Chatten am Desktop:Den Facebook Messenger gibt es jetzt auch solo

Facebook Messenger Web-Version Screenshot

Ein Screenshot der Web-Version des Facebook-Messengers mit seinem dreispaltigen Aufbau. Den Inhalt der Nachrichten haben wir verpixelt.

(Foto: Screenshot/messenger.com)
  • Den Facebook Messenger gibt es jetzt auch als eigenständige Version für Web-Browser. Bisher musste man die Facebook-Homepage besuchen, um am Desktop Nachrichten zu verschicken.
  • Als Facebook vor einem Jahr Smartphone-Nutzer dazu zwang, eine zusätzliche Chat-App zu installieren, folgte lautstarke Empörung.
  • Die Web-Version soll die Nachrichtenfunktion von Facebook nicht ersetzen, sondern nur ergänzen.
  • Der Schritt passt zur Strategie von Facebook: Das Unternehmen setzt mittlerweile auf viele unterschiedliche Plattformen statt einer zentralen App für alles.

Das große blaue Facebook hat ausgedient

"Wir sind eine Familie von Apps", sagte Mark Zuckerberg Ende März auf der Entwicklerkonferenz F8. Was der Facebook-Chef damit meinte: An die Stelle einer zentralen Plattform, dem großen, blauen Facebook mit seinem Newsfeed, soll künftig ein Netzwerk aus unterschiedlichen Diensten für unterschiedliche Zielgruppen werden. Für Fotos gibt es Instagram, für Kurznachrichten gibt es Whatsapp - und den Messenger, den Facebook unabhängig von Whatsapp weiterentwickeln will.

Weniger Ablenkung, mehr Fokus auf das Wesentliche

Wer am Desktop Nachrichten über den Messenger schreiben wollte, musste dafür bislang Facebook aufrufen. Ab sofort geht es einfacher: Unter der einprägsamen URL messenger.com finden Nutzer eine Web-Anwendung, die sich auf eine einzige Sache konzentriert: Nachrichten zu verschicken. Auf der Homepage von Facebook würde man schnell abgelenkt, sagte ein Sprecher dem Online-Magazin Re/code, die neue Seite rücke die Nachrichten-Funktion in den Fokus.

Bislang nur mit englischer Spracheinstellung nutzbar

Die neue Plattform ist nur für User erreichbar, die Facebook auf Englisch nutzen, Nutzer mit anderen Spracheinstellungen sollen in Kürze ebenfalls freigeschaltet werden. Die Seite besteht aus drei Spalten: links eine Liste der Kontakte, in der Mitte der Inhalt der Unterhaltungen, am rechten Rand das Profilbild des Chatpartners und ein Link zu dessen Facebook-Profil.

In einem kurzen Test der SZ.de-Redaktion funktionierte das Senden und Empfangen von Nachrichten problemlos, auch Audio- und Video-Anrufe und das Teilen von Stickern und Fotos sind möglich. Bald soll auch der im März für den Mobil-Messenger angekündigte Bezahldienst in den Web-Client integriert werden.

Großer Erfolg trotz großer Empörung

Vor genau einem Jahr hatte Facebook seine Smartphone-Apps gesplittet: Seitdem muss man die normale Facebook-Anwendung und zusätzlich den Messenger installieren, wenn man innerhalb der Apps Nachrichten schreiben will (in der mobilen Browser-Version gibt es die Nachrichten-Funktion weiterhin). Etliche Nutzer fühlten sich gegängelt, protestierten lautstark, vergaben massenweise Ein-Sterne-Bewertungen in den App-Stores und kündigten an, ihren Account zu löschen und sich nach Alternativen umzusehen.

Passiert ist wenig, im Gegenteil: Die Zahl der Messenger-User hat sich seitdem von 200 Millionen auf 600 Millionen verdreifacht, Facebooks-Strategie der Entbündelung geht also voll auf. Wer jetzt befürchtet, dass er zukünftig nicht nur zwei separate Apps, sondern auch zwei unterschiedliche Webseiten braucht, um den vollen Funktionsumfang von Facebook zu nutzen, kann vorerst beruhigt sein. In der Web-Version solle die Nachrichtenfunktion nicht entfernt werden, sagte ein Facebook-Sprecher.

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