Nintendo Switch:So spielen sich die ersten Games auf der neuen Nintendo-Konsole

Kühe melken, mit Mario Kart fahren, als Link durch die Zelda-Welt Hyrule streifen. Der erste Eindruck von der Switch.

Von Matthias Huber und Caspar von Au

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Nintendo Switch: Eine Konsole für daheim und unterwegs

Quelle: dpa

Zelda, Mario Kart, 1-2-Switch. Besonders lang ist die Liste der Spiele nicht, die gleich zu Beginn oder wenig später für die Nintendo Switch erscheinen. Am 3. März kommt die neue Nintendo-Konsole auf den Markt. Wir konnten die Nintendo Switch schon jetzt ausprobieren und einige der Games anspielen, die für die neue Konsole 2017 erscheinen. Hier sind unsere Erfahrungen.

Zentraler Aspekt bei der Frage, ob die Nintendo Switch etwas taugt oder nicht, sind die Controller der neuen Konsole. Denn je nach Spiel und Modus kommen die beiden sogenannten Joy-Con (oder der Pro Controller) auf unterschiedliche Weise zum Einsatz. Im Handheld-Modus sitzt je ein Controller links und rechts vom Bildschirm - ähnlich wie bei der Playstation Vita. Das Display ist mit sechs Zoll aber um einiges größer. So lässt sich Nintendo Switch bequem bedienen, zu Hause auf dem Sofa oder in der U-Bahn auf dem Weg in die Arbeit; nur bei komplexeren Spielen, wie zum Beispiel "Splatoon 2" ist der Bildschirm fast ein bisschen zu klein. Das führt dazu, dass man sich beim Spielen dicht über die Switch beugt, was weniger bequem ist.

Auch im sogenannten Tisch-Modus, bei dem man das Tablet dank eines Plastikständers auf den Tisch stellen kann, wird leider nichts aus auf dem Sofa zurücklehnen. Um etwas auf dem Bildschirm erkennen zu können, müssen beide Spieler - laut Nintendo ist der Modus vor allem für zwei Spieler gedacht - eng zusammenrücken und sich nach vorne beugen. Was die Nintendo Switch grafisch zu bieten hat, zeigt sich im letzten der drei Modi, dem TV-Modus. Mit dem Fernseher verbunden zeigt weist die Switch eine vergleichbare Bildqualität wie die Flaggschiff-Konsolen der Konkurrenz - Xbox One und Playstation 4 - auf, jedoch keine bessere.

Die HD-Vibration der Nintendo Switch-Controller funktioniert erstaunlich gut

Zurück zu den Controllern: Einzeln sind die Joy-Con ziemlich gewöhnungsbedürftig, da sie nicht viel größer als ein Schokoriegel sind. Wer große Hände hat muss bei Spielen, für die beide Hände am Controller gebraucht werden, seine Finger sorgfältig sortieren. Games, die sich einhändig spielen lassen, lassen sich dagegen leichter mit den kleinen Controllern steuern. Toll funktioniert die HD-Vibration. Hier hat Nintendo nicht zu viel versprochen: Der Joy-Con lässt sich offenbar so programmieren, dass es sich anfühlt, als ob sich Eiswürfel in einem Glas bewegen. Mit einer dafür vorgesehenen Halterung können Spieler die beiden Joy-Con-Controller zu einem Gamepad fusionieren.

Wem das zu wenig ist, für den bietet Nintendo den sogenannten Pro Controller an. Dieser erinnert in seiner Form stark an das Gamepad für die Xbox. Der kabellose Controller liegt gut in der Hand und ist deutlich handlicher als die fusionierten Joy-Con. Vor allem bei Shootern und Sportspielen wie zum Beispiel Fifa dürfte der Pro Controller langfristig praktischer sein. Genau wie die Joy-Con enthält auch der Pro Controller Bewegungssensoren. Allerdings ist der nur separat erhältlich und kostet stattliche 70 Euro.

Wir haben sechs Spiele auf der Nintendo Switch ausprobiert und beschreiben auf den folgenden Seiten unsere Eindrücke.

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Arms

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Quelle: Nintendo / PR

Die Fäuste fliegen lassen. Das ist bei "Arms" keine Floskel, der Spieler steuert in dem Kampfsportspiel einen Boxer mit ausfahrbaren Springteufel-Armen durch den Ring. Einen Joy Con in jeder Hand führen Boxbewegungen vor dem Fernseher dazu, dass der Held auf dem Bildschirm seine Fäuste mehr oder weniger durch den gesamten Boxring schießt.

