Neuer Dan Brown: Raubkopien im Netz:Schwarmgeschwindigkeit voraus

Digitale Raubkopien von Dan Browns "The Lost Symbol" stürmen die illegalen Download-Charts. Auch eine Hörbuch-Variante ist im virtuellen Umlauf.

Bernd Graff

Das "Verlorene Symbol" - nun ist es wohl wirklich verloren. Verloren im Orbit des Virtuellen. Denn digitale Raubkopien des neuen Dan Brown-Thrillers "The Lost Symbol" sind unmittelbar nach Veröffentlichung des gedruckten Buches im Internet erschienen - und sie sprengen bereits die Charts der illegalen Downloads.

Neuer Dan Brown: Raubkopien im Netz: Sicher verwahrt im Koffer mit Zahlenschloss wurde der neue Thriller von Dan Brown zur offiziellen Buchpräsentation gebracht. Doch verlagsintern scheint es eine Sicherheitslücke zu geben.

Sicher verwahrt im Koffer mit Zahlenschloss wurde der neue Thriller von Dan Brown zur offiziellen Buchpräsentation gebracht. Doch verlagsintern scheint es eine Sicherheitslücke zu geben.

(Foto: Foto: afp)

Das nun im großen Stil illegal kursierende Buch, das von Fans sehnsüchtig erwartete dritte um den fiktionalen Zeichengelehrten Robert Langdon, liegt im Netz in zwei Versionen vor: Einmal als nur 2,8 Megabyte großes Text-Dokument im PDF-Format. Und einmal als einhundert Mal so große Datei - als Hörbuch im MP3-Format.

Minuten nach Mitternacht

Angeblich ist bei der Audio-Variante nur Mono-Sound zu hören. Die Angaben in den Nutzerkommentaren bei Pirate-Bay widersprechen sich da jedoch. Auf der Plattform wurden Hinweise auf beide Kopien bereits in den ersten Minuten des 16. September, also kurz nach Mitternacht, dem Verkaufsstart des gedruckten Buches, veröffentlicht. Wenn der Verlag alle Fenster geöffnet und Browns neuen Thriller unter Zuhilfenahme aller Mitarbeiter im Akkord hinauswürfe - es hätte nicht schlimmer kommen können.

Im Web nennt man die Veröffentlichung von Dateien nach dem BitTorrent-Verfahren, für das Pirate-Bay nur die Einstiegsdateien liefert, eine Aussaat. Denn die von den Downloadern selbst wieder angebotenen Kopien der Kopien und die Verteilung von Kopiefragmenten noch während des Downloads sorgen dafür, dass die Anzahl der Dokumente, auf die Downloader zugreifen können, exponentiell steigt.

Die in der globalen Kopierwolke schweben Daten vermehren sich wie die Viren einer Epidemie. Denn auch das ist eigentümlich: Je mehr Kopien und Bruchstücke von Kopien im Umlauf sind, umso schneller können sie von jedem auf den eigenen Rechner übertragen werden. Mittlerweile kann so auf abertausende "Lost Symbols" zugegriffen werden - gleichzeitig.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wer vermutlich die Mutter aller Roman-Raubkopien in Umlauf gebracht hat.

Initialschock für die Buchbranche

Das Maß hierfür ist die sogenannte Schwarmgeschwindigkeit: Dan Brown dürfte augenblicklich mit etwa 2 Megabyte pro Sekunde durch den digitalen Orbit schwirren. Illegale Downloader erhalten, eine schnelle Internetverbindung vorausgesetzt, das urheberrechtlich geschützte Text-File also in etwas mehr als einer Sekunde. Die Hörbuchversion benötigt dann entsprechend anderthalb Minuten.

Das erste illegale File

Der britische Verlag "Transworld", der das gedruckte Buch verkauft, wird vom Guardian zitiert mit der Aussage, dass man angesichts dieser für die Buchbranche schockierend neuen Vorgänge "nicht in Apathie verfallen und tatenlos zusehen" wolle. "Wir fordern, dass die Betreiber der Piratenseiten die Dateien von den Servern nehmen."

Wie gesagt: Für die Buchbranche sind solche Raubkopierorgien, über die die Musik- und Filmindustrie seit einem Jahrzehnt klagen, noch neu. Denn Piratenserver, die identifizierbar wären und von denen illegal eingestellte Files entfernt werden könnten, es gibt sie nicht. Die Rechner der Piraten, die sich zu Spontannetzwerken verbinden, sind die Server und die sind inzwischen - nun ja - fast so zahlreich wie die Sterne am Himmel.

Unabhängig davon, dass diese Form der Wertschätzung künstlerischer Inhalte unter Umgehung von Wertschöpfung nun auch die Buchbranche mit Wucht erreicht hat - es ist, als ob man Piranhas vor frischem Kuhfleisch badet - unabhängig also von diesem Initialschock muss sich die Branche fragen lassen: Wer hat eigentlich die allerersten Files ins Netz gebracht? Denn das - zumal im Fall des Hörbuchs - können eigentlich nur Angehörige des Verlags gewesen sein.

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