cockpits zertrümmert und der Spieler dabei zusieht, wie Bordinstrumente und sein eigener digitaler Körper in der Kälte des Weltraums einfrieren.

Fazit: Der bisher beste Beleg dafür, dass VR - subtil eingesetzt - ein ohnehin schon gutes Spiel noch verbessern kann.

7 / 10

Super Stardust VR

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Quelle: Sony / PR

VR-Spiele zu entwickeln stellt die Programmierer vor neue Herausforderungen. Plötzlich geht es nicht nur um die Qualität der Grafik, sondern um physische Probleme des menschlichen Nervensystems und was widersprüchliche Sinneswahrnehmungen damit anstellen können: Die Augen sehen eine schnelle Bewegung, der Gleichgewichtssinn registriert aber nur Stillstand. Wer nicht daran glaubt, dass dieses Problem existiert, der sollte Super Stardust VR ausprobieren.

Im "Arena"-Spielmodus sitzt der Spieler im Cockpit eines Fahrzeugs, das er mit den Tasten seines Controllers in alle Richtungen gleiten lassen kann. Währenddessen gibt die Blickrichtung des Spielers das Ziel der Kanonen vor, mit denen Raumschiffe abgeschossen werden müssen. Die Science-Fiction-Umgebung rauscht am Spieler vorbei. So eignet sich "Super Stardust VR" auch ganz ausgezeichnet als Härtetest für all jene, denen als Kind beim Autofahren schlecht wurde und die befürchten, dass ihnen bei manchen VR-Spielen das gleiche blühen könnte. Für den Autor dieses Textes war das Spiel jedenfalls nach etwa 30 Sekunden vorbei und der Abend gelaufen.

Fazit: Tech-Demo, die zeigt, dass einem vom VR-Spielen schlecht werden kann.

8 / 10

Tumble VR

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Quelle: Sony / PR

Für 155 Zentimeter gibt es eine Goldmedaille. So hoch soll der Turm aus Bauklötzen werden, den der Spieler vor sich aufbaut. Kein Problem, eigentlich. Einfach schön vorsichtig stapeln, die größten nach unten, die kleinsten nach oben, und bloß nicht schief bauen. Ganz so einfach macht es "Tumble VR" seinem Spieler aber nicht. Denn die Bauklötze, mit denen er Türme oder Brücken oder sonstige Gebilde bauen soll, sind nicht nur unterschiedlich groß, sie sind auch unterschiedlich schwer. Beim Turmbau kann es beispielsweise ganz schön haklig werden, wenn der größte Block aus federleichtem Kunststoff ist, der kleinste Block aber aus Blei und deshalb an der Spitze des Turms die ganze Sache gefährlich ins Wanken bringt - egal, wie sauber man bis dahin gebaut hat.

"Tumble VR" ist wirklich ein Bauklötzchenspiel, und es als eine Art VR-Tetris zu bezeichnen wäre wohl zu viel des Lobes. Aber die Puzzles und Aufgaben, die das Spiel bereit hält, sind abwechslungs- und einfallsreich genug, dass auch erwachsene Tüftler Spaß daran haben. Virtual Reality wäre für das Puzzlespielchen vielleicht nicht nötig gewesen, aber es ist eine nette Ergänzung. Und wann hat man schon zuletzt bei einem normalen Computerspiel unwillkürlich den Atem angehalten, um das digitale Konstrukt ja nicht zum Einsturz zu bringen?

Fazit: Kurzweiliges Puzzle-Spiel, das von VR nur eingeschränkt profitiert und dessen Spielprinzip besser für unterwegs als für das heimische Sofa geeignet wäre.

9 / 10

Job Simulator

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Quelle: Sony / PR

Macht es Spaß, in einem Laden hinter der Theke zu stehen und die Wünsche quengeliger Kunden zu erfüllen? Ist es Unterhaltung, in einer Restaurantküche mit Mikrowelle, Mixer und Kochtopf aus halbbenutzbaren Zutaten ungenießbar klingende Gerichte zu, nunja, zaubern? Hat irgendjemand jemals davon geträumt, in die Haut eines gelangweilten Büroarbeiters zu schlüpfen und dessen Alltag zwischen Büroklammern-Aufsammeln und Akten-Stapeln zu erleben?

Die Entwickler von "Job Simulator" wussten ganz genau, dass die Antwort auf alle diese Fragen "nein" lautet. Trotzdem haben sie die Sache mit der virtuellen "Realität" wörtlich genommen. Der Spieler erledigt diese quälend langweiligen Aufgaben in einer fernen roboterbeherrschten Zukunft, quasi als lebendes Ausstellungsstück der Vergangenheit. Die so verständnis- wie emotionslosen Kommentare der fliegenden Röhrenbildschirm-Herrscher mögen ein paar Minuten amüsant sein, wenn man nie den deutlich einfallsreicheren, größenwahnsinnigen Computer aus "Portal" kennengelernt hat.

Fazit: Mittelprächtige Demonstration der Bewegungssteuerung, Rohrkrepierer-Humor, langweilig by design - kann man auch weglassen.

10 / 10

Headmaster

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Quelle: Sony / PR

Vielleicht das skurrilste aller Spiele, die zur Veröffentlichung der Playstation VR auf den Markt kommen. In "Headmaster" ist der Spieler Insasse einer Institution, die aussieht wie ein Gefängnis. Nur gibt es keine weiteren Insassen oder Wärter, dafür aber ein Fußballfeld auf dem Innenhof. Eine Roboterstimme erzählt, dass man hier zum Kopfball-Profi ausgebildet wird, Ballmaschinen schießen Fußbälle in Richtung Gesicht des Spielers, und der versucht, den Ball mit geschicktem Kopfnicken auf Zielscheiben zu lenken.

Was simpel anfängt, wird schnell zum komplizierten Geschicklichkeitspuzzle aus beweglichen Zielen, explodierenden Bällen, bunten Luftballons und einer mexikanischen Piñata, die der Spieler zur Feier des Tages (welcher auch immer das sein soll) bitteschön kaputtköpfen soll. "Headmaster" ist eher "Wii Sports" als "Fifa 2017", doch auch das Nintendo-Spiel überzeugte damals Millionen Menschen, allein dafür die entsprechende Konsole zu kaufen. "Headmaster" wird als albernes Partyspielchen vielleicht nur wenige Virtual-Reality-Headsets verkaufen. Dennoch zeigt es, wie viel Potenzial in dem beeindruckend genauen Bewegungstracking des VR-Headsets steckt.

Fazit: Macht deutlich mehr Spaß, als man bei der Beschreibung "Kopfball-Trainingsspiel" glauben würde. Für ein paar Stunden prima - und um zu sehen, wie präzise die Bewegungen des Playstation-VR-Headsets erfasst werden können.

© SZ.de/sih/olkl
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