Nur 0,04 Prozent Wahlbeteiligung:Facebook-Abstimmung krachend gescheitert

Was viele befürchtet hatten, ist eingetreten: Die Abstimmung über die zukünftigen Datenschutzrichtlinien des weltgrößten sozialen Netzwerks Facebooks ist an der geringen Wahlbeteiligung gescheitert. 350.000 User stimmten ab, notwendig gewesen wären 270 Millionen. Jetzt soll das Wahlverfahren überarbeitet werden.

Eine Woche lang hatten die mehr als 900 Millionen Facebook-Nutzer Zeit, um über neue Regeln für das soziale Netzwerk abzustimmen. Letztlich interessierte sich aber kaum jemand für die Partizipationsmöglichkeit: Als die Befragung am Freitag um 18.00 Uhr zu Ende ging, hatten nur gut 0,04 Prozent der Nutzer abgestimmt. Damit das Ergebnis bindend ist, hätte sich nach Facebooks Regeln ein Drittel der aktiven Nutzer des Netzwerks beteiligen müssen - also etwa 270 Millionen Menschen.

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Stell' dir vor, es ist Wahl und keiner klickt hin: Facebooks Abstimmung über die neuen Datenschutzrichtlinien scheitert an der viel zu geringen Wahlbeteiligung.

(Foto: dpa)

Facebook hatte die neuen Regeln in dieser Fassung im Mai vorgestellt und darin unter anderem genauer erklärt, welche Informationen über Nutzer gespeichert werden. Nutzer hatten daraufhin mit Tausenden Kommentaren eine Abstimmung über die Änderungen erzwungen. Der Widerstand ging maßgeblich von der Initiative Europe v. Facebook aus. Sie beanstandete beispielsweise, dass Facebook Nutzerdaten unnötig lange speichere. Facebook schrieb dazu in seinem Entwurf, Daten würden so lange gesichert, wie sie für die Bereitstellung der Dienste gebraucht würden.

Abstimmungsprozess soll überarbeitet werden

Die im Internet veröffentlichten Gegenvorschläge standen allerdings nicht zur Wahl. "Uns hat überhaupt gewundert, dass sie die Abstimmung machen", sagte Max Schrems von Europe v. Facebook. Er warf Facebook vor, Nutzer nicht ausreichend über die Abstimmung informiert zu haben. So erfuhren nur diejenigen davon, die eine bestimmte Facebook-Seite durch einen Klick auf den "Gefällt mir"-Knopf abonniert haben. "Es ist eine totale Farce, was da abgeht", sagte Schrems. Er wusste, dass das Quorum von 270 Millionen Nutzern kaum zu erreichen sein würde. "Uns geht es eher darum, aufzuzeigen, dass sie das nicht einfach machen können", sagte Schrems in Bezug auf die Änderung der Nutzungsbedingungen.

Schrems hatte bereits im August 2011 Verstöße gegen europäische Datenschutzbestimmungen bemängelt. Daraufhin hatte das Unternehmen die neuen Richtlinien vorgestellt.

Bei der am Freitag zu Ende gegangenen Wahl stimmten mehr als 80 Prozent für die bestehenden Bedingungen. Facebook hatte bereits zuvor erklärt, bei zu geringer Beteiligung werde das Ergebnis als "konsultativ" betrachtet. Die offiziellen Resultate will das Unternehmen am Samstag bekanntgeben. Dass bei über 900 Millionen Mitgliedern eine Beteiligung von 30 Prozent der Nutzer nicht mehr realistisch ist, bemerkte offenbar auch Facebook. Der 2009 eingeführte Abstimmungsprozess soll nun überarbeitet werden, kündigte der für Marketing zuständige Facebook-Manager Elliot Schrage an. Dabei soll geprüft werden, "ob dieser Prozess der Größe unserer Gemeinschaft und der Größe von Facebook insgesamt noch gerecht wird". "Wir nehmen Ihre Einblicke und Sorgen ernst", teilte Schrage den Nutzern mit.

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