Multifunktionsgerät: Wyplayer:Mach mal Pause

Der neue Wyplayer will TV-Empfänger und -Recorder sein, Medien abspielen, Internetvideos zeigen und noch mehr - geht das gut?

Helmut Martin-Jung

Das kennt man aus der Bier-Werbung: Just wenn einer der versammelten Männerfreunde von der Glotze aufsteht, um die nächste Runde Bier aus dem Kühlschrank zu holen, fällt das entscheidende Tor. Hätte der Arme mal ein Fernsehgerät mit Pausetaste gehabt - oder, noch besser, so ein schickes kleines Kästchen wie den Wyplayer.

Multifunktionsgerät: Wyplayer: Der Wyplayer ist ein Doppelempfänger für digitales Antennenfernsehen.

Der Wyplayer ist ein Doppelempfänger für digitales Antennenfernsehen.

(Foto: Foto: Hersteller)

Die Box speichert stets die letzten fünf Minuten des laufenden Programms ab, mit einem Rad an der Fernbedienung kann man sozusagen die Zeit zurückzudrehen. Das ist jedoch nur eine von vielen Funktionen, die das Gerät aus französischer Produktion verspricht. Also der Reihe nach.

Zunächst einmal ist der ab 400 Euro teure Wyplayer ein Doppelempfänger für digitales Antennenfernsehen, DVB-T. Doppelempfänger heißt, man kann ein Programm ansehen und ein anderes parallel aufnehmen. Dazu wird die Box an eine Antenne angeschlossen, oft reicht schon eine Zimmerantenne; von der Box geht es per Scart-Kabel oder HDMI-Kabel ins TV-Gerät. Aufgezeichnet wird auf einer Festplatte, die bis zu 1,5 Terabyte Speicherplatz bietet. Über eine Buchse für Netzwerkkabel oder die ebenfalls eingebaute Wlan-Antenne verbindet sich die Box auch mit Computern und dem Internet.

Vor allem letzteres ist wichtig. Der Wyplayer bringt nämlich auch Internetvideos auf den Fernseher. Das Gerät kann Nachrichten von Webseiten anzeigen, im Fach-Denglisch RSS-Feeds genannt. Die Box bringt übers Netz auch Dateien auf den Fernseher, die auf einem Computer gespeichert sind. Updates für das Betriebssystem der Box muss man dagegen von der Firmen-Webseite herunterladen und über einen Datenträger aufspielen. Bis dato ist die Support-Seite noch in französischer Sprache.

In der Box steckt Linux

Diese Updates sind auch dringend nötig, denn natürlich hakelt es hie und da noch ein wenig. Außerdem geht auch die Entwicklung neuer Formate etwa zum Abspeichern von Videos schneller voran, als man sich neue Geräte kaufen will. Im Prinzip spielt die Box das meiste, was derzeit gebräuchlich ist - beispielsweise Dateien im Format VOB, wie sie auf DVDs verwendet werden, aber auch das von Apples Quicktime her bekannte MOV-Format. Französische Tester berichten von vereinzelten Problemen mit Filmdateien im DIVX-Format - ein besonders platzsparendes Format, von dem es allerdings sehr vielen Varianten gibt.

Über drei USB-Buchsen lassen sich am Wyplayer externe Geräte anschließen. Sowohl Sticks als auch eine externe Festplatte erkannte der Player problemlos und vor allem schnell. Als Medien akzeptiert der Wyplayer nicht bloß Bewegtbilder, sondern auch Fotos, die man auch als Diaschau samt Überblendungsfunktion abspielen kann. Auch als Musikabspieler arbeitet das Gerät; es kann mit nahezu allen Formaten etwas anfangen, die es hier gibt, auch dem im Linux-Umfeld gebräuchlichen Ogg-Vorbis. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn in der Box steckt selbst ein Linux-Betriebssystem, von dem der Benutzer aber nichts mitbekommt.

Die Entwickler haben dem Wyplayer eine ziemlich reduzierte und aufgeräumte Oberfläche verpasst, auch die Fernbedienung hat eher zu wenige als zu viele Knöpfe. Viel muss so über das schon erwähnte Bedienungsrad erledigt werden, das Ähnlichkeiten hat mit dem Click Wheel von Apples iPod. Man kommt bei den meisten Funktionen ganz gut intuitiv zurecht, manchmal erscheint das Konzept aber inkonsequent. So kommt man etwa vom Haupt- in ein Untermenü hinein, indem man am Bedienrad nach unten klickt, zurück zum Hauptmenü geht es aber mit einer anderen Taste.

Im Kurztest offenbarte das Gerät außer diesen Eigenwilligkeiten ansonsten keine nennenswerten Schwächen. Zumindestens die Grundfunktionen Fernsehgucken und (zeitgesteuert) aufnehmen funktionierten gut und sind auch für Nicht-Experten leicht bedienbar. Aufnahmen lassen sich bequem über einen elektronischen Programmführer erledigen; Informationen dazu liefern allerdings nicht alle Sender. Die Firma will diesen Service deshalb über einen Kooperationspartner verbessern. Zusammen mit dem Versprechen regelmäßiger Updates sieht das nach einer ziemlich runden Sache aus.

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