Microsoft: Windows 7:Alles auf die Sieben

Beim neuen Betriebssystem Windows 7 will Microsoft aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben - und so mehr verdienen.

Thorsten Riedl

Der Softwarehersteller Microsoft hofft beim kommenden Betriebssystem Windows 7 auf ein besseres Geschäft als mit der aktuellen Version namens Vista. "Weil wir dieses Mal unsere Hausaufgaben erledigt haben, wird Windows 7 von den Verbrauchern sicher schneller angenommen werden", sagte Jean-Philippe Courtois der Süddeutschen Zeitung.

Windows 7
(Foto: Screenshot: Microsoft)

Der Top-Manager ist beim weltweit größten Softwarehaus zuständig für das Geschäft in allen Erdteilen außerhalb des nordamerikanischen Heimatmarktes. "Die Kunden wollen nicht auf das erste große Update von Windows 7 warten - sie wollen sofort loslegen. Das ist der Unterschied zu Vista", erklärte Achim Berg, Chef der deutschen Niederlassung von Microsoft.

Das Betriebssystem ist das Software-Herzstück eines jeden Computers. An der momentanen Version Vista wurde einiges beanstandet: Das Programm verlange viel vom Rechner, biete aber im Vergleich zu den Vorgängern nur wenig Vorteile, hieß es etwa.

Zu den schärfsten Kritikern gehören die Marktforscher von Gartner: Sie empfehlen Firmen, sich gar nicht mehr auf Vista einzulassen, sondern auf Windows 7 zu warten. Das neue Betriebssystem soll rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft in die Läden kommen - also schon drei Jahre nach dem Start von Vista. Zuvor hatte sich Microsoft bis zum Auswechseln des Betriebssystems sechs Jahre Zeit gelassen.

"Vista war ein großer Schritt vorwärts in Sachen Sicherheit", sagt Courtois nun. "Um das Zusammenspiel von Anwendungen und Geräten aber haben wir uns bei Vista nicht in ausreichendem Maße gekümmert. Das hätte von Anfang an funktionieren müssen." Die Kritik am eigenen Vorgehen folgt nach einem deutlichen Rückgang bei den Windows-Erlösen: Um 16 Prozent fiel der Umsatz von Januar bis März, weil im Abschwung weniger Computer gekauft wurden, auf denen das System in der Regel von vorneherein installiert ist.

"Die extreme Wirtschaftslage hat das Geschäft in einigen Bereichen erschwert - und wir haben das nicht alles ausgleichen können mit den übrigen Segmenten", erklärt der Microsoft-Manager. "Das wird uns künftig hoffentlich besser gelingen."

Die Kriegskasse von Microsoft

Mit Windows und dem Büroanwendungspaket Office macht Microsoft den Großteil des Umsatzes und den meisten Gewinn. Das Internet gehört zu den Hoffnungsträgern. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen versucht, den schwächelnden Rivalen Yahoo zu kaufen.

Das Geschäft scheiterte am Preis. Trotz der Niederlage bei dem Web-Portal: Zukäufe schloss Courtois nicht aus. Das Unternehmen hat gerade die erste Anleihe in der 34-jährigen Firmenhistorie begeben. Mit den Barreserven kommt Microsoft nun auf eine Kriegskasse von 30 Milliarden Dollar. Mögliche Ziele nannte Courtois aber nicht. "Es gibt gerade so viele interessante Übernahmekandidaten."

Nach dem Chefwechsel beim einstigen Wunschkandidaten Yahoo zu Jahresbeginn sollen die Gespräche über eine Kooperation wieder aufgenommen worden sein, berichteten US-Medien. Erst kürzlich hatte Microsoft-Chef Ballmer öffentlich gesagt, mit Yahoo könne man mehr Nutzer erreichen. "Mir sind keine Diskussionen mit Yahoo bekannt", erklärt Courtois dagegen. "Das Wirtschaftsklima hat sich verändert, die Märkte ebenso - wir brauchen unsere eigene Strategie."

Mit dem eigenen Weg will Microsoft das Quasi-Monopol von Google bei der Internetsuche in weiten Teilen der Erde brechen. In Deutschland etwa werden von zehn Suchanfragen neun an Google gestellt - in Folge verdient kein Unternehmen so viel mit Werbung im Netz.

"Zu Google aufzuschließen, wird eine Weile dauern, aber wir haben einige Neuerungen in petto", erklärt Courtois. So experimentiere Microsoft in den USA mit einem System, bei dem die Nutzer Rabatt erhalten, wenn sie etwas über die Suchmaschine des Konzerns finden und kaufen. "Innovative Geschäftsmodelle im Suchbereich: Da wollen wir hin."

Unter dem Arbeitstitel Kumo entwickelt Microsoft gerade eine völlig neue Suchmaschine. "Damit wollen wir die Relevanz von Suchanfragen steigern - und das mit einigen Neuerungen im Geschäftsmodell koppeln, um besser zu sein als Google", erklärt der Microsoft-Manager. Wann der Angriff auf den Marktführer startet, wollte Courtois jedoch nicht sagen. "Unser Team arbeitet Tag und Nacht an der neuen Suchmaschine."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: