Nach Hackerangriff:Wikileaks veröffentlicht Hunderttausende E-Mails von Sony

WikiLeaks founder Julian Assange gestures during a news conference at the Ecuadorian embassy in central London

Wikileaks-Mitgründer Julian Assange hält die Dokumente für "berichtenswert", weil sie "im Zentrum eines geopolitischen Konflikts" stünden.

(Foto: REUTERS)
  • Die Enthüllungsplattform Wikileaks hat 30 287 Dokumente und 173 132 E-Mails des Sony-Konzerns im Internet veröffentlicht.
  • Die Unterlagen sollen enge Verbindungen von Sony zur amerikanischen Politik dokumentieren. Angeblich hat das Unternehmen direkten Einfluss auf die US-Gesetzgebung nehmen können.
  • Sony wirft Wikileaks vor, sich mit der Veröffentlichung zum Handlanger krimineller Hacker zu machen.

30 000 Dokumente, 170 000 E-Mails

Der Hackerangriff auf die Produktionsfirma Sony Pictures im Zusammenhang mit der Nordkorea-Satire "The Interview" liegt mittlerweile fünf Monate zurück, Sony schien die Lage wieder im Griff zu haben - doch jetzt sorgt Wikileaks für neue Unruhe. Am Donnerstag veröffentlichte die Enthüllungsplattform 30 287 Dokumente und 173 132 E-Mails mit Schriftwechseln mit mehr als 2200 Adressaten. Die Unterlagen lassen sich für Recherchezwecke nach Namen oder anderen Begriffen durchsuchen.

Wie Wikileaks das Vorgehen rechtfertigt

Die Dokumente böten "einen seltenen Einblick in die inneren Abläufe eines großen, verschlossenen, mulitnationalen Unternehmens", rechtfertigte Wikileaks das Vorgehen. Bereits direkt nach dem Hackerangriff kursierten interne Sony-Unterlagen im Netz. Diese seien im Gegensatz zu den nun veröffentlichten Dokumenten aber nicht gezielt durchsuchbar gewesen und ohnehin zu schnell aus dem Internet entfernt worden, damit die Öffentlichkeit sie habe einsehen und auswerten können.

Sony kann angeblich Einfluss auf die amerikanische Gesetzgebung nehmen

Wikileaks zufolge hat Sony Verbindungen zum Weißen Haus, zur Demokratischen Partei von Präsident Barack Obama sowie zur Rüstungsindustrie. Außerdem könne der Konzern Einfluss auf die Gesetzgebung in den USA nehmen. Solche Informationen gehörten in die Öffentlichkeit, schreibt Julian Assange, einer der Gründer von Wikileaks. Die Unternehmensunterlagen von Sony seien "berichtenswert", weil sie "im Zentrum eines geopolitischen Konflikts" stünden. Wikileaks werde sicherstellen, dass sie öffentlich einsehbar bleiben.

Nordkorea wies die Verantwortung für den Hackerangriff zurück

Mit diesen Äußerungen bezieht sich Assange auf den Konflikt zwischen den USA und Nordkorea. Barack Obama machte nordkoreanische Hacker dafür verantwortlich, im November in die Computersysteme des Filmstudios Sony Pictures eingedrungen zu sein und vertrauliche Informationen im Internet veröffentlicht zu haben. Darunter waren persönliche Daten von 47 000 Mitarbeitern sowie von Dritten, darunter einigen Stars. Auch Informationen über die Konzernfinanzen, Drehbücher und fünf Filmproduktionen wurden verbreitet.

Die Angreifer wollten die Absetzung der Politkomödie "The Interview" erzwingen, die von einem fiktiven Mordkomplott gegen den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un handelt. Nach der Attacke forderten die Hacker Sony Pictures auf, "The Interview" nicht zu veröffentlichen. Pjöngjang wies die Beschuldigung des Weißen Hauses zurück und erklärte, nichts mit dem Hack zu tun zu haben.

Scharfe Kritik von Sony

Sony verurteilte das Vorgehen von Wikileaks. Damit spiele die Enthüllungsplattform den Hackern in die Hände, die den Sony-Mitarbeitern schaden wollten, erklärte das Unternehmen. Der Hackerangriff sei ein "bösartiger krimineller Akt" gewesen. Wenn Wikileaks das gestohlene Material veröffentliche, mache es sich zum Handlanger der Angreifer. Man werde den Kampf für "Sicherheit und Privatsphäre innerhalb der Firma und für seine mehr als 6000 Angestellten" fortsetzen.

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