Playstation-Spiel "Infamous Second Son":Superheld mit albernen Kräften

Playstation-Spiel "Infamous Second Son": Eine Kette aus Rauch: Delsin Rowe in "Infamous Second Son"

Eine Kette aus Rauch: Delsin Rowe in "Infamous Second Son"

(Foto: Sony / Sucker Punch)

Gebieter über Neon und Rauch? Das ist Delsin, Protagonist im Playstation-Spiel "Infamous Second Son". Er kämpft sich durch das düstere Seattle des Jahres 2016 - und muss sich entscheiden, ob er Held oder Schurke sein will.

Von Matthias Huber

Worum geht es in Infamous Second Son?

Um einen Superhelden - oder einen Superschurken, je nachdem, wie der Spieler sich durch das virtuelle Seattle des Jahres 2016 bewegt. In den Infamous-Spielen - der erste Teil der Reihe erschien 2009 für die Playstation 3 - geht es um eine Welt, in der eine mysteriöse Kraft plötzlich Menschen mit übernatürlichen Kräften ausstattet. Einer von diesen Menschen, sogenannte "Conduits", ist die Hauptfigur, vom Spieler gesteuert, und muss sich im Verlauf der Handlung immer wieder moralischen Entscheidungen stellen. Zum Beispiel, wie mit jenen zu verfahren ist, die ihm nach dem Leben trachten. Davon gibt es einige: Nach den Ereignissen in den beiden Vorgänger-Spielen, in denen andere Conduits beinahe das Ende der nicht-mutierten Menschheit heraufbeschworen hätten, gelten die Mutanten als "Bioterroristen" - und werden mit geradezu faschistischen Methoden verfolgt.

Was sieht vielversprechend aus?

Die Art, sich durch die frei begehbare Stadt zu bewegen. Wer braucht schon Fahrzeuge, wenn sich der Protagonist kurzzeitig in einen Rauchwirbel verwandeln kann und so blitzschnell durch die Straßen fegt? Auch Hauswände sind kein Hindernis mehr, und Lüftungsschächte vor allem willkommene Abkürzungen. Es wird zum Teil des Spiels, sich möglichst elegant durch die Häuserschluchten zu bewegen - oder gleich von Hausdach zu Hausdach zu springen. Und die spektakulären Kämpfe gegen andere Conduits sind im Vergleich zu den Vorgängern deutlich häufiger geworden - all das dank der Hardware der Playstation 4 in hochauflösender Grafik mit spektakulären Licht- und Schatteneffekten.

Warum sollte man trotzdem skeptisch sein?

Wegen der Art, sich durch die frei begehbare Stadt zu bewegen. Ja, die Parcours-Elemente spielen immer noch eine einigermaßen große Rolle, aber verglichen mit den Vorgängern nähert sich Infamous Second Son eher an die Assassin's-Creed-Reihe an, als an das Parcour-Actionspiel Mirror's Edge. Soll heißen: Die meisten Hindernisse lassen sich mit dem immer gleichen Tastendruck überwinden, auf die eigentlich spaßige Suche nach dem elegantesten und akrobatischsten Weg entfällt leider deutlich weniger Spielzeit. Eine Schwäche der Vorgänger, das etwas aufgesetzt wirkende Moral-System um den guten und den bösen Pfad der Spielhandlung, scheint auf den ersten Blick auch nicht ausgemerzt. So muss sich der Spieler gleich zu Beginn einer schier ausweglosen Lage stellen und zwischen heldenhafter Selbstopferung und egoistischem Selbstschutz entscheiden. Nur: Was passiert, wenn er den Weg des Helden wählt, könnte mit fast identischem Dialog auch die andere Handlungsentscheidung fortsetzen.

Woran erinnert Infamous Second Son?

Ein wenig schmerzlich daran, dass die beiden Vorgängerspiele schon voller guter Ideen steckten: Denn während deren Protagonist Cole Elektrizität, Feuer und Eis manipulieren konnte, mussten die Entwickler für seinen Nachfolger Delsin schon in die Schublade mit den etwas albernen Superkräften greifen. Delsin gebietet jetzt über Rauch, Neon und Video, seine Gegenspieler beispielsweise über die Kraft des Betons. Darunter konnte man sich offenbar auch auch beim Entwicklerstudio Sucker Punch wenig mehr vorstellen als verschiedenfarbige Grafikeffekte, die zwar die Rechenpower der Playstation schön zur Geltung bringen, aber letztlich auch nur die etwas arg abstrakten "Naturkräfte" in Schuss- oder Hiebwaffenform kleiden.

Was passiert, wenn man das Spiel zum ersten Mal startet?

Zuerst schnöder Lauftext, ein wenig Hintergrundgeschichte über die als Bioterroristen gejagten Conduits, Andeutungen über die Handlung der Vorgänger. Und dann erst einmal ordentlich Angeben: Eine Filmsequenz zeigt eine malerische Küstenlandschaft im Sonnenuntergang. Das orangene Licht überstrahlt das üppige Grün des Waldes, die Strahlen der Sonne spiegeln sich in den Wellen des Meeres und in der virtuellen Kameralinse. Infamous Second Son ist der erste große Exklusivtitel für die Playstation 4, und will dem Spieler gleich in diesen ersten Sekunden beweisen, warum sich das Hardware-Upgrade gelohnt hat. Ein Gefangenentransport braust über die unbefestigte Straße heran, rauscht in eine zu enge Kurve, überschlägt sich, explodiert. Aus dem Wrack kriechen ein paar Gestalten, eine von ihnen greift sich Delsin als Geisel. Und der stellt plötzlich fest, dass er den Superkräften der entkommenen Häftlinge gar nicht so wehrlos gegenübersteht, wie er sein ganzes Leben lang dachte.

Infamous Second Son (USK ab 16) ist am 21. März für die Playstation 4 erschienen.

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