Neues IPTV-Angebot:Waipu.tv: Fernsehen ohne TV-Anschluss

Neues IPTV-Angebot: Das Smartphone als Fernbedienung: Der neue TV-Dienst Waipu des Münchner Start-ups Exaring soll etwa 23 Millionen Haushalte erreichen.

Das Smartphone als Fernbedienung: Der neue TV-Dienst Waipu des Münchner Start-ups Exaring soll etwa 23 Millionen Haushalte erreichen.

(Foto: oh)

Mit dem Münchner Dienst Waipu.tv lassen sich Öffentlich-rechtliche und Privatsender empfangen - über ein exklusives Glasfasernetz.

Von Mirjam Hauck

Das Fernsehen, so wie man es kennt, ist noch lange nicht tot, auch wenn Netflix-Chef Reed Hastings das Anfang des Jahres prophezeite. Im Durchschnitt guckt jeder Bundesbürger immer noch rund 220 Minuten täglich und die Zahlen sind seit Jahren recht stabil. Auf die hoch gehandelten Streamingdienste wie Netflix entfällt gerade einmal ein Zehntel dieser Zeit. Programme im Fernsehen laufen immer noch besser als online, auch wenn sie sich explizit an eine jüngere Zielgruppe wenden. Die Erstausstrahlung von Jan Böhmermanns Neo Magazin Royale sahen vergangenes Jahr 910 000 Menschen herkömmlich im Fernsehen an, in der Mediathek waren es in den ersten fünf Tagen nur knapp 150 000.

Grund genug für einen neuen TV-Anbieter, sich die Fernsehaffinität der Bundesbürger zunutze zu machen. Der Dienst heißt Waipu.tv und gehört zur Familie der IP-TV-Angebote, also Fernsehsendungen, die über die Internetleitung auf den Fernseher kommen. Bekannte Angebote auf diesem Markt sind Entertain von der Deutschen Telekom oder Web-TV-Dienste wie Zattoo aus der Schweiz oder Magine aus Schweden. Weitere Konkurrenten sind Kabelnetzbetreiber wie Kabel Deutschland oder UnityMedia.

Das Versprechen: ein exklusives, ultraschnelles Glasfasernetz

Hinter dem Angebot von Waipu steht das Münchner Start-Up Exaring, das sich mit Freenet einen erfahrenen strategischen Partner mit an Bord geholt hat, dem nach der Übernahme von Media Broadcast das terrestrische Fernsehnetz gehört. Ganz ohne Settop-Box, Kabelsalat und komplizierter Fernbedienung soll mit Waipu Fernsehen direkt zum Nutzer kommen, ohne lästige Latenzzeiten und Verzögerungen, wie sie gerade bei Fußballspielen die Zuschauer nerven, wenn der Nachbar ein Tor eine halbe Minute früher bejubeln kann.

Die Basis für Waipu, das Wort ist japanisch und bedeutet so viel wie Wischen, legte vor Jahren ein Tiefbauunternehmer. Dieser hat einen speziellen Pflug erfunden, mit dem sich Glasfaserkabel schnell und sicher unter die Erde bringen lassen. Der Unternehmer ließ sich beim Verlegen der Kabel, sei es über kommunalen oder privaten Grund, immer genehmigen, dass er sich zusätzlich ein eigenes Kabel verlegen darf: "für die Enkel". Für was es einmal gut sein könnte, wusste der Mann damals nicht, wohl aber ahnte er, dass es sich einmal lohnen könnte.

Kostenloses "Free"-Angebot

In einem Zeitraum von 30 Jahren kam so ein Netz mit rund 11 000 Kilometern Glasfaserkabel zusammen, das sich quasi über die gesamte Bundesrepublik erstreckt und mit allen Internetknoten in Deutschland verbunden ist. Es erreicht laut Exaring 98 Prozent aller deutschen Haushalte mit Internet, das sind rund 23 Millionen Haushalte. Zwei Rechenzentren, eines in Karlsruhe und eines in Leipzig, sollen für den reibungslosen Betrieb sorgen.

Wer nun diese superschnelle Verbindung, die Waipu exklusiv nutzt, auch haben will, kann derzeit zwischen verschiedenen Angeboten wählen: Für monatlich 4,99 Euro bekommt der Nutzer 52 Sender, darunter die öffentlich-rechtlichen Angebote sowie alle herkömmlichen Privatsender und einige internationale Angebote. Zahlt man 14,99 im Monat für das Paket mit dem Namen "Perfect", werden einige Sender in HD-Qualität gestreamt und alle Sender können in der Mobil-Option unterwegs angesehen werden. Für die Sparsamen gibt es das kostenlose "Free"-Angebot mit 26 öffentlich-rechtlichen Sendern. Im Gegensatz zu den Zahl-Angeboten entfällt hier die Pausentaste für das zeitverzögerte Fernsehen und es können keine Sendungen auf der virtuellen Festplatte aufgenommen werden.

Künftig sollen auch Inhalte zu Gaming- und Virtual-Reality ins Haus geliefert werden

Für die rund fünf Euro gibt es zehn Stunden Platz auf der virtuellen Festplatte, für 15 Euro 50 Stunden. In der teuersten Variante können sich Nutzer bis zu vier Programmstreams ansehen. So kann einer im Schlafzimmer Tatort gucken, der andere im Wohnzimmer die Rosamunde-Pilcher-Verfilmung und die Kinder Kika und auch noch SuperRTL. Weiteren Speicherplatz für eine umfangreichere Video-Sammlung können Nutzer dazu buchen, zehn Stunden kosten beispielsweise zwei Euro, 100 Stunden neun Euro. Für alle gibt es den elektronischen Programmführer, der das Fernsehprogramm der nächsten zwei Wochen anzeigt. Die Pakete sind monatlich kündbar.

Wer mittels Waipu Fernsehen schauen möchte, braucht dafür die Waipu-App für iOS oder Android und einen Internetanschluss mit mindestens 16 Megabit pro Sekunde. Um die Sendungen auf den Fernseher zu bekommen, ist ein Chromecast von Google nötig oder ein entsprechendes Smart-TV-fähiges Fernsehgerät. Laut Exaring soll Waipu demnächst auch mit Apple-TV und dem Amazon-Fire-TV-Stick laufen. Auch soll es mittelfristig nicht nur Fernsehinhalte geben. Dank des großzügigen Glasfasernetzes sollen auch Gaming- und Virtual-Reality-Angebote folgen sowie hochauflösende Formate wie 4K und 8K.

Die Anmeldung funktioniert recht einfach und reibungslos. In der App sieht man dann das Fernsehbild inklusive ausführlicher Informationen zur Sendung. Umgeschaltet wird, in dem man nach links oder rechts wischt. Der Wisch nach oben sorgt dafür, dass die Bewegtbilder auf dem Fernsehgerät landen.

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