Microsofts neues Tablet im Test-Überblick:Gute Noten, aber auch Kritik für das Surface

Das beste Windows-Tablet überhaupt und besser als die Android-Konkurrenz, aber langsam, mit vielen Fehlern und noch nicht genügend Apps: So lassen sich die ersten Tests von Microsofts Tablet Surface mit Windows RT zusammenfassen - Microsofts erstem eigenen PC. Am Freitag kommt das Gerät in den Handel.

Jens Ihlenfeld, golem.de

Microsoft Surface

Microsoft Surface, ab Freitag in den Geschäften.

(Foto: REUTERS)

Microsoft hat in den USA an zahlreiche Redaktionen ein Surface-Tablet mit Windows RT verteilt, die ersten Tests durften heute veröffentlicht werden. Der Tenor: ein gutes Gerät mit einigen Macken und viel zu wenigen Apps. Im Vergleich zum iPad lässt sich mit Surface mehr machen, denn es ist trotz der Einschränkungen von Windows RT eher ein richtiger Computer. Golem.de hat die Testberichte wichtiger amerikanischer Tech-Websites ausgewertet.

"Ein tolles Gerät", schreibt Mathew Honan bei Wired recht euphorisch. Es sei etwas Neues, das vermutlich viele verwirren werde, vor allem Microsofts langjährige Kunden. Er sagt, Surface sei besser als jedes Android-Tablet im vollen Format, und wenn die Zahl der Apps für Windows 8 steige, sei Surface auch eine echte Alternative zum iPad.

Weniger euphorisch gibt sich Joshua Topolsky bei The Verge. "Ich wollte das Surface lieben, von dem Moment an, als ich es zum ersten Mal sah", sagt er. Dieser Wunsch habe sich noch verstärkt, als er sein Testgerät bekommen habe. Doch auch, wenn es am Surface vieles gebe, was man lieben könne, sei ihm das derzeit noch zu wenig. Es sei im Vergleich zu anderen Geräten auf dem Markt ein halb so gutes Tablet wie Notebook, man müsse viele Kompromisse machen.

Für Eric Franklin von Cnet kann Surface das Notebook auf Geschäftsreisen nicht ersetzen: Zu langsam und fehlerhaft sei das Interface, vor allem wenn man den Internet Explorer 10 verwende. Das liegt auch daran, dass das Content Management System von Cnet derzeit nicht im IE10 funktioniert. Dennoch hält Franklin das Tablet für einen ausgezeichneten Office-Rechner, den bisher besten in Tabletform.

Hardware

Es sei nicht einfach, ein Tablet zu bauen, das sich von der Konkurrenz sichtbar und fühlbar unterscheide, sagt Tim Stevens bei Engadget. Und doch erreiche Surface genau das. Topolsky findet den integrierten Ständer praktisch: Er funktioniere zufriedenstellend, schade sei aber, dass sich der Aufstellwinkel des Geräts nicht verändern lasse.

Der Windows-Kopf im Rand des Displays ist kapazitiv umgesetzt und anders als beim iPad gibt es einen USB-2.0-Anschluss, einen Micro-HDMI-Port und einen Steckplatz für MicroSD-Karten.

Der Stromanschluss des Surface ist proprietär und verwendet einen magnetisch gehaltenen, fünfpoligen Stecker. Topolsky ist der Meinung, dass dieser mangels Icon schwer zu nutzen ist. Auch Stevens kritisiert die Lösung: Anders als bei den Magsafe-Steckern an Apples Macbooks müsse der Nutzer bei Microsofts Lösung recht genau treffen. Bei Apple hingegen reicht es aus, den Stecker in die Nähe des Steckplatzes zu halten, dann landet er fast von allein an der richtigen Stelle.

