Möglicher Kopierschutz für JPEG-Bilder:Katzenbilder in Gefahr

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Dürften Bilder von Grumpy Cat nur noch vom Urheber gepostet werden, wäre die Karriere der mürrischen Katze vermutlich schnell beendet. (Foto: REUTERS)
  • Das Komitee aus Foto-Experten, das für den JPEG-Standard zuständig ist, diskutiert über einen Kopierschutz für Bilder. So sollen Urheberrechtsverletzungen in Zukunft vermieden werden.
  • Bilder sollen auf dieselbe Art geschützt werden wie Filme, Musik oder Software.
  • Kritiker warnen vor einem solchen Schritt: Die Regelung hätte massive Auswirkungen auf die Kultur des Teilens im Internet.

Von Sara Weber, München

Jeden Tag werden Milliarden von Fotos ins Internet hochgeladen: bei Facebook, bei Snapchat, bei Instagram, überall im Netz. Ein Großteil dieser Bilder wurde im JPEG-Format abgespeichert, das von den meisten Handy- oder Digitalkameras genutzt wird. Doch nun gibt es Überlegungen, es grundlegend zu verändern, mit enormen Auswirkungen auf Internetnutzung und Digitalkultur. Mit anderen Worten: JPEG-Bilder sollen einen Kopierschutz erhalten.

Entwickelt wurde das Format vom JPEG-Komitee (Joint Photographic Experts Group), einem Zusammenschluss von Fotografie-Experten. Es diskutiert und verabschiedet Standards zum Beispiel dafür, wie digitale Bilder platzsparend gespeichert werden können. In der aktuellen Diskussion geht es darum, die Bilder vor Urheberrechtsveränderungen zu schützen. Das JPEG-Komitee will "einen Standard entwickeln, der dafür sorgt, dass Bildinformationen sicher geteilt werden können, dass der Datenschutz gewährleistet wird, die Datenintegrität beibehalten und das Recht am geistigen Eigentum geschützt wird".

Rechtliche Hürden sind vorhanden, technische Hürden kaum

Zwar ist es auch jetzt bereits nicht erlaubt, urheberrechtlich geschützte Bilder zu kopieren und weiterzuverbreiten. Doch technisch gibt es kaum Hürden. Deshalb denkt das JPEG-Komitee darüber nach, Bilder im Internet künftig genauso zu schützen wie es mit Musik, Filmen oder Software geschieht: mit Digital Rights Management (DRM). DRM ist der Grund, warum etwa E-Books von Amazon nur auf dem Kindle gelesen werden können oder warum nicht alle DVDs auf allen Geräten laufen.

Digitale Rechteverwaltung beschränkt die Nutzung digitaler Dateien durch Verschlüsselung. Damit sind geschützte Dateien an eine bestimmte Lizenz gebunden und nur wer diese Lizenz besitzt, kann den Inhalt nutzen. Würde diese Art der Verschlüsselung auch für Bilder gelten, hätte das massive Auswirkungen auf die Kultur des Teilens im Internet: Memes, also Internetphänomene wie Katzenfotos mit lustigen Sprüchen, wären zum Beispiel passé. Nur noch die Person, die die Rechte an einem Bild hält, könnte es bei Facebook oder Twitter posten. Und nicht nur das Teilen von Bildern könnte betroffen sein: Wer etwa in der falschen Region lebt, könnte manche Bilder gar nicht mehr angezeigt bekommen.

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Kritiker fürchten eine Einschränkung der Kreativität im Netz

Die Electronic Frontier Foundation (EFF), eine US-Nichtregierungsorganisation, die sich für Grundrechte im Internet einsetzt, warnt deshalb vor DRM für JPEG-Bilder. Man müsse sich vorstellen, was passieren würde, schreibt EFF-Analyst Jeremy Malcolm, wenn der Computer es nicht mehr zuließe, Bilder zu kopieren. Der Computer würde den Nutzer davon abhalten, Bilder aus einem Onlinekatalog auf einem Pinterest-Account zu posten und Künstler daran hindern, ein digitales Foto als Grundlage für ein neues Kunstwerk zu nutzen.

Dabei ist es durchaus erlaubt, copyrightgeschützte Werke zu zitieren oder in Teilen wiederzuverwenden, etwa für Kunst oder Satire. Würden Bilder aber automatisch mittels DRM geschützt, wäre es deutlich schwieriger, eine Freigabe zu bekommen. Dass es sinnvoll sein kann, Metadaten von Bildern, also Informationen wie Ort und Zeit der Aufnahme, zu signieren und verschlüsseln, sagt auch die EFF. Doch das ist auch mit den heutigen technischen Verfahren schon möglich.

Es gibt auch Alternativen zum Ändern des Formats

Außerdem sollten Online-Plattformen nach Ansicht der EFF dazu ermutigt werden, die Metadaten von Bildern nicht automatisch zu löschen, wie es aktuell der Fall ist, sondern den Nutzern mehr Optionen geben. So könnten sie selbst entscheiden, ob sie Informationen über das Copyright eines Bildes beibehalten wollen. Momentan löschen einige soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter automatisch alle Metadaten, sobald ein Bild hochgeladen wird.

Doch um diese Dinge zu verbessern, müsste man nicht das Dateiformat selbst verändern, so die Argumentation der EFF - denn das birgt das Risiko, dass Bilder künftig gar nicht mehr geteilt werden könnten. JPEG-Komitee-Mitglied Touradj Ebrahimi sagt der BBC, JPEG-Dateien sollten weiterhin frei teilbar bleiben, wenn die Urheber das wollen - unabhängig davon, welche Änderungen eingeführt würden. Einen Zeitplan für die Entscheidung, wie es mit dem JPEG-Format - und mit Bildern im Netz generell - weitergehen wird, gibt es bislang nicht.

© SZ vom 28.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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