Neuvorstellungen im Blitz-Check:Apple Watch und iPhone 6 - die ersten Eindrücke

Apple unveils thinner new iPhone 6

Links das alte iPhone, rechts die neuen Modelle

(Foto: dpa)

Wie handlich sind die größeren iPhones? Wo liegen die Bedienungsfallen der neuen Smartwatch? Und wie sieht die berührungslose Bezahlung in der Praxis aus? Ein erstes Ausprobieren nach der Apple-Präsentation.

Von Johannes Kuhn, Cupertino

Nach der Vorstellung der Produktneuheiten bat Apple die Medienvertreter in Cupertino in ein weißes Gebäude, um dort die angekündigten Geräte in Augenschein zu nehmen. Diese ersten Eindrücke ersetzen keinen Test, aber geben doch eine Vorstellung davon, was gut und weniger gut gelungen ist. Ein Überblick.

iPhone 6

Klein war einmal gut, aber in den Smartphone-Größen hatte der Zeitgeist (und die Konkurrenz von Samsung und Co.) Apple inzwischen überholt. Das neue iPhone 6 mit seinem 4,7-Zoll-Bildschirm zollt diesem Trend Rechnung; es wirkt im Vergleich zu den alten Modellen fast riesig, weil es aber dünner ist und die runden Ecken den Größen-Effekt abmildern, macht es sogar einen filigraneren Eindruck.

Auf die gewohnte Daumen-Steuerung sollen die Nutzer trotz der neuen Maße allerdings nicht verzichten. Ein leichter Doppel-Druck auf den Home-Button lässt die Benutzer-Oberfläche nach unten fahren, dies ermöglicht eine einhändige Bedienung. Tatsächlich funktioniert das Feature flüssig, auch wenn sich in manchen Apps die Anordnung verändert und zunächst das Gefühl entsteht, man hätte etwas verloren.

Ein echter Geschwindigkeitstest war nicht möglich, dafür konnten die neuen Fotofunktionen ausprobiert werden: Timelapse und Slow-Motion sind reibungslos funktionierende Effekte für den Hipster von heute, der Bildstabilisator ist dem iPhone 6 Plus vorbehalten. Insgesamt ist Apple in Sachen Foto-Funktionen offensichtlich wieder vorne dabei, auch wenn noch Luft nach oben ist (man will ja Zwischenmodelle wie 6S verkaufen).

Erster Eindruck: Das iPhone 6 dürfte das klassische Update-Modell werden, was vor allem am gelungenen Design liegt.

Apple Inc. Reveals Bigger-Screen iPhones Alongside Wearables

Das iPhone 6 im Vergleich mit dem iPhone 6 Plus.

(Foto: Bloomberg)

iPhone 6 Plus

Die gute Nachricht: Das große 5,5-Zoll-iPhone passt in die Hosentasche, vorausgesetzt, man trägt keine Karottenjeans. Allerdings ist es vom Vorgängermodell wirklich ein großer Schritt, von "locker in der Hand liegen" kann trotz der Dünne (7,1 Millimeter) und des relativ geringen Gewichts wirklich keine Rede mehr sein.

Das XL-Gerät erinnert an eine verkleinerte Version des iPad Air, ein Mini-Tablet ist es aber nicht. Die Handhabung entspricht der anderer größerer Smartphones, sie ist zunächst gewöhnungsbedürftig.

Als sinnvoll erweist sich angesichts der Größe auch, den Startbildschirm nun auch horizontal darzustellen, bei Stamm-Apps wie Mail fragt man sich, wieso Apple nicht schon früher Android kopiert hat. Dieses Feature ist leider nicht für das kleinere iPhone 6 verfügbar.*

Erster Eindruck: Hardcore-iPhone-Fans werden mit dem Gerät ihre Probleme haben, wer aber für Phablet-artige Ausmaße offen ist, hat nun endlich einen Samsung-Konkurrenten.

*In einer vorigen Version dieses Artikels wurde der Landscape-Modus beiden iPhones zugeordnet. Dieser ist aber nur für das "Plus"-Modell verfügbar.

Wie wirkt die Apple Watch?

Apples Armbanduhr kommt erst 2015 auf den Markt, und so zeigte der Konzern nur eine Art Prototypen - Journalisten erhielten sogar nur eine Version umgeschnallt, die Demos zeigte und nicht bedienbar war. Ein Urteil ist deshalb nicht möglich, mit der Batterielaufzeit hält Apple zudem eine wichtige Information derzeit geheim, was auf ein eher bescheidenes Durchhaltevermögen schließen lässt.

Spannend erscheint die Idee, je nach Alert (eingehende Nachricht, Wegbeschreibung) verschiedene "Klopf"-Zeichen zu schicken, statt die Uhr akustische Signale senden zu lassen. So pocht es freundlich am Arm, ohne aufdringlich zu wirken.

Allerdings ist die Steuerung des Geräts zunächst einmal durchaus kompliziert, eine Mischung aus Berührung und Drehen/Drücken der "Krone", um Kleinigkeiten einzustellen. Gerade der Zoom in die unterschiedlichen Anwendungen wirkt auf den ersten Blick noch nicht überzeugend und vor allem kleinteilig. Wie bei anderen Smart-Watches hängt viel davon ab, ob ein Nutzer sich daran gewöhnen kann, Textnachrichten über ein Gespräch mit seiner Uhr zu verfassen.

Apple unveils new gadgets

Bezahlen ohne Berührung: Apple Pay.

(Foto: Monica Davey/dpa)

Apple gibt an, dass das Gerät wasserdicht ist, was allerdings nur für Regen oder den Abwasch gilt. Die Mitarbeiter priesen die Möglichkeit an, anderen Besitzern der Uhr seinen Herzschlag oder kleine Zeichnungen zu schicken. Das wirkt in der Praxis nett umgesetzt, allerdings für Nutzer jenseits des Teenager-Alters ziemlich sinnfrei.

Erster Eindruck: Es gibt viele offene Fragen.

Apple Pay

Die drahtlose Bezahlmethode ist bislang nur für die USA angekündigt und auch deshalb relevant, weil hier Kreditkarten-Sicherheit angesichts niedriger Standards stets ein großes Thema ist. In Demos ließ sich in einigen Apps mit einem Apple-Button reibungslos bezahlen, in der Offline-Welt hält man die Spitze des iPhones (dort ist der NFC-Nahfeldchip eingebaut) an ein Lesegerät. Wer Apple nicht seine Fingerabdrücke (Touch ID) geben möchte, kann die Authentifizierung auch per Pin vollziehen.

Apple Inc. Reveals Bigger-Screen iPhones Alongside Wearables

Apple präsentiert seine neuen Produkte

(Foto: Bloomberg)

Interessant dürfte sein, wie die Banken die Kreditkarten für die Verwaltung über Passbook authentifizieren. Offenbar gibt es hierfür kein einheitliches Modell, American Express genügt aber nach Angaben eines Mitarbeiters ein Foto der Karte.

Erster Eindruck: Dürfte in den USA gut ankommen, soweit die Einzelhändler entsprechend mitziehen - und das liegt an der Marktmacht, nicht an der Innovation, die Technik ist bekannt.

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