Musik-Streaming:Apple torpediert angeblich Spotifys Gratis-Modell

Beats Music

Links das Logo von "Beats Music". Der Streaming-Dienst von Apple soll im Juni kommen.

(Foto: dpa)
  • Apple soll Labels dazu drängen, sich aus Gratis-Hör-Modellen wie dem von Spotify zurückzuziehen.
  • Der US-Konzern plant einen eigenen Musik-Streaming-Dienst.
  • Justizministerium und Handelskommission sollen die Angelegenheit bereits prüfen.

Von Franziska Schwarz

Offensive gegen Gratis-Hören

Apple will auf den Musik-Streaming-Markt. Allerdings gibt es da schon den Platzhirsch Spotify. Der US-Konzern soll Musikverlage deshalb nun gedrängt haben, sich aus Gratis-Hör-Angeboten wie denen von Spotify zurückzuziehen, berichtet das US-Technikportal The Verge.

Demnächst soll Apple "Beats" starten, einen Dienst, mit dem man Songs aus dem Internet abspielen kann und den Apple im Mai 2014 für etwa drei Milliarden US-Dollar gekauft hat. Bei Spotify hingegen mit weltweit 60 Millionen Nutzern zahlen nur etwa ein Viertel der Musikhörer. Der Rest nutzt das Angebot kostenlos, muss dafür aber eingeblendete Werbung in Kauf nehmen. "Freemium" nennt sich das Modell. Das Kalkül: durch den kostenlosen Anreiz mehr zahlende Kunden zu gewinnen. Bei Apple soll es ein solches Gratis-Modell wahrscheinlich nicht geben.

Wie die Musikverlage argumentieren

Überdies soll Apple der Universal Music Group angeblich angeboten haben, die Youtube-Lizenzgebühren für Universal-Inhalte zu übernehmen - wenn sie auf Youtube "ihre Musik nicht mehr zulassen", berichtet The Verge unter Berufung auf anonyme Quellen. Youtube ist der weltweit erfolgreichste Video-Streaming-Dienst. In der Branche sieht man derartige Plattformen als Gefahr für das Geschäft.

Universal verlange nicht, dass Spotify & Co. ihr Freemium-Modell komplett aufgeben - allerdings sollten sie nach dessen Wünschen zum Beispiel die Anzahl der Tracks pro Monat verringern, um Menschen zum Zahlen zu bewegen, ​berichtete die Financial Times Ende März. Spotify lehne das ab.

Was Labels mit Streaming verdienen

Das Freemium-Modell brachte den großen Musikverlagen im Jahr 2014 etwa 295 Millionen US-Dollar ein, 34 Prozent mehr als im Vorjahr. Bezahlte Dienste sind für die Labels aber deutlich lukrativer: Sie fuhren im gleichen Zeitraum etwa 799 Millionen Dollar ein und wuchsen um 25 Prozent. Laut der Recording Industry Association of America (Pdf) erwirtschaftete die gesamte Streaming-Sparte inklusive Tantiemen etwa zwei Milliarden US-Dollar pro Jahr.

Der Plan für den kostenpflichtigen Musik-Streaming-Dienst von Apple soll zur Developer Conference am 8. Juni vorgestellt werden. Was der Dienst kosten wird, ist noch unklar. Viele Streaming-Dienste verlangen etwa zehn Dollar pro Monat. Spekuliert wird, ob Apple diesen Preis unterbietet.

US-Behörden untersuchen Streaming-Dienste

Wie Apple in Sachen Musik-Streaming vorgeht, hat offenbar bereits die Aufmerksamkeit der US-Aufsichtsbehörden erregt. Sie untersuchen den Fall, schreibt The Verge und beruft sich dabei auf nicht genannte Quellen. Apple ist nicht die einzige Firma, die unter Verdacht steht, die kostenlose Konkurrenz ausbremsen zu wollen: Wie die New York Post Anfang April berichtete, erwägt die EU-Kommission, mehrere Premium-Musik-Streaming-Dienste zu untersuchen, darunter etwa Tidal von Jay-Z.

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