Oneplus 3T:Bei diesem Android-Smartphone stimmt fast alles

Oneplus 3T

Klarer Preis-Leistungs-Sieger: Das Oneplus 3T kostet etwa halb so viel wie das Google Pixel XL.

(Foto: Oneplus / PR)
  • Die chinesische Firma Oneplus produziert seit Jahren Android-Smartphones mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.
  • Das Oneplus 3T hat rein gar nichts von billiger China-Elektronik an sich.
  • Mit 440 Euro kostet es halb so viel wie die Spitzen-Smartphones von Apple oder Google - die Hardware ist nur unwesentlich schlechter.

Von Simon Hurtz

Das Oneplus 3 ist das Smartphone des Jahres. Zugegeben: Das sagt keine unabhängige Expertenkommission, dieser Meinung sind die Leser der Webseite Stadt-Bremerhaven.de. Hinter der eher obskuren Adresse verbirgt sich Caschys Blog, eines der bekanntesten deutschen Tech-Blogs. Und so haben die knapp 9000 abgegeben Stimmen durchaus Gewicht. Apple, Google und Samsung hatten keine Chance gegen Oneplus.

One-wer? Neben Huawei und Xiaomi ist Oneplus eine der vielen chinesischen Firmen, die Android-Smartphones mit besonders gutem Preis-Leistungsverhältnis anbieten. Im Gegensatz zu seinen Konkurrenten verzichtet Oneplus auf eine breite Modellpalette und bietet immer nur ein Gerät gleichzeitig an. Bis vor kurzem war es das Oneplus 3 - zum Jahresende wurde es leicht überarbeitet und als Oneplus 3T neu aufgelegt.

Was hat sich im Vergleich zum Vorgänger geändert? Lohnt sich der Kauf immer noch? Und wie gut schneidet das T-Modell im Vergleich zu den Premium-Smartphones der etablierten Hersteller ab? Die wichtigsten Antworten im Überblick.

Oneplus 3 vs. Oneplus 3T

Bereits beim Auspacken wird klar, warum das Smartphone nicht Oneplus 4 heißt: Der Farbton der Rückseite - anthrazit statt einem etwas helleren Silber - ist die einzige augenfällige Änderung, sonst sieht das 3T seinem Vorgänger zum Verwechseln ähnlich. Auch unter der Oberfläche sind die Unterschiede marginal. Der Prozessor hat ein kleines Upgrade erhalten (der Snapdragon 821 ersetzt das Vorgängermodell 820), die Frontkamera löst mit 16 statt mit acht Megapixel auf, und der Akku besitzt mit 3400 Milliamperstunden eine um 400 mAh höhere Kapazität.

Die wichtigste Neuerung dürfte der Preis sein. Mit 440 Euro für die 64-Gigabyte-Version hat er sich um zehn Prozent erhöht. Leider haben Nutzer keine Wahl, ob ihnen das Upgrade 40 Euro wert ist: In seinem Online-Shop bietet Oneplus das alte Modell nicht mehr an. Dafür gibt es das 3T erstmals in einer Variante mit 128 Gigabyte. Sie kostet 480 Euro - ein vergleichsweise fairer Aufschlag, bei anderen Herstellern ist die Verdoppelung des Speicherplatzes deutlich teurer.

Design und Verarbeitung

Die Ingenieure haben das 5,5-Zoll-Display in ein recht kompaktes und dünnes Gehäuse gepackt, das sogar noch etwas besser in der Hand liegt als iPhone 7 Plus und Pixel XL mit derselben Displaygröße. Da die äußeren Abmessungen gleichgeblieben sind, lassen sich auch die Hüllen des Vorgängers weiterverwenden. In den Home-Button ist ein Fingerabdrucksensor integriert, der das Smartphone schnell und zuverlässig entsperrt.

Von Apple hat sich Oneplus den seitlichen Schalter neben der Lautstärkewippe abgeschaut. Damit lässt sich das Smartphone stumm schalten oder in den "Bitte nicht stören"-Modus versetzen, der nur bestimmte Benachrichtigungen zulässt. Eine Funktion, die sich Apple andersherum gerne mal von Oneplus abschauen dürfte: Unterstützung für zwei Sim-Karten. Wer eine private und ein berufliche Sim nutzt oder getrennte Telefon- und Datenverträge abgeschlossen hat, wird ein Dual-Sim-Smartphone wie das 3T zu schätzen wissen.

Leistung

Das Oneplus 3 war bereits eines der schnellsten Android-Smartphones. Dank des Prozessor-Upgrades sammelt der Nachfolger in Benchmark-Tests noch ein paar Punkte mehr, die Unterschiede zeigen sich allerdings eher im Labor als in der Praxis. Wichtiger als synthetische Testergebnisse ist der Eindruck im Alltag - und hier ist das 3T auf einem Level mit den Spitzen-Smartphones von Samsung und Google.

