Mobiles Internet:Online im Urlaub ohne Reue

Wer auch im Urlaub Smartphone oder Tablet nutzen will, muss aufpassen: Bei Datenverbindungen kassieren Anbieter außerhalb der EU noch immer kräftig ab. Es sei denn, man hat vorgesorgt. Was Nutzer beachten müssen.

Andreas Grote

Das Smartphone ist bei vielen bereits fest in den Alltag integriert. So fest, dass viele es auch im Urlaub nicht missen wollen. Womit soll man schließlich unterwegs E-Mails abrufen, Facebook aktualisieren, twittern und googeln? Doch Vorsicht, das kann teuer werden.

Frau mit Smartphone am Strand

Wer auch im Urlaub online sein will, sollte die Kosten im Blick haben.

(Foto: Mila Supynska - Fotolia)

Denn Flatrates für das Internet gelten nur im Inland. Im Ausland fallen die teuren Roaming-Gebühren der fremden Mobilfunknetze an. Wer einfach auf gut Glück drauflos surft, riskiert, dass ihm der Mobilfunkanbieter nach der Rückkehr eine Rechnung über mehrere hundert Euro präsentiert.

In den Ländern der EU dürfen Mobilfunkanbieter zwar seit 1. Juli maximal 83 Cent pro Megabyte für übertragene Daten in Rechnung stellen. Außerhalb der EU jedoch wird weiterhin kräftig zur Kasse gebeten. Noch vergleichsweise günstig sind Prepaid-Discounter wie Aldi Talk, Simyo, blau.de oder auch Base mit Preisen zwischen 2,49 und 5,99 Euro pro Megabyte, je nach Land. Viele andere Anbieter verlangen aber deutlich mehr als zehn Euro, Spitzenreiter ist Congstar mit 33 Euro.

Ein Megabyte kommt schnell zusammen

Um nicht in diese Kostenfalle zu tappen, sollte man vor der Reise bei seinem Anbieter klären, welcher Tarif wo gilt und ob es nicht einen günstigeren gibt. Außerdem sollte die von der EU-Kommission vorgeschriebene Kostenobergrenze aktiviert sein. Sie informiert den Nutzer, wenn sich die Roaming-Internetkosten im Abrechnungsmonat der 60-Euro-Grenze nähern und unterbindet bei Überschreiten die Auslandsnutzung.

Ein Megabyte kommt schnell zusammen, nicht nur weil Smartphones ständig online sind, um im Hintergrund E-Mails abzurufen, Wetterdaten, Aktienkurse, Updates, Ortungsdaten oder Kalender und Adressbuch zu aktualisieren. Auch diese Datenhäppchen addieren sich zwar. Wer daneben aber noch in Facebook aktiv ist, Nachrichten liest oder per RRS-Reader laden lässt, Urlaubsbilder per E-Mail verschickt, Lieder oder Apps herunterlädt und mit dem Handy als Navi den Urlaubsort erkundet, der verbraucht schon in wenigen Minuten mehrere Megabyte.

Wer sparen will, muss sich daher im Vergleich zum Alltag zu Hause stark einschränken. Alle verzichtbaren Dienste, Apps oder Widgets, die im Hintergrund im Internet agieren und Datenvolumen verbrauchen, müssen deaktiviert werden. Auf dem iPhone muss man diese Einstellungen in jeder App einzeln vornehmen, nicht benötigte Apps sollten beendet werden.

Automatische Updates unterbinden

Bei Android geht das zentral in der Kontenkonfiguration. Bei Android-Smartphones sollte der Nutzer zudem automatische Updates über das Mobilfunknetz unterbinden. Mails ruft der Nutzer am besten manuell statt automatisch ab und möglichst nur von wenigen Konten. Die Einstellungen sind besonders für Laien mühsam, zumal sie nach dem Urlaub alle wieder rückgängig gemacht werden müssen.

Auch beim Surfen heißt es Datenvolumen abspecken. Zwar liefern immer mehr Internetseiten wie sueddeutsche.de, eBay, Amazon oder Facebook eine kompakte Webseite, wenn ein mobiler Internetbrowser anfragt. Doch die reduziert das übertragene Datenvolumen nur moderat, sie soll in erster Linie den Inhalt für den kleinen Bildschirm optimieren.

Wer fünf Nachrichtenartikel über die mobile Website aufruft, verbraucht daher trotzdem schnell zwei MB. Richtig Volumen sparen lässt sich mit einem Browser, der die Webseite komprimiert, indem er Bilder erst gar nicht lädt oder niedrig auflöst. Bewährt hat sich dafür der Browser Opera Mini, den es kostenlos für iOS und Android gibt. Er schrumpft das Datenvolumen im Schnitt um 80 bis 90 Prozent.

Prepaid-Nutzer müssen aufpassen

Wer versucht, mit eingeschränktem Internetkontakt und komprimiertem Surfen im Urlaub über die Runde zu kommen, braucht einen Datenzähler, um das bereits verbrauchte Datenvolumen zu kontrollieren. Das iPhone bringt unter Einstellungen/Allgemein/Benutzung/Mobile Datennutzung einen solchen bereits mit.

Android 4.0 bietet das auch und erlaubt sogar, ein Datenlimit zu setzen. Ist das Volumen erreicht, wird der Nutzer gewarnt. Smartphones mit älteren Android-Versionen müssen sich im Play Store eine Datenzähler-App wie beispielsweise Netcounter oder Mobile Counter herunterladen.

Der unbemerkte Zugriff des Smartphones auf das Internet kann auch innerhalb Deutschlands hohe Kosten verursachen, wenn gar kein Datentarif oder nur ein begrenztes Datenvolumen gebucht ist. Sicherheit bietet eine richtige Internet-Flatrate, wie sie die meisten Anbieter mittlerweile im Angebot haben. Es gibt sie von etwa zehn Euro pro Monat an.

Tarifoptionen können Kostengrenzen deaktivieren

Dafür kann der Nutzer einen Monat lang unbegrenzt ins Internet. Ist das gebuchte Datenvolumen (meist zwischen zehn und 200 MB) aufgebraucht, wird die Übertragungsgeschwindigkeit gedrosselt, der Internetzugriff ist aber weiterhin ohne zusätzliche Kosten möglich. Aufpassen müssen Prepaid-Nutzer: Kann ihre Flatrate mangels Guthaben nicht verlängert werden, wird zu den teuren Normalgebühren gesurft.

Für die Datennutzung im Ausland haben die meisten Mobilfunkanbieter spezielle Tarifoptionen im Angebot. Innerhalb der EU gibt es sie ab zwei Euro für einen Tag mit einem Datenvolumen von zehn MB. Manche Anbieter wie Aldi Talk, Simyo, O2, Vodafone oder blau.de haben auch Wochenangebote: 7 Tage surfen bis insgesamt 50 MB kosten ab fünf Euro. Aber Achtung: Darüber hinaus verbrauchtes Datenvolumen wird nach dem teuren Normaltarif abgerechnet. Auch kann es sein, dass der Anbieter durch die Tarifoption die EU-Kostenobergrenze deaktiviert.

Als Alternative bleibt, zumindest die datenintensiveren Tätigkeiten über einen Wlan-Hotspot, zum Beispiel im Hotelfoyer oder im Strandcafé abzuwickeln. Die Hotspots sind oft kostenlos nutzbar. Wichtig dabei: Sensible Daten wie E-Mail-Passwörter nur verschlüsselt übertragen, denn ob jemand mitlauscht, bemerkt man oft erst, wenn es schon zu spät ist.

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