Microsoft: Vista-Nachfolge:Kleine Schritte mit Windows 7

Microsoft hat den Nachfolger des erfolglosen Betriebssystems Vista vorgestellt. Viele Änderungen in Windows 7 sind wenig offensichtlich, aber potentiell nützlich.

H. Martin-Jung

Immer verfügbar, jederzeit zuverlässig und stets diskret im Hintergrund - so müsste ein Computer-Betriebssystem sein. Windows Vista, 2007 auf den Markt gekommen, war in dieser Hinsicht nur begrenzt erfolgreich. Zwar läuft es stabiler als frühere Windows-Versionen. Aber viele Geräte und Programme mochten anfangs mit dem Softwarepaket nicht zusammenarbeiten. Mit dem nächsten Windows, das schlicht 7 heißt, will es Microsoft besser machen. Eine Vorabversion wurde am Dienstag auf der Professional Developers Conference in Los Angeles erstmals öffentlich gezeigt.

Microsoft: Vista-Nachfolge: Windows 7: Auf den ersten Blick gibt es kaum Unterschiede zu Vista.

Windows 7: Auf den ersten Blick gibt es kaum Unterschiede zu Vista.

(Foto: Screenshot: Microsoft)

Der Unterschied zu Vista fällt zunächst kaum auf. "Man muss nicht alles zerstören, wenn man eine große Veränderung erreichen will", sagt Windows-Chefentwickler Steven Sinofsky. Das markanteste Vista-Merkmal ist geblieben - die wie Milchglas durchscheinenden Fensterumrandungen mit dem aufglühenden Schließen-Knopf.

Man kann nun zusätzlich die Farbe der Rahmen ändern, sich selber Farben mischen. Gibt es nichts Wichtigeres als die Frage, welche Farbe Rahmen haben? "95 Prozent aller Windows-Nutzer haben den Bildschirmhintergrund geändert", sagt Windows-Chefentwickler Sinofsky, sie legten eben großen Wert darauf, ihren Computer nach ihren Vorstellungen zu gestalten.

Eine ganze Reihe von Neuerungen in Windows 7 versucht Microsoft zufolge dort anzusetzen, wo es die meiste Kritik an Vista gab. Spitzenreiter der Negativliste waren die ständig aufklappenden Meldungen rechts unten auf der Taskleiste, wie Linda Averett sagt. Averett ist dafür verantwortlich, die Benutzeroberfläche möglichst bedienungsfreundlich zu gestalten. Man kann nun festlegen, welche Meldungen man sehen will und welche nicht. Auch sonst wurden viele Kleinigkeiten berücksichtigt. So rasten Fenster an bestimmten Positionen ein und stellen ihre Größe automatisch um.

Einfache Netzwerkeinrichtung

Viele andere Änderungen sind weniger offensichtlich, aber potentiell nützlich. Bilder oder Musikdateien lassen sich über mehrere Computer hinweg suchen und über eine Datenbank im gesamten häuslichen Netz auffindbar machen. Das Einrichten solcher Computernetze soll einfacher sein: Computer mit Windows 7 - die neueren Geräte in Haushalten sind überwiegend Laptops mit eingebauten Antennen für Funknetze - finden sich gegenseitig und lassen sich mit wenigen Klicks vernetzen.

Wer was wo einsehen kann, lässt sich einfach festlegen. Das könnte praktisch sein, wenn man einen dienstlich genutzten Laptop mit nach Hause nimmt. Sobald das Gerät das Heimnetz erkennt, richtet es sich darauf ein, geschäftlichen Daten kann man vom Zugriff ausschließen.

Auf der nächsten Seite: Überflüssige Spielereien in Windows Live.

Kleine Schritte mit Windows 7

Neuigkeiten gibt es auch beim Umgang mit Peripheriegeräten. Sofern die Hersteller es unterstützen, kann man bei einem Multifunktionsdrucker nun auch Fax und Kopierer von einer einzigen Oberfläche aus starten. Geräte wie Drahtlos-Kopfhörer, die mit dem Bluetooth funken, sollen ohne zusätzliche Software funktionieren.

Unter dem Oberbegriff Windows Live sind eine ganze Reihe von Internet-Diensten zusammengefasst und verwaltbar gemacht worden. Mail-Konten bei verschiedenen Anbietern, sogar verschiedene Kalender, lassen sich von einer Oberfläche aus steuern. Auch hier hatten die Entwickler wenig Hemmungen, ziemlich überflüssige, aber witzige Spielereien einzubauen. Im Messenger zum Beispiel, einem Programm zum Chatten über das Internet, lassen sich nicht nur die schon lange etablierten bewegten Smileys einbauen, sondern auch Videos, die mit einer Webkamera aufgenommen wurden.

Entscheidung an der Kasse

Wann Windows 7 verfügbar sein wird, was es kostet und wie viele Versionen es geben wird, dazu gibt es noch keine Angaben. Nur auf eines legte sich Sinofsky: Alle Programme, die unter Vista laufen, sollen auch unter Windows 7 laufen. Überraschend ist das nicht, es werden doch viele Vista-Elemente übernommen. Also doch nur Vista 2.0? Diese Entscheidung werden die Kunden an den Kassen treffen. Es wird sich zeigen, ob Sinofsky recht hat, dass die Windows-Welt noch nicht reif war für Vista.

Wer bei Microsoft ein von Grund auf neu konzipiertes Windows-Betriebssystem sucht, muss daher woanders nachsehen: Windows Azure, das in der Eröffnungsrede zur PDC am Montag vorgestellt wurde, erfüllt diesen Anspruch. Es ist ein Programmpaket für Computer-Profis, die damit Dienste wie etwa einen Webshop ins Internet stellen können.

Microsoft will aber auch selbst als Anbieter von Diensten auftreten und dabei eine Brücke bauen von den klassischen Programmen, wie sie in Firmen laufen, zu Internet-basierten Diensten. Wenn alles gutgeht, werden die Nutzer gar nichts bemerken von den dienstbaren Geistern im Hintergrund.

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