Kuriose Erfindung:Internet-Kuss soll Fernbeziehungen retten

Japanische Forscher haben ein Fernkussgerät entwickelt. Zielgruppe: Paare in Fernbeziehungen, aber auch Superstars und ihre Fans. Es ist so merkwürdig wie es klingt.

Lukas Köhler

Das viereckige Kästchen wirkt unscheinbar und erinnert mehr an eine Dockingstation für iPods mit eingebautem Strohhalm oder einen Design-Becher eines Getränkeherstellers. Aber das, was es dann tatsächlich kann, ist noch viel abstruser: Der Kasten soll Küsse über das Internet übertragen.

Kussgerät

Sieht so die Rettung für Partner in Fernbeziehungen aus? Japanische Forscher entwickeln ein Gerät, mit dem sich Paare per Internet küssen können.

(Foto: Screenshot)

Zwei der Knutschkästchen werden miteinander verbunden und schon kann das Küssen - mit Zunge versteht sich - beginnen: Der angebrachte Strohhalm schickt simultan die Impulse der Zungenbewegungen an ein zweites Gerät, im Idealfall sitzt am anderen Ende der Partner oder die Partnerin. In der jetzigen Variante muss noch ein PC zwischengeschaltet sein, langfristig ist natürlich die direkte Übertragung der Küsse via Internet geplant.

Es fehlt noch viel zum richtigen Kuss

Derzeit befindet sich das Gerät mitten in der Entwicklung, wird aber bereits in zahlreichen Blogs erwähnt. Forscher betonen, das bisher noch fehlt, was einen Kuss zum echten Kuss macht: Geschmack, Atmung und Zungengefühl. Dazu müsste dann wohl auch der Strohhalm durch ein plastisches, gefühlsechtes Zungenimitat ersetzt werden.

Entwickelt wurde das e-Kiss Gerät vom japanischen Kajimoto-Forschungslabor in Tokio. Die Forscher hier konzentrieren sich auf die Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine, vor allem mit Blick auf die menschlichen Gefühle und sinnlichen Eindrücke.

So wird schon mal mit Hilfe eines Roboters der Frage nachgegangen, wie es sich wohl anfühlt, wenn man sich selbst umarmen könnte, oder ob man die Streicheleinheiten auch über ein Touchscreen-Telefon fernübertragen und für jemand anderen spürbar machen kann.

Aber auch ganz praktische Anwendungen werden vorgestellt, beispielsweise ein Fußgängerüberