Klage gegen Überwachung:Deutsche Touristin entdeckt versteckte Kamera in Airbnb-Wohnung

Überwachungskamera

Vermieter von Airbnb-Wohnungen müssen ihre Gäste darauf hinweisen, dass sie eine eine Überwachungskamera installiert haben.

(Foto: AP)
  • Aus einem der Regale kam eine Lichtquelle. Eine Kamera, wie sich herausstellte.
  • Anscheinend wurde sie aus der Ferne gesteuert.
  • Airbnb bezeichnet den Vorfall als "unglaublich selten".

Von Hakan Tanriverdi, New York

Yvonne Schumacher wollte nachts auf die Toilette gehen, doch das Bad war ihr zu verdreckt. "Nach deutschem Maß war das nicht sehr sauber", sagt Michael Jackson, ihr Anwalt. Die Touristin aus Deutschland hatte sich bereits bei den Vermietern der Wohnung in Kalifornien beschwert, die sie über das Portal Airbnb gefunden hatte. Schumacher benutzte also ein anderes Badezimmer und ging nackt durch die Wohnung, vorbei am Wohnzimmer. "Dabei ist sie genau durch das Blickfeld einer Kamera gelaufen", sagt Anwalt Jackson.

Die Kamera war anscheinend versteckt. Schumacher war mit einem Mann zu Gast, der habe aus einem der Regale eine Lichtquelle wahrgenommen und habe so die Kamera gefunden. Er arbeite im IT-Umfeld, kenne sich mit technischen Geräten also aus und habe so feststellen können, dass die Kamera laufe.

Sie sei aus der Ferne steuerbar und auch in der Lage, Töne aufzunehmen. Vermutlich also auch jene Privatgespräche, die Schumacher und ihre Begleitung in den vergangenen Tagen im Wohnzimmer geführt hatten. So steht es in der Klageschrift (hier als PDF-Version), die sie im Dezember 2015 gegen Airbnb und die Vermieter eingereicht hat. Airbnb sei als vermittelnder Dienst verantwortlich.

"Grobe Verletzung der Privatsphäre"

Während des Prozesses werde man zeigen, dass die Kamera aktiv von den Vermietern genutzt wurde, sagt Jackson. "Das war eine grobe Verletzung der Privatsphäre." Zu viele Details will er nicht nennen, die Angeklagten sollen nicht zu viele Informationen erhalten. Mit Airbnb bestehe aktuell kein Kontakt. Anwalt Jackson sagt, das Unternehmen habe den Vermietern auch nach Melden des Vorfalls erlaubt, die Wohnung zu vermieten. Der Airbnb-Sprecher verneint das.

Schumacher selbst will nicht mit der Zeitung reden. Ihr Anwalt sagt, dass sie schockiert sei und sich gedemütigt fühle. Sie habe Angst, dass nun Nacktfotos von ihr im Internet landen oder als Druckmittel eingesetzt werden könnten.

In Hotelzimmern darf es keine Kameras geben, anders als in privaten Räumen

Airbnb stelle sich gerne als vertrauenswürdiger Makler dar, sagt Jackson - "das stimmt natürlich nicht. Es gibt keine Sicherheitsvorkehrungen, um die Mieter zu schützen." In Hotels ist klar geregelt, dass sich in Zimmern keine Kameras befinden dürfen. In den USA aber werden sie in privaten Wohnungen oder Häusern, wie sie Airbnb vermittelt, immer häufiger eingesetzt.

Auf Nachfrage betont ein Sprecher von Airbnb, dass "über 65 Millionen Gäste positive, vertrauenswürdige Erfahrungen mit Airbnb" gemacht hätten. Schumacher und die angebliche Spanner-Kamera sei ein "unglaublich seltener Fall". Jedes Jahr laufen Zehntausende Vermietungen über die Plattform, ohne dass Schäden auftreten. Airbnb ist eines der erfolgreichsten Start-ups weltweit und wird mit 25 Milliarden Dollar bewertet.

Airbnb musste sich bereits mehrfach gegen Vorwürfe verteidigen

Allerdings stand Airbnb in den vergangenen Jahren wiederholt in der Kritik. Mal wurden Wohnungen komplett zerstört, mal haben Mieter die Wohnung als Set für einen Porno-Dreh verwendet. Anfang 2015 wurden mehrere Kameras in einer Airbnb-Wohnung in Kanada gefunden.

Jahrelang gab Airbnb in den Geschäftsbedingungen nicht an, dass Vermieter angeben müssen, ob sie Kameras in ihren Wohnungen installiert haben. Seit September 2014 gibt es nun die Anweisung, dass Vermieter Gäste auf Kameras hinzuweisen haben. Schumacher buchte die Wohnung bereits im Jahr zuvor.

Aktivisten haben bereits angefangen, eine digitale Gegenwehr zu ermöglichen. So hat zum Beispiel der Künstler Julian Oliver ein Programm geschrieben, das im lokalen Netzwerk nach Kameras sucht - und diese automatisch aus dem Netzwerk katapultiert.

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