Linux:Futter für den Pinguin

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Für alle wichtigen Aufgaben am PC gibt es Linux-Programme.

Detlef Borchers

(SZ vom 4.6.2002) - Zu klobig, zu wenige Anwendungen, zu fremdartig, lautet das Vorurteil vieler PC-Nutzer gegenüber Linux. Nur wenige wagen den Schritt, sich von der vergleichsweise vertrauten Windows-Welt zu lösen. Die meisten Linux-Nutzer hingegen belächeln diese Skepsis. Für sie gilt Linux als das Internet-Betriebssystem schlechthin. Sie haben eine graphische Benutzeroberfläche wie KDE oder Gnome installiert, welche die Windows-Fassade nahezu perfekt nachahmt: Windows-Benutzer kommen damit leichter zurecht, als mit dem Umstieg auf einen Apple-Macintosh-Rechner.

Mit Opera steht zum Beispiel ein Web-Browser zur Verfügung, den Umsteiger bereits aus der Windows-Welt kennen. (Foto: N/A)

Ein üppiges Angebot an Programmen lädt zum Surfen, Chatten und Schreiben von E-Mails ein. Mit Opera und dem Netscape Navigator stehen zum Beispiel zwei Web-Browser zur Verfügung, die Umsteiger bereits aus der Windows-Welt kennen. Die KDE-Oberfläche enthält mit dem Konqueror einen weiteren Browser, der zugleich die Funktion eines Dateimanagers übernimmt. Für E-Mails bietet sich mit KMail ein weiteres KDE-Programm an. Selbst für das in Firmen verbreitete Microsoft Outlook steht mit Evolution von Ximian ein Ersatz bereit.

Open Office im Bundestag

Ein Linux-Programm war sogar so erfolgreich, dass es jetzt auch für Windows erhältlich ist: Gimp, ein Bildprogramm, das im Funktionsumfang dem professionellen Photoshop nahezu entspricht.

Hartnäckig hält sich hingegen das positive Vorurteil, dass alles unter Linux kostenlos zu haben sei. Gute Programme müssen auch für Linux gekauft werden, freilich zu einem Bruchteil des Preises der vergleichbaren Windows-Anwendung. Bestes Beispiel ist Star Office von Sun Microsystems, das ab Juli knapp 90 Euro kosten wird. Eine kostenlose Variante des Programms, dem die Datenbank und die Rechtschreibprüfung fehlen, steht mit Open Office zur Verfügung. Es bietet die gleiche Textverarbeitung und Tabellenkalkulation wie Star Office und ist immerhin so professionell, dass sich die Abgeordneten des Deutschen Bundestages die Windows-Version von Open Office als Alternative zu Microsoft Office auf ihre Parlamentsrechner laden dürfen. Das hat eine Bundestages-Kommission kürzlich beschlossen.

Sowohl Star Office als auch Open Office sind Wanderer zwischen den Welten, mögen Windows genauso wie Linux. Quelloffen im klassischen Sinne - also gänzlich frei erhältlich - ist hingegen das bunte KOffice, das speziell für die KDE-Oberfläche entwickelt wurde.

Mitunter gibt es zu kommerziellen Programmen keine brauchbaren Alternativen. So etwa beim englisch-rumänischen Faxprogramm Fax2send, das aber eine deutsche Benutzerführung bietet. Ähnliches gilt für die Steuererklärung (t@x 2002 von Buhl Data) und für Homebanking (Moneyplex von Matrica).

Auch die Angebote für die persönliche Finanzbuchhaltung oder, eine Klasse höher, das betriebliche Rechnungswesen müssen gekauft werden. Dafür ist die Firmensoftware durchweg von hoher Qualität: Sie stammt in der Regel aus dem Unix-Umfeld, das seit Jahrzehnten Software für Unternehmen entwickelt.

Defizite gibt es bei den Computerspielen, die meist für Windows-Rechner entwickelt werden. In dem Maße aber, wie so genannte Emulatoren Windows auf einem Linux-PC simulieren, könnte das Microsoft-Betriebssystem endgültig ins Hintertreffen geraten.

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