Mitgründer von Youtube:"Warum zur Hölle ..."

Jawed Karim hat das allererste Video bei Youtube hochgeladen. Acht Jahre lang hat sich auf seinem Account nichts mehr getan, der Mitgründer der Video-Plattform hatte sich zurückgezogen. Doch jetzt ist er wieder da. Der Grund ist die von Google eingeführte neue Kommentarpolitik.

Von Hakan Tanriverdi

Genau zwei Aktivitäten finden sich auf dem Youtube-Kanal von Jawed Karim. Aktivität Nummer Eins: Karim hat das allererste Youtube-Video hochgeladen, er ist einer der Mitgründer des Unternehmens. Das Video heißt "Me at the zoo" und zeigt einen gelangweilten Karim, der 19 Sekunden lang in der Gegend herumsteht.

Dieses Video hat Geschichte gemacht, Youtube, das heute zu Google gehört, ist inzwischen ein Milliardenunternehmen. Karim aber verließ Youtube, ging zurück an die Universität und arbeitete zwischenzeitlich für den Bezahldienst Paypal. Zwar wurde Karim als Anteilseigner der Videoplattform trotzdem reich, aber seine Mitarbeit endete. Sowohl im Unternehmen als auch in seinem Account.

Nach acht Jahren Pause hat sich Jawed Karim jetzt aber wieder zu Wort gemeldet. Es ist ein kurzer Kommentar, der Inhalt lautet: "Warum zur Hölle brauche ich einen Account bei Google Plus, um ein Video zu kommentieren?"

Google hatte im September angekündigt, das Kommentarsystem von Youtube schon bald umzustellen. Diese Kommentare haben den schlechten Ruf, weder besonders relevant zu sein noch eine inhaltliche Diskussion zu begünstigen.

Zwar gibt es Beispiele, in denen die Kommentare durchaus gehaltvoll sein können, wie der Idea Channel der amerikanischen Senderkette PBS zeigt. Dort hebt der Moderator Mike Rugnetta am Ende von jedem Video die besten Beiträge hervor und diskutiert sie. Aber die Regel ist das nicht.

Die von Google angekündigte Umstellung findet gerade statt und die Änderungen bestehen im Wesentlichen aus drei Punkten:

  • Die Kommentare werden anders sortiert. Wenn die Person, die das Video hochgeladen hat, selbst kommentiert, findet sich dieser Kommentar weiter oben. Ebenfalls priorisiert angezeigt werden Kommentare von "Berühmtheiten"
  • Die Nutzer werden einstellen können, ob ihre Kommentare öffentlich sind oder privat.
  • Die Moderation der Kommentare soll vereinfacht werden: Zum Beispiel soll es möglich sein, einzelne Worte zu blockieren.

Die Änderungen sind daran geknüpft, ein Konto bei Google Plus zu haben. Google will dadurch auch sicherstellen, seine Dienste enger miteinander zu verknüpfen. Dieses Vorhaben missfällt vielen Nutzern. Allen voran anscheinend auch Jawed Karim.

Sein "Comeback", wenn man so will, wird dementsprechend gefeiert. Sein Kommentar wurde dutzendfach unter das allererste Video gepostet. Jawed ist beide Male, nun ja, gelangweilt.

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