Coronavirus: Netflix soll Videos in schlechterer Auflösung streamen

FILE PHOTO: The Netflix logo is pictured on a television remote in this illustration photograph taken in Encinitas, California

Geht es nach der EU soll Netflix wegen der Coronakrise in schlechterer Bildqualität streamen.

(Foto: Mike Blake/Reuters)
  • EU-Kommissar Thierry Breton hat mit Netflix-Chef Reed Hastings darüber gesprochen, dass der Streamingdienst während der Coronakrise seine Daten drosseln soll.
  • So könnte die Bildqualität bei starker Auslastung automatisch von HD- auf Standard-Auflösung reduziert werden.
  • Die Schweiz bittet ihre Bewohner, weniger Videos zu streamen.
  • Deutsche Anbieter wie die Telekom erklären bislang, sie seien ausreichend auf die steigende Internet-Nutzung vorbereitet.

Wegen der Sorge, die verstärkte Nutzung von Video-Streamingdiensten könnte in der Coronavirus-Krise das Internet verstopfen, hat sich die EU-Kommission an Netflix gewandt. EU-Kommissar Thierry Breton sprach mit Netflix-Chef Reed Hastings über Möglichkeiten, die Belastung zu senken, wie er am Mittwoch mitteilte.

Dabei sei es unter anderem um die Idee gegangen, die Bildqualität bei starker Auslastung automatisch von HD- auf Standard-Auflösung herunterzuschrauben. Bei einer höheren Bildauflösung gibt es ein schärferes Bild, weil mehr Pixel dargestellt werden. Dafür werden aber auch mehr Daten übertragen. Für die höhere Auflösung zahlen die Kunden auch mehr Geld, das Abo ist teurer.

Der Financial Times zufolge erhielt auch Youtube eine entsprechende Bitte. Die Kommission rief die Plattformen auf, mit Internet-Anbietern zusammenzuarbeiten und ihren Datendurchsatz anzupassen, um das Arbeiten von zu Hause aus nicht zu bremsen.

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Ob Netflix der Bitte nachkommen wird, sagte ein Unternehmenssprecher nicht. Er äußerte sich eher vage: "Kommissar Breton betont zu Recht, wie wichtig es ist, dass das Internet in dieser kritischen Zeit weiterhin reibungslos funktioniert". Man konzentriere sich seit vielen Jahren auf die Netzwerkeffizienz - versuche also, die Videos möglichst datensparsam durch das Netz zu leiten. Fachleute sind sich allerdings einig, dass vor allem Streaming und Online-Spiele die Haupttreiber des Datenverkehrs sind.

Netflix empfiehlt für HD (High Definition) eine Internet-Geschwindigkeit von fünf Megabit pro Sekunde, während es bei Standard-Auflösung drei Megabit pro Sekunde sind. Einen richtig großen Sprung gibt es dann aber bei dem noch besseren Utra-HD-Format: Hier empfiehlt Netflix 25 Megabit pro Sekunde. Die Ultra-HD-Qualität gibt es dabei nur in den teureren Tarifmodellen von Netflix.

In den vergangenen Tagen hatten die deutschen Internet-Anbieter Telekom und Vodafone erklärt, sie hätten keinerlei Probleme mit der Durchleitung, auch wenn das Datenvolumen deutlich gestiegen sei. Auch die Bundesnetzagentur sieht die deutschen Anbieter gut gerüstet. In Spanien und Italien, wo Ausgangssperren herrschen, melden die Anbieter ebenfalls deutlich mehr Datenverkehr in den Netzen.

Die Schweizer Regierung rief die Menschen sogar dazu auf, weniger Videos zu streamen. Andernfalls könne man solche Dienste blockieren. Es gebe punktuelle Überlastungen, hieß es bei den größten Schweizer Anbietern Swisscom und Sunrise.

"Der Bundesrat (das Regierungskabinett, Anm. d. Red.) fordert dazu auf, die Dienste zurückhaltend zu nutzen, wozu insbesondere datenintensive Dienste wie die Übertragung von Video-Dateien gehören", teilte das Schweizer Kommunikationsministerium mit. "So bleiben genügend Ressourcen für die wichtigen Dienste frei." Sollten gravierende Engpässe entstehen, habe man die Möglichkeit, nicht versorgungsrelevante Dienste einzuschränken oder zu blockieren." Die relevanten Dienste sind nach Angaben einer Sprecherin etwa Sprachtelefondienst und der Zugang zu den Notrufdiensten.

Der Betreiber des weltgrößte Internet-Knoten DE-CIX in Frankfurt hatte zuvor mitgeteilt, der durchschnittliche Datenverkehr habe zuletzt um zehn Prozent zugelegt. Der Datenverkehr durch Videokonferenzen sei binnen sieben Tagen um 50 Prozent gestiegen. Auf der DE-CIX-Webseite heißt es, man sei für den Anstieg gerüstet: "Selbst wenn alle Unternehmen in Europa alle ihre Mitarbeiter nur noch in Fernarbeit beschäftigen würden und die Fußball-EM parallel übertragen würden, hätten wir immer noch ausreichend Bandbreite für nahtlose Verbindungen."

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