Apps starten ohne Verzögerung, das Scrollen wirkt jederzeit flüssig, und die Leistungsreserven reichen auch für anspruchsvolle Spiele. Bei all dem bleibt das Smartphone angenehm kühl. Da Oneplus sechs Gigabyte Arbeitsspeicher verbaut, können etliche Apps gleichzeitig geöffnet bleiben, ohne dass die Geschwindigkeit leidet oder das Betriebssystem eingreifen und den Arbeitsspeicher freischaufeln muss.

Display

Der AMOLED-Bildschirm bietet ein besonders hohes Kontrastverhältnis. Bei schwarzen Bildinhalten werden die entsprechenden Pixel einfach ausgeschaltet. Schwarz ist also wirklich Schwarz und nicht etwa ein sehr dunkles Grau. Nutzer, denen Farbtreue wichtig ist, werden sich über den sRGB-Modus freuen, der sich in den Einstellungen aktivieren lässt - anfangs ungewohnt blass, tatsächlich jedoch deutlich natürlicher als die knalligen Farben anderer Smartphones.

1920x1080 Pixel reichen locker aus, um alle Inhalte scharf und gut lesbar darzustellen. Lediglich für VR-Brillen wäre eine höhere Auflösung wünschenswert. Da sich die Bildpunkte hier auf zwei Bildschirme aufteilen, sind Smartphones mit 2560x1440 Pixeln besser für Ausflüge in die virtuelle Realität geeignet.

Kamera

An der Kamera hat Oneplus nur wenig geändert. Die Objektivabdeckung aus Saphirglas soll resistenter gegen Kratzer sein, außerdem wurde die elektronische Bildstabilisierung verbessert. Der 16-Megapixel-Sensor von Sony liefert insgesamt hervorragende Bilder, die Farben wirken allerdings einen Tick zu warm und gesättigt. Bei guten Lichtbedingungen kann das 3T annähernd mit dem Galaxy S7 oder dem Google Pixel mithalten. Lässt das Umgebungslicht nach, steigt das Bildrauschen aber stärker an als bei den - deutlich teureren - Konkurrenten.

Akku, Software, Kritik und Fazit

Das Oneplus 3T hält überdurchschnittlich lange durch. Die exakte Laufzeit hängt von der individuellen Nutzung ab. Während des Testzeitraums war der Akku am Ende des Tages häufig noch zur Hälfte voll - selbst Intensivnutzer sollten damit zurechtkommen. Dank Dash-Charge-Technologie lädt das 3T besonders schnell auf, ohne sich dabei zu erhitzen: von null auf 100 braucht es etwas mehr als eine Stunde.

Software

Puristen dürfen sich freuen. Anders als viele Konkurrenten überfrachtet Oneplus seine Smartphones nicht mit angepassten Designs und Bloatware. Untypisch für Hersteller aus Fernost kommt das 3T mit weitestgehend purem Android, wie es Google auch für seine Nexus- und Pixel-Geräte ausliefert - ganz ohne bunte Icons oder gewöhnungsbedürftige Zusatzmenüs. Die wenigen Veränderungen bieten tatsächlichen Mehrwert, etwa praktische Gesten oder anpassbare Schnelleinstellungen.

OxygenOS, wie Oneplus seine Oberfläche nennt, beruht noch auf Android 6.0.1. - auf Nachfrage versichert die Firma aber, dass ein Update auf Android 7 ("Nougat") noch bis Jahresende folgen soll. In der Vergangenheit gehörte Oneplus nicht zu den zuverlässigsten Herstellern, was regelmäßige Sicherheits- und Software-Updates betrifft. Viel Kritik, nicht zuletzt im eigenen Forum, scheint aber zu einem Umdenken geführt zu haben. Zumindest für den Vorgänger, das Oneplus 3, gibt es bereits eine Beta-Version mit Android 7, die allgemein positiv aufgenommen wird.

Kritikpunkte

Die Meckerliste ist übersichtlich: Die Mono-Lautsprecher könnten besser klingen, der Akku ist fest verbaut, die Fotoqualität lässt bei schlechten Lichtverhältnissen nach, und es fehlt ein Micro-SD-Slot, mit dem sich der Speicher erweitern lässt. Außerdem ist die proprietäre Dash-Charge-Ladetechnik inkompatibel mit dem weiter verbreiteten Quick-Charge-Standard, den viele Powerbanks und Ladegeräte unterstützen.

Fazit

Das Oneplus 3T ist nicht billig, aber günstig. Aktuell gibt es wohl kein besseres Android-Smartphone zu einem vergleichbaren Preis. Die Verarbeitung ist tadellos, die Geschwindigkeit mehr als ausreichend und der Akku erfreulich ausdauernd. Google und Samsung verbauen bessere Kameras - ob das mehrere hundert Euro Aufpreis rechtfertigt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wer bereits ein Oneplus 3 besitzt, kann sich das Upgrade sparen. Für alle anderen bleibt das 3T trotz des etwas höheren Preises ein empfehlenswerter Kauf.

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