Musikplayer Pono:So will Neil Young MP3 ablösen

Pono-Musikplayer

So soll der Pono-Musikplayer aussehen.

Der Musiker Neil Young hasst das Dateiformat MP3. Mehr als 18.000 Menschen stimmen ihm zu und unterstützen seine Crowdfunding-Kampagne - die bisher drittgrößte auf Kickstarter. Young will einen neuen Musikplayer namens Pono bauen. Der hat jedoch seine Probleme.

Von Hakan Tanriverdi

Neil Young hat Top-Künstler nacheinander in ein Auto gesetzt und ihnen Musik vorgespielt. Als die Kollegen wieder ausstiegen, ließ der Musiker deren Reaktionen filmen. Sie sind durchweg begeistert. Die Musiker bekunden ihr Erstaunen und bemühen dafür alles, was die Wortpalette zwischen "sehr schön" und "unfassbar" so bereithält. Dabei staunen sie nicht etwa über einen neuen Song, den Young gerade aufgenommen hätte, sondern über die Qualität der Wiedergabe. Young arbeitet daran, einen neuen Musikplayer samt dazugehörigem Online-Store auf den Markt zu bringen. Der Name: Pono.

Die Faszination, die Neil Young ausgelöst hat, endet nicht bei Musikern. Sie zeigt sich aktuell auch auf der Crowdfunding-Seite Kickstarter. Am Dienstag ist dort eine Kampagne zu Ende gegangen, bei der Young um finanzielle Unterstützung gebeten hatte. Aus dem Pono-Prototyp soll ein Massenprodukt werden. 800 000 US-Dollar wollte Young dafür einsammeln. Die Kampagne ist die dritterfolgreichste überhaupt. 6,23 Millionen US-Dollar sind zusammengekommen.

"Pono ist hawaiianisch - es bedeutet gerecht", sagt Young, wenn er sein Idee beim Showmaster David Letterman auf dem Sofa bewirbt oder auf der Digital-Konferenz SXSW eine Rede hält. Die Qualität, die heute verkauft wird, sei "shit". Sie wird der Musik nicht pono, sozusagen.

Musik-Dateien sind im Regelfall im MP3-Format gespeichert. Ein Format, das Musiktitel codiert und nur zehn Prozent so viel Speicherplatz braucht wie das Original. Es ist ein System für eine Zeit, in der es an Speicherplatz mangelte. Gemacht für MP3-Player mit einem Speicher von 128 Megabyte. Doch diese Zeit ist vorbei. Speicherplatz ist billig geworden.

Genau an diesem Punkt setzt Young an. Sein Player hat die Form eines Prismas und verfügt über zwei Anschlüsse: Die Musik kann man so entweder per Kopfhörer hören oder aber am Computer oder im Auto. Young vergleicht das Design mit einer Toblerone-Schokolade. Die Musik soll den Hörern genauso präsentiert werden, wie sie im Studio aufgenommen wurde, ohne Qualitätseinbußen. Der Player soll 399 US-Dollar kosten und 64 Gigabyte Speicherplatz bieten. Die Titel selbst werden über einen Store erhältlich sein. Pono arbeite bereits mit allen großen Labels zusammen, heißt es.

Es gibt zwei Kritikpunkte

Der Erfolg gibt Young auf den ersten Blick recht, denn ganz offensichtlich gibt es die Nachfrage. Doch der Pono-Player wird auch kritisiert.

Der Player, der eine dreieckige Form hat, kann natürlich in die Hand genommen und vom Wohnzimmer ins Auto mitgenommen werden. Rein formal ist der Pono also "tragbar". Aber ein Blick auf das Smartphone zeigt: Die meisten Geräte sind flach. Das sind sie vor allem deswegen, weil es dem Alltag der Menschen entspricht, die Musik "on the go" hören, also unterwegs in der Bahn oder im Bus. Flache Geräte kann man sich in die Hosen- oder Jackentaschen stecken. Bei einem Dreieck dürfte das schwieriger sein.

Außerdem ist das MP3-Format nicht so schlecht, wie Young sagt. Jonathan Sterne ist Professor an der McGill-Universität in Montreal und hat ein Buch über das Dateiformat geschrieben. Er kommt zu dem Ergebnis, dass MP3-Dateien ihren Zweck bestens erfüllen: "Es ist für Gelegenheitshörer, die ihre Musik auf Zugfahrten über Kopfhörer anhören oder über die kleinen Lautsprecher am Desktop." MP3 ist für ihn mehr als ein bloßes Zerkleinern der Dateigröße. "MP3 basiert auf einem Modell, wie das menschliche Gehör arbeitet. Es ist also eine Maschine, die so gebaut ist, wie die Hörer Musik wahrnehmen." Die Datei sei so komprimiert, dass genau das herausgefiltert werde, was das menschliche Gehirn ohnehin nicht höre (hier ein Aufsatz Sterns als PDF).

Hinzu kommt das Streaming. Mittlerweile nutzen sechs Millionen Menschen Spotify. Sie laden ihre Musik auf Abruf direkt aus dem Netz. Wie viel Speicherplatz der Nutzer hat, ist dabei egal - wichtig ist nur eine gute Internetverbindung. Pono wird vorerst kein Streaming anbieten. Da gebe es aktuell zu viele Probleme.

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