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Mobiltelefonie:Mit diesen Tarifen will die Telekom Kunden lange an sich binden

Mehr Daten-Volumen, kostenloses EU-Roaming, Zugang zu Hotspots: Die Telekom päppelt ihre Mobilfunktarife auf. Dahinter steckt eine klare Absicht.

Von Varinia Bernau, Düsseldorf

Eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass ein Mobilfunkanbieter seinen Kunden zuhört. Michael Hagspihl allerdings, bei der Deutschen Telekom zuständig fürs Privatkundengeschäft, berichtet davon nun, als sei das eine ganz neue Erfahrung für ihn.

Dabei hatten viele Kunden der Telekom in den vergangenen Monaten eher das Gefühl, dass ihr Anbieter ihnen nicht so recht zuhört: Der Bonner Konzern stellt nämlich sein Netz auf die All-IP-Technik um. Gespräche werden dort nun als kleine Datenpakete übers Internet transportiert. Doch bei der Umstellung bestehender Anschlüsse lief einiges schief: Es gab technische Pannen, Kunden wurden falsch beraten.

Nun also haben sie bei der Telekom ihren Kunden zugehört. Und? Das Ergebnis sind neue Tarife, die den Kunden bieten sollen, was diese sich wünschen: noch leichter unterwegs im Netz surfen - und zwar auf dem allerneuesten Smartphone.

Gegen Aufpreis gibt es künftig jedes Jahr ein neues Smartphone

Zum einen erweitert die Telekom ihr Angebot für Mobilfunkkunden. Sie erhöht das im Vertrag enthaltene Datenvolumen. Im preiswertesten der drei Tarife wird es auf ein Gigabyte verdoppelt, im teuersten immerhin von vier auf sechs Gigabyte erhöht. Diese Erhöhung gilt nicht nur für Kunden, die einen neuen Vertrag abschließen, sondern auch für all jene, die einen solchen bereits nutzen. Die Grenze wird automatisch angehoben, der Kunde muss sich also nicht erst dazu anmelden - und er erhält dann mehr Datenvolumen zum gleichen Preis wie bisher. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, was sich mit dem aufgestockten Volumen machen lässt: Mit einem Gigabyte kann man etwa einen Tag lang Musik übers Internet streamen oder zwei Fußballspiele im Netz verfolgen. Wer hingegen einen neuen Mobilfunkvertrag abschließt oder seinen bestehenden Vertrag verlängert, dem kommt die Telekom noch ein bisschen mehr entgegen: Er kann kostenlos auf eine Million Hotspots zugreifen und in deren Netz unbegrenzt surfen. Die Funkstationen stehen zum einen an öffentlichen Plätzen oder auch im ICE, aber auch private Wlan gehören dazu, deren Besitzer diese auch für andere freigeben. Das schont bei all jenen, die viel unterwegs sind, das eigene Datenpaket. Außerdem fällt in den neuen Tarifen das Roaming weg: Bei Reisen im EU-Ausland und in der Schweiz kann man zum selben Preis telefonieren, im Internet surfen oder SMS verschicken wie zu Hause. Auch, wenn man von einem Urlaubsland in ein anderes telefonieren möchte. Allerdings dürfen Mobilfunkanbieter vom Sommer nächsten Jahres an ohnehin keine zusätzlichen Gebühren für Telefonate über die Grenzen hinweg verlangen.

Dabei sind die neuen Mobilfunktarife dann auch etwas teurer als die bisherigen: Der monatliche Preis aller drei Pakete, die es vom 19. April diesen Jahres an gibt, erhöht sich jeweils um fünf Euro. Zum anderen ergänzt die Telekom ihren Tarif Magenta Eins, in dem sie Festnetz, Mobilfunk und Fernsehen bündelt, um die Möglichkeit, sich im Jahrestakt den Zugriff auf das neueste Smartphone zu sichern. Die meisten Verträge laufen in Deutschland über zwei Jahre. Dann kann der Kunde einen neuen Vertrag abschließen - und bekommt dazu ein neues Handy zu einem günstigeren Preis. Nun bietet die Telekom ihren Kunden an, das Handy bereits nach einem Jahr gegen ein neues Modell zu tauschen. Allerdings muss er dafür eine monatliche Gebühr von fünf Euro zahlen - und in Kauf nehmen, dass sich sein Vertrag mit dem neuen Handy um weitere zwei Jahre verlängert. Das ausrangierte Smartphone, ergänzt Hagspihl, kann der Kunde bei der Telekom in Zahlung geben oder innerhalb der Familie weiterreichen.

Vermutlich wäre ihm lieber, wenn das Telefon in der Familie bleibt. Oder wohl noch lieber, wenn man für den Nachwuchs auch noch eine Prepaidkarte bei der Telekom bucht. Denn letztlich zielen die Magenta-Tarife darauf ab, den Kunden noch etwas mehr an sich zu binden. Deshalb hat auch die Konkurrenz längst nachgezogen: Vodafone bietet seit Oktober unter dem Namen Red One ebenfalls Pakete für Festnetz, Mobilfunk und Fernsehen an. Und Telefónica Deutschland hat zu Monatsbeginn den Tarif O2 Blue One lanciert, in dem man Mobilfunk- und DSL-Anschluss kombinieren kann. Der Anbieter verspricht seinen Kunden, so je nach Tarifkombination zwischen 2,50 Euro und zehn Euro im Monat sparen zu können.

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SZ vom 17.02.2016/jab
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