WLAN unterstützt das Surface-Tablet nach 802.11a/b/g/n, Bluetooth in der Version 4.0. Ein Modell mit UMTS oder LTE gibt es derzeit nicht. Display

Das 16:9-Display des Surface misst 10,6 Zoll und zeigt 1.366 x 768 Pixel. Damit ist es je nach Haltung recht breit oder hoch. Im Vergleich zum aktuellen iPad ist die Auflösung deutlich geringer, dennoch soll das Display dank Microsofts Cleartype-Technik ähnlich angenehm zu lesen sein wie das Apple-Pendant. Doch in einem Blindtest bei Wired schnitt das Surface deutlich schlechter ab, fast immer lag das iPad-Display vorn. Viele Blindtester empfanden das Surface-Display nicht vergleichbar mit dem Retina-Display des iPads.

Tastatur

Tastatur, Geschwindigkeit, Akkulaufzeit

Als große Innovation preist Microsoft die anklippbaren Tastaturen Touch Cover und Type Cover. Doch bei den Testern stoßen beide Varianten auf Kritik: Auf dem Schoß seien sie praktisch nutzlos, schreibt Walt Mosberg bei AllthingsD, dem Blog des Wall Street Journal. Das Tablet falle schlichtweg immer um. Sitze man aber am Tisch, sei die Kombination mit Ständer und Tastatur sehr praktisch.

Wired lobt das nur 3 Millimeter dicke Touch Cover, das nicht über richtige Tasten verfügt: Es sei fantastisch, man müsse sich aber daran gewöhnen. Nur als Abdeckung für das Display sei das Touch Cover eigentlich nicht gut geeignet, denn es bleibe nicht richtig geschlossen. Das gelte umso mehr für das Type Cover, das als Abdeckung noch schlechter, als Tastatur aber spektakulär sei.

Laut Cnet sollte das Tablet unbedingt mit einer der beiden Tastaturen gekauft werden. Ähnlich sieht man es auch bei The Verge.

Geschwindigkeit

In Sachen Geschwindigkeit konnte Surface nicht überzeugen. Das Tablet reagiere zwar flott auf Eingaben, das neue UI sei flüssig und schnell und auch der Desktop sehr gut zu benutzen. Gleiches gelte für den Wechsel zwischen Apps, das Neusortieren des Startbildschirms und auch die meisten integrierten Apps, einschließlich des Internet Explorer 10.

Einige Apps aber fühlten sich zu langsam an. Das gilt laut The Verge vor allem für die Mail-App. Andere Apps, sowohl solche von Microsoft als auch solche von Drittherstellern, starten mitunter langsam, bleiben hängen oder stürzen ab. Insgesamt ergebe sich ein gemischtes Bild: Betrachte man nur das Kernsystem, so laufe Windows RT auf dem ARM-Tablet schnell, aber je mehr Apps man verwende, desto häufiger wirke es langsam.

Auch Engadget berichtet von gelegentlichen Aussetzern, unabhängig davon, wie viele Apps offen sind. Es gebe Einschränkungen, aber allgemein reagiere das Surface schnell und sei stabil.

Akkulaufzeit

Unterschiedlich fällt die Einschätzung bezüglich der Akkulaufzeit aus: Tupolsky bei The Verge berichtet von einer beeindruckenden Akkulaufzeit. Die von Microsoft angegebenen 8 Stunden Laufzeit erreiche des Tablet, es lasse sich einen ganzen Arbeitstag lang bei hoher Nutzung verwenden. Surface liege dabei näher an einem iPad als einem Notebook.

Bei Wired hielt der Akku bei typischer Nutzung rund 11 Stunden, Walt Mosberg hingegen kam nur auf 7 Stunden und kritisiert die zu kurze Akkulaufzeit im Vergleich zu einem iPad, das bei ihm 10 Stunden durchhält. Engadget hingegen misst 9:36 Stunden, kein Spitzenwert, aber durchaus gleichwertig mit der Konkurrenz.

Fazit

Insgesamt erhält Microsofts erster eigener PC gute Noten. Die größten Probleme bereitet offenbar noch die Software, aber daran kann Microsoft noch arbeiten. Die Apps kann Microsoft über den neuen Windows Store leicht aktualisieren. Bleibt abzuwarten, wie sich die Surface-Variante mit Intels Core-i5-Prozessor und Windows 8 Pro schlagen wird, die erst Anfang 2013 auf den Markt kommen soll

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