Musik im Netz:Sängers Seite

Peter Gabriel macht keiner so schnell etwas vor in Sachen Internet. Nun setzt sich der Sänger für ein werbefinanziertes Musikangebot im Internet ein.

Elmar Jung

Wenn es ums Internet geht, wollte Peter Gabriel schon immer ganz vorne dabei sein. Der ehemalige Sänger der Band Genesis war im Jahr 2002 einer der ersten namhaften Musiker, der ein neues Album nicht nur als CD, sondern auch komplett im Internet als Download anbot.

Peter Gabriel

Peter Gabriel

(Foto: Foto: AP)

Damals hatte er schon seinen Musik-Aboservice OD2 gegründet, eine Online-Plattform, die als technische Basis für Musikdienste im Internet (MSN Music oder Tiscali Musicdownloads) gilt. 2004 kaufte die amerikanische Firma Loudeye Gabriels OD2 für 38,2 Millionen Euro, wovon rund 20 Millionen an die Aktionäre flossen.

Seitdem gilt Gabriel als jemand, dem so schnell keiner etwas vormacht in Sachen Internet. Jetzt will der 57-Jährige es der Musikindustrie wieder mal zeigen. Kürzlich stellte er mit Musiker Steve Purdham (Surfcontrol) und dem Finanzexperten John Taysom die vorläufige Form (Betaversion) eines Musikangebots ins Internet, das sich allein mit Werbung finanzieren soll. We7 heißt es, und soll das ,,digitale Medienangebot der Zukunft'' sein.

Das System ist einfach und klingt zunächst vielversprechend. Die auf der Webseite angebotenen Musikstücke können nicht nur kostenlos heruntergeladen, sondern auch auf jedem beliebigen MP3-Player abgespielt werden. Der Kopierschutz, den bislang die großen Plattformen Musicload oder Napster einsetzen und der das Abspielen nur auf dem Benutzer-PC erlaubt, entfällt.

Zwar hätte Peter Gabriel wohl einiges zu verschenken, doch die User müssen vor jedem Hören einen etwa zehnsekündigen Werbespot über sich ergehen lassen - und einen Jingle von We7. Vier Wochen nach dem Herunterladen, heißt es auf der Webseite, werden die Lieder werbefrei.

Die Werbeerlöse sollen nach Betreiber-Angaben zu je 50 Prozent an die Musiker und die Rechteinhaber fließen. Noch ist die Nutzerzahl gering, die Auswahl überschaubar: Titel von Coolio, Bananarama oder Herbie Hancock, einem Gesinnungsgenossen Gabriels, wenn es um die freie Distribution von Musik im Internet geht, gehören noch zu den bekannteren. Das Angebot soll bis zum offiziellen Start im Juli größer werden.

Bisher konnte sich noch keine der großen Plattenfirmen zur Kooperation mit We7 durchringen, weswegen sich Gabriel auf die Vermarktung von Independent-Künstler beschränkt. Während er noch auf eine Zusammenarbeit mit den großen Labels hofft, schicken sich diese an, ihr eigenes Angebot attraktiver zu machen. EMI und Apple haben unlängst verkündet, die Kopierschutz-Barriere abzubauen. Peter Gabriel könnte also auch zu spät dran sein.

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