Neues Samsung-Smartphone:Mit dem Galaxy Note 7 könnte Samsung Apple überholen

Samsung Electronics Co. Launch Their Galaxy Note 7 Smartphone

5,7 Zoll, 849 Euro - das Samsung Galaxy Note 7 ist eine Mischung aus Smartphone und Arbeitsgerät.

(Foto: Bloomberg)

Apple-Keynotes sind Kult, Samsung-Events nur ein müder Abklatsch. Aber das ist egal, denn Samsungs Produkte verkaufen sich blendend - und das Note 7 dürfte die Erfolgsgeschichte weiterschreiben.

Samsung ist nicht Apple. Das ist eine banale Erkenntnis, aber sie ist wichtig. Selten wurde das so deutlich wie bei der Vorstellung des neuen Galaxy Note 7. Wer einer Apple-Keynote zuschaut - oder einfach nur verfolgt, was währenddessen im Netz passiert - bekommt den Eindruck, Teil einer quasi-religiösen Veranstaltung zu sein. Millionen auf der ganzen Welt huldigen ihren Tech-Göttern, bejubeln jedes Megapixel und Gigabyte des neuen iPhones und warten mit atemloser Spannung auf "one more thing".

Am Dienstag hat Samsung ein neues Luxus-Smartphone vorgestellt. Die Zielgruppe des Note 7 überschneidet sich durchaus mit der von Apple, das öffentliche Interesse dagegen war überschaubar. Ein paar deutsch- und englischsprachige Tech-Blogs zeigten das Event im Livestream, ausführliche Vorberichterstattung, wochenlange Gerüchteküchen und Liveticker in allen großen Medien blieben jedoch aus.

Dabei sind Samsung und Apple durchaus vergleichbar; zumindest, was den wirtschaftlichen Erfolg der Konzerne angeht. Im vergangenen Quartal haben die Südkoreaner ihren US-Konkurrenten in Sachen Umsatz (45 zu 42 Milliarden US-Dollar) überholt, beim Gewinn liegt Apple leicht vorne (7,8 zu 7,2 Milliarden US-Dollar) - noch. Samsung verkauft Fernseher, Kühlschränke und Waschmaschinen, doch auch die Mobilfunksparte macht alleine fast vier Milliarden Dollar Gewinn, und bei der Gesamtzahl der verkauften Smartphones liegt Samsung längst weit vor Apple.

Leaks, Leaks, Leaks

Zugegeben: Die ganz große Spannung war ohnehin schon vor der Vorstellung raus. Am Dienstagmorgen hatte der selbsternannte "Tech-Leaks-Superstar" Steve Hemmerstoffer den Spielverderber gegeben und Bilder von der Verpackung des Galaxy Note 7 getwittert. Das Foto enthält viele zentrale technische Details: Prozessor (acht Kerne, 64 Bit), Arbeitsspeicher (4 GB), interner Speicher (64 GB), Display (5,7 Zoll, AMOLED), Kamera (12 Megapixel, Dual-Pixel-Technologie), Frontkamera (5 Megapixel) und die IP68-Zertifizierung zum Schutz vor Staub und Wasser.

Das meiste davon war zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt. Seit Wochen hatten etliche Leaks die Runde gemacht, unter anderem auch der Preis (849 Euro). Das dürfte durchaus im Sinne von Samsung gewesen sein, denn jede Erwähnung im Vorfeld bedeutet Aufmerksamkeit. Ohnehin sind die Zeiten längst vorbei, in denen nackte Zahlen das wichtigste Verkaufsargument für Elektronikprodukte waren.

Die technischen Daten sind relativ unwichtig geworden

Bei Smartphones spielen höchstens Speicherplatz und Akkulaufzeit eine Rolle (der Akku des Note 7 ist mit 3500 mAh recht groß; wie sich das auf die reale Betriebsdauer auswirkt, werden Tests zeigen). Die Zahl der Megapixel sagt nichts über die Qualität der Kamera, die Größe des Arbeitsspeichers ist nicht direkt proportional zu Leistung, und auch hochaufgelöste Displays können Farben verfälschen oder miese Blickwinkel haben.

Es ist also eine ausgesprochen schlechte Idee, sich ein Smartphone nur zu kaufen, weil seine Daten auf dem Papier gut aussehen. Entscheidend ist, wie es sich im Alltag schlägt. Samsung hat mit seinen beiden Spitzenmodellen Galaxy S7 und S7 Edge bereits zwei der aktuell besten Android-Smartphones vorgelegt. Das Note 7 wirkt durchaus, als könnte es ähnlich beliebt und erfolgreich werden.

Innerhalb seiner Note-Serie überspringt Samsung mit dem neuen Modell eine Nummer und wechselt direkt von 5 auf 7, um auf einer Höhe mit den S-Geräten zu sein. In Sachen Design ähnelt das Note 7 dem S7 Edge: Es ist geringfügig größer, besitzt aber ebenso ein auf beiden Seiten abgerundetes Display ("Dual Edge") und eine Kamera, die weniger als einen Millimeter aus dem Gehäuse herausragt. Lediglich die Ecken sind etwas weniger abgerundet als beim S7 Edge.

Der S-Pen als Alleinstellungsmerkmal

Das Alleinstellungsmerkmal des Note 7 bleibt unverändert: Mit dem S-Pen können Nutzer das Gerät per Stifteingabe steuern, handschriftlich Notizen machen oder Skizzen anfertigen. Mit dieser Funktion, zusammen mit dem 5,7-Zoll-Display prägte Samsung anhand der Note-Reihe eine neue Geräte-Kategorie: Phablets.

Größer als ein gewöhnliches Smartphone, etwas handlicher als ein 7-Zoll-Tablet, sollen Phablets das Beste aus beiden Welten vereinen: Mobilität und Produktivität. Die Displaygrößen von Smartphones steigen kontinuierlich weiter, auch Apple hat mit dem iPhone 6S Plus ein Handy im Programm, das sich kaum noch einhändig bedienen lässt.

Das dürfte auch beim Note 7 schwer werden, spielt für die meisten potenziellen Käufer aber vermutlich keine große Rolle. Wer sein Gerät nur nutzt, um zu telefonieren, Fotos zu machen und bei Facebook zu posten, muss dafür nur einen Bruchteil des Kaufpreises ausgeben. Das Note 7 richtet sich an anspruchsvolle Anwender, die ein schnelles, vielseitiges Arbeitsgerät benötigen. Für diese Zielgruppe ist sicher auch der Iris-Scanner interessant, der "200 Mal sicherer" sein soll als der ebenfalls eingebaute Fingerabdrucksensor, wie Samsung verspricht. Ob das stimmt, und wie das Entsperren klappt, wenn man Brillen oder Kontaktlinsen trägt, lässt sich alleinnach der Präsentation noch nicht beurteilen.

Note 7, Google Nexus - oder doch das iPhone 7?

Auch eine andere, bei Android-Smartphones zunehmend entscheidendere Frage bleibt vorerst unbeantwortet: Wie schnell erhält das Note 7 Updates? Ausgeliefert wird es mit Android Marshmallow (6.0.1), Google veröffentlicht aber schon Anfang August den Nachfolger Android Nougat. Wie lange Samsung braucht, um das Update für seine Geräte anzupassen, ist also unklar. Zumindest bei dringenden Sicherheitsupdates zählte Samsung in der Vergangenheit zu den schnelleren Herstellern, auf komplett neue Android-Versionen mussten sich Nutzer aber oft Monate gedulden.

Wem es wichtig ist, immer die aktuellste Software zu nutzen, sollte daher besser auf die beiden Nexus-Geräte von Google warten, die voraussichtlich im Laufe des Spätsommers vorgestellt werden. Bis zur endgültigen Kaufentscheidung sind ohnehin noch mindestens zwei Wochen Zeit: Das Note 7 kann ab dem 16. August vorbestellt werden, offizieller Marktstart ist der 2. September. Kurz darauf wird Apple dann auch das neue iPhone 7 präsentieren - vermutlich mit deutlich mehr Getöse, aber nicht zwangsläufig mit mehr Erfolg.

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