Navigation:Gut zu Fuß

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Wer sein Auto stehen lässt, muss auf den Komfort eines Navigationsgerätes nicht verzichten. Neue Routenplaner für Fußgänger und Radfahrer verhindern das Abkommen vom rechten Weg.

Die bisher verfügbaren Routenplaner im Internet beschränken sich meist auf Empfehlungen für Autofahrer. Dabei haben Fußgänger oder Fahrradfahrer ganz andere Wege als die Benzinfresser und können mit einer Streckenführung über die Autobahn nicht viel anfangen. Nun aber gibt es bei den Google Maps auch die Option "Walking" als Alternative zur Standard-Routenplanung "by car".

Suchen mit dem Stadtplan - Verzweiflung garantiert. (Foto: Foto: dpa)

Das neue Angebot für alle Strecken bis zu zehn Kilometern ist noch als "Beta" gekennzeichnet, befindet sich also noch in der Testphase. Wer vom Frankfurter Hauptbahnhof zum Römer laufen will, wird von Google erst einmal zum Baseler Platz geschickt - ein ziemlich unnötiger Umweg. Auch die Schätzung zur Dauer der Wegstrecke - 32 Minuten zu Fuß und sieben Minuten mit dem Auto - verdient eine kritische Prüfung.

Bessere Angebote gibt es bereits bei Routenplanern für das Fahrrad. Für Hessen und Nordrhein-Westfalen haben die Landesbehörden eine Radtourenplanung von Tür zu Tür eingerichtet.

"In den nächsten Jahren werden da sicherlich noch weitere Bundesländer hinzukommen", sagt der Fachreferent des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Wolfgang Richter. Der ADFC selbst baut ein eigenes Tourennetz auf, das alle bundesweit gut 200 Radfernwege erfassen soll. Sehr viel weiter ist man da schon in der Schweiz - dort gibt es ein "nationales Netzwerk für den Langsamverkehr" mit Routen für Wanderer, Radfahrer, Skater und Kanufahrer. Die Routenplanung für die unterschiedlichen Fortbewegungsarten muss die jeweils anderen Bedingungen berücksichtigen. So müssen Fußgänger nicht die Richtung von Einbahnstraßen beachten. Sie können auch längere Treppenwege wie die "Stäffele" in Stuttgart nutzen, was für Fahrradfahrer wiederum kaum möglich ist.

Wenn die Routenplanung für das Fahrrad lediglich auf dem öffentlichen Straßennetz aufbaue, sei dies wenig hilfreich, erklärt Richter. Erst wenn auch Wald- und Wirtschaftswege einbezogen seien, erhalte der Fahrradfahrer eine sinnvolle Planungshilfe. Angesichts der hohen Benzinpreise werde der Alltagsverkehr mit dem Fahrrad zur Arbeit oder zur Uni für viele zu einer realistischen Alternative.

Sogar im Autoland USA hat das Umdenken begonnen. So berichtet der Online-Kartendienst MapQuest, dass immer mehr Nutzer die Funktion anklicken, bei der Routenplanung die Highways außer Acht zu lassen. Für die Nutzung auf dem Handy bietet MapQuest einen Dienst für Fußgänger an.

"Netzwerk menschlicher Sensoren"

Neben den professionellen Anbietern stellen aber auch immer mehr private Nutzer ihre Empfehlungen für Rad- oder Wanderstrecken ins Netz. Gefördert wird dies auch durch die zunehmende Verbreitung von Navigeräten, deren GPS-Streckendaten im Internet bequem ausgetauscht werden können.

So gibt es bei openstreetmap.Org eine fleißige Community, die nach dem Vorbild der Wikipedia am Internet-Kartenwerk der Zukunft bastelt und eine Region nach der anderen erschließt. "Hallo, heute morgen habe ich weitere Wanderwege im Marienberg/Schulenburger Berg erfasst. Es fehlen jetzt nur noch wenige Abschnitte, die ich in nächster Zeit noch erweitern werde", berichtet dort einer der Aktiven und fügt hinzu: "Heute Nachmittag werd' ich mal nach Hildesheim fahren und dort auf Skates ein bisschen tracken."

Der an der University of California in Santa Barbara lehrende Geografieprofessor Michael Goodchild hat die Vorstellung eines "Netzwerks menschlicher Sensoren" entwickelt, das geografische Daten zusammenträgt und im Internet zur Verfügung stellt. Auf solche Weise könnten dann umfassende Informationen zu vielfältigen Lebensbedingungen bereitgestellt werden wie Wetter, Staus im Straßenverkehr oder Luftverschmutzung.

"Dieses Netzwerk menschlicher Sensoren hat mehr als sechs Milliarden Komponenten, jeder Teil ein intelligenter Synthesizer und Interpret lokaler Informationen", erklärt Goodchild. Die so gesammelten frei verfügbaren Geodaten könnten einmal als wertvolles Kartenmaterial für Wege aller Art dienen und bequem ins Navi geladen werden.

© AP/Peter Zschunke/gut - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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