Aktuell gibt es fünf verschiedene Kämpfer mit unterschiedlichen Eigenschaften: Ribbon Girl zum Beispiel trifft mit flinken Schlägen. Master Mummy ist etwas schwerfälliger, dafür machen seine Treffer mehr Schaden. "Arms" ist irre schnell: Während man mit flinken Schlägen versucht, den Gegner mit einem Kinnhaken zu erwischen, muss man gleichzeitig den Fäusten des Gegners durch Sprünge oder Seitschritte ausweichen. Die Fäuste parallel nach vorne gestreckt, blockt der Boxer einige Schläge. Außerdem kann man den Gegner an sich heransaugen, um ihm anschließend mit einem Spezialschlag den Rest zu verpassen.

"Arms" bietet taktisch viele Möglichkeiten, die sich beim Spielen schnell erschließen. Das Spiel macht dementsprechend richtig Spaß. Großer Minuspunkt ist auch hier wieder Nintendos Preispolitik. Wer zu zweit vor demselben Fernseher im Splitscreen gegeneinander antreten möchte - und das macht mit Abstand am meisten Spaß - benötigt dafür ein extra Joy-Con-Set. Das kostet rund 80 Euro; mit Konsole und dem Spiel selbst kommt man somit auf mehr als 450 Euro.

Fazit: Neben "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" ist "Arms" das Spiel für die Nintendo Switch, das am vielversprechendsten aussieht. Unser Favorit unter den Games, die wir selbst ausprobiert haben.

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Mario Kart 8 Deluxe

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Quelle: Nintendo / PR

Es dauert nur eine Runde, dann sind die alten Instinkte wieder da: Wenn die Reifen über den Pixel-Asphalt driften und erste Funken sprühen, dann sofort die Taste loslassen und aus der Kurve beschleunigen. Bereits auf der Wii U war "Mario Kart 8" eines dieser typischen Nintendo-Spiele: Auf den ersten Blick ganz simpel, aber auch nach vielen Stunden Spielzeit merkte man, dass man immer noch Neues lernt und noch ein bisschen besser wird, wenn plötzlich alle Bewegungsabläufe der Steuerung perfekt ineinander greifen.

Für die Switch braucht es also gar keinen neunten Teil der Rennspielserie. "Mario Kart 8 Deluxe" heißt die Version für Nintendos neue tragbare Konsole, der Zusatz "Deluxe" weist auf ein paar neue Rennstrecken und neue Fahrer - zum Beispiel aus dem "Splatoon"-Universum - hin. Vor allem aber scheint Nintendo mit den neuen Parcours den einzigen, großen Kritikpunkt an der Wii-U-Version ausmerzen zu wollen: Die sogenannten Battle-Strecken, also Arenen, in denen die Spieler nicht auf Zeit fahren, sondern versuchen, mit gezielten Kollisionen ihre Gegner aus dem Wettbewerb zu werfen, waren damals nur die normalen Rennstrecken.

Ist ein Spieler einfach schnell gefahren, dann hatten es seine Gegner schwer, ihn überhaupt in die Schusslinie zu bekommen. In früheren "Mario Kart"-Spielen gab es spezielle Arenen ohne Start- und Ziellinie, eben wesentlich mehr Autoscooter als Go-Cart-Rennen. In "Mario Kart 8 Deluxe" gibt es jetzt endlich wieder solche Arenen - darunter auch ein Nachbau des "Battle Course 1", mit dem dieser Spielmodus einst auf dem Super NES begonnen hatte.

Fazit: "Mario Kart 8 Deluxe" mag kein neues Spiel sein. Aber die wenigen Korrekturen, die Nintendo vorgenommen hat, treffen ins Schwarze - und machen aus einem sehr guten Spiel ein noch besseres - das man mit der Switch auch unterwegs spielen kann.

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1-2-Switch

1-2-Switch Nintendo Switch

Quelle: Nintendo/PR

Eigentlich ist "1-2-Switch" eine Demonstration dessen, was die Nintendo Switch dank HD-Vibration und Infrarot-Bewegungskamera alles kann. In der Minigame-Sammlung für zwei Spieler sind aber auch einige Spiele enthalten, die zumindest kurzzeitig ziemlich Spaß machen. Das Besondere an den Games ist, dass man den Fernseher zum Spielen selbst nicht braucht, sondern nur, um nachher die Ergebnisse anzuschauen.

