Neues Internetportal:Mitmach-Nachrichten

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Holtzbrinck startet das Internetportal Zoomer für junge Nutzer - mit Ulrich Wickert als "Anker des Seriösen".

Caspar Busse

Es ist eines der Projekte, die Verleger Stefan von Holtzbrinck (Zeit, Handelsblatt, Tagesspiegel) am Herzen liegen. Es vergehe kaum ein Tag, an dem sich der 44-Jährige nicht persönlich per Mail mit einer Anregung melde, berichtet Peter Neumann, Geschäftsführer des neuen Nachrichtenportals Zoomer.de. Vier Minuten nach Mitternacht ist die Webseite in der Nacht zum Montag online geschaltet worden- seit Mai 2007 wurde an dem Projekt unter dem Namen Humboldt gearbeitet. 40 Journalisten sitzen in der Zoomer-Zentrale am Landwehrkanal in Berlin. Holtzbrinck investierte viel Geld, wohl mehrere Millionen Euro. "Das ist keine Billignummer", betont Neumann. Ob es ein Erfolg wird, ist angesichts der harten Konkurrenz fraglich.

Mitmach-Nachrichten im Netz: zoomer.de (Foto: Screenshot)

Das neue Nachrichtenportal unterscheidet sich schon in der Optik von Angeboten wie Spiegel.de oder Sueddeutsche.de. Die vorherrschenden Signalfarben sind ein sehr helles Grün und Grau. Fünf Themen stehen im Mittelpunkt, die jeweils mit großen Bildern aufgemacht sind. Darunter befindet sich für alle anderen Nachrichten eine Fotoleiste. Eine klare Ressortaufteilung gibt es nicht.

Anders ist, dass die Nutzer selbst über die Relevanz der Themen mitbestimmen. Blaue Punkte, die von der Redaktion vergeben werden, stellen die Aktualität dar, grüne Punkte den Grad des Nutzerinteresses. Nach einem festgelegten Verfahren wird damit eine Gesamtpunktzahl errechnet, die über die Platzierung der jeweiligen Nachricht entscheidet. "Wir wollten etwas ganz anderes machen. Der User entscheidet mit über die Themen", sagt dazu Holtzbrinck-Manager Neumann, der wie Zoomer-Chefredakteur Frank Syré früher bei der Telekom gearbeitet hat. Angst, dass künftig die Masse entscheidet und immer Britney Spears ganz oben steht, hat er nicht. Umfragen hätten gezeigt, dass sich junge Menschen nicht nur für Boulevardthemen interessieren. "Wir machen keinen Gaga-Journalismus, sondern etwas Ernsthaftes", sagt Neumann. Am Montag stand lange - wie überall - die Steueraffäre rund um Liechtenstein ganz oben.

Als "Anker des Seriösen" (Neumann), soll der frühere Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert dienen. Der 65-jährige Zoomer-Herausgeber hat auch eine Video-Kolumne. Im roten Pullunder präsentiert sich Wickert im Werbefilmchen im Kreis der Redakteure und duzt vertraulich die User: "Ihr entscheidet, was wirklich wichtig ist." Zoomer soll Nutzer zwischen 20 und 35 Jahren ansprechen, in Deutschland zwölf Millionen. Das ist die gleiche Zielgruppe, die Holtzbrinck auch mit den Kontaktbörsen StudiVZ und SchülerVZ im Visier hat. Der Zoomer-Geschäftsplan reiche zunächst über drei Jahre, sagt Neumann - eine Ewigkeit im Internet.

© SZ vom 19.2.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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