Besonders beeindruckend ist ein Spiel, bei dem der Joy-Con zu einer virtuellen Holzkiste wird, in der sich eine bestimmte Anzahl von Kugeln befindet. Durch Neigen, Schwenken und Drehen der Box - beziehungsweise des Controllers - bewegen sich die Kugeln im Inneren der Box. Das fühlt sich erstaunlich echt an. Es gewinnt der Spieler, der die richtige Anzahl zuerst erraten hat.

Bei "Quick Draw" stehen sich die zwei Spieler gegenüber und schauen sich in die Augen - der Joy-Con wird zum Revolver. Sobald ein akustisches Signal ertönt, müssen beide Spieler die Waffe heben, zielen und abdrücken. Dabei kommt es nicht allein auf die Schnelligkeit der Spieler an, sondern auch, ob sie im richtigen Moment auf den Auslöser gedrückt haben; nämlich dann, wenn der virtuelle Revolver auf den Gegner gerichtet ist.

Ähnlich funktioniert das Samurai Training. Hier dient einer der beiden Controller als Holzschwert, das der Spieler auf den anderen heruntersausen lassen kann. Der andere Spieler muss versuchen das virtuelle Schwert rechtzeitig abzufangen, in dem er mit dem Controller in die Hände klatscht. Beide Spieler können ihre Bewegungen auch antäuschen.

Eher langweilig ist das Minispiel "Copy Dance", bei dem ein Spieler eine Pose vormacht, die der andere anschließend zu kopieren versucht. Danach werden die Rollen getauscht. Der Joy-Con in der einen Hand registriert die Bewegung, am Ende bewertet das Spiel, wer seine Sache besser gemacht hat. Letztendlich ist das Minispiel eine sehr abgespeckte Version von "Just Dance 2017", das ebenfalls für die Nintendo Switch erscheint.

Beim Kühemelken wird der Joy-Con zur Zitze eines Kuheuters. Die Spieler müssen die typische Handbewegung beim Melken imitieren, um in kurzer Zeit möglichst viel Milch zu gewinnen. Die Idee ist gut, das Spielprinzip bietet jedoch wenig Abwechslung und wird auf Dauer langweilig. Das Minigame Tresorknacken demonstriert die HD-Vibration der Nintendo Switch, allerdings nicht so eindrucksvoll wie das Kugeln-Raten: Die Spieler rotieren den Joy-Con, bis es klickt, um die nächste Sicherheitsstufe des Tresors freizuschalten.

Fazit: Die sechs Minispiele von "1-2-Switch", die wir testen konnten, sind teils richtig cool, teils ziemlich langweilig. Sind in dem Paket noch mehr Games wie das Cowboy-Shootout oder das Kugeln-Raten enthalten, ist das Spiel seine 50 Euro wert.

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Splatoon 2

Splatoon 2

Quelle: Nintendo/PR

Platsch! Eine große grüne Farbwalze rollt über den pinken Spieler, der daraufhin einige Sekunden warten muss, bis er wieder in den Kampf um die Vorherrschaft über die Farben einsteigen kann. "Splatoon 2" ist der Nachfolger des erfolgreichen Shooters für die Wii U. Viel verändert hat sich jedoch nicht. Mit dem zweihändigen Dual-Kleckser gibt es eine neue Waffe, erstmals kann man Splatoon auch von unterwegs spielen. Dazu kommen neue Karten, außerdem hat Nintendo einen Voice-Chat für Ende dieses Jahres angekündigt. Visuell bleibt jedoch alles beim Alten, die Grafik wurde allenfalls ein wenig für die neue Version aufgehübscht.

Keine Frage: "Splatoon 2" macht - genau wie sein Vorgänger - jede Menge Spaß. Die Runden im Mehrspieler-Modus sind kurzweilig, die Idee pfiffig. Die neue Version profitiert vor allem vom Pro Controller, den es allerdings bereits für die Wii U gab. Insgesamt wirkt der Shooter deshalb eher wie eine Version 1.5.

Fazit: "Splatoon 2" spielt sich ähnlich wie sein Vorgänger, jedoch ohne große Neuerungen. Vielleicht ändert sich bis zur Veröffentlichung im Sommer noch etwas daran.

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Snipperclips

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Quelle: Nintendo / PR

Auf den ersten Blick wirkt "Snipperclips" unscheinbar. Zwei Spieler steuern je einen farbigen Papierschnipsel mit Augen, Mund und Beinen. Dazu passend bewegen sich die beiden Schnipsel in einer zweidimensionalen Welt auf kariertem Papier. Die Landschaften bestehen aus Post-its, Briefumschlägen und Linealen.

Auf den zweiten Blick ist "Snipperclips" ein niedliches Denk- und Rätselspiel, bei dem der Tisch-Modus der Nintendo Switch zum Einsatz kommt. Die beiden Spieler müssen zusammenarbeiten, um die Rätsel zu lösen. Zentrales Element ist dabei, dass die Papierschnipsel sich gegenseitig in andere Formen zurechtschneiden können.

Jeder Spieler steuert seinen Schnipsel über einen Joy-Con, die für erwachsene Hände einzeln recht klein sind. Weil bei "Snipperclips" Schnelligkeit keine Rolle spielt, stört das aber nicht weiter. Die Rätsel sind vielseitig und erfordern einiges an Einfallsreichtum und Fummelei. Wir konnten das Spiel nur zu zweit testen, Nintendo zufolge sind bis zu vier Spieler möglich.

Fazit: "Snipperclips" ist nicht besonders spektakulär, dafür aber ein kleines, nettes Rätselspiel, das Spielern in allen Altersklassen Spaß machen dürfte.

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The Legend of Zelda: Breath of the Wild

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Quelle: Nintendo / PR

Lange konnten die Entwickler von "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" der Versuchung nicht widerstehen: Die ersten paar Minuten verbringt der Spieler in Gestalt des altbekannten Helden Link in einer Höhle, spärlich bekleidet und noch spärlicher bewaffnet. Er wirft ein paar Holzfässer um und findet eine Art magisches iPad, mit dem er Türen öffnen und eine Landkarte abrufen kann. Und dann findet er den Ausgang. Link rennt los, über eine Wiese, deren Zeichentrick-Grashalme sanft im Wind hin und her schwingen, auf eine Klippe zu, erstarrt in Ehrfurcht. Die Kamera fährt zurück und gibt den Blick frei auf grüne Täler, schroffe Vulkanlandschaften, die Ruine einer Kirche.

Es ist die Welt Hyrul", die in "Breath of the Wild" erstmals zum Star des Spiels werden soll. Bisher war der Handlungsspielraum in Zelda-Titeln beschränkt: ein bisschen Schwertschwingen und Bumerang-Werfen hier, ein paar Tonkrüge zerdeppern dort. Das diente dem Spielfortschritt, manchmal auch nur dem Entdecken ein paar versteckter Details.

In "Breath of the Wild" dagegen ist alles interaktiv: Mit einer Axt fällt man Bäume für Feuerholz, mit einem unbedachten Fackelschwung setzt man ganze Wiesen in Brand. Nachts wird es kalt, sodass sich Link eine Feuerstelle oder zumindest etwas Wärmendes zum Essen suchen sollte. Eine Geräuschanzeige verrät dem Spieler, ob es ihm wohl gelingen wird, sich an bestimmte Gegner heranzuschleichen, eine Ausdauer-Anzeige signalisiert, wie lang er noch schnell rennen kann. All das in einer anscheinend offenen Spielwelt, vergleichbar mit "Shadow of Mordor" oder den jüngeren "Assassin's Creed"-Spielen.

Nintendo hat sich mit "Breath of the Wild" viel vorgenommen. Das Spiel könnte einer ganzen Branche beweisen, dass Miyamotos Perfektionismus und die Nintendo-typische Unbeschwertheit auch vor einem hochkomplexen Spielkonzept nicht kapitulieren müssen. Der erste Eindruck verspricht viel: Die Steuerung ist intuitiv, die in wunderschöner Studio-Ghibli-Optik gestaltete Spielwelt könnte kaum einladender sein. Ob Nintendo seinen hohen Standard aber über die ganze Distanz halten kann, wird sich erst am 3. März zeigen.

Fazit: "Breath of the Wild" ist Nintendos große Chance, auch "Skyrim"-, "Witcher"- und "Mass Effect"-Fans zum Kauf einer Switch zu bewegen. Bislang scheint das Konzept aufzugehen.

© SZ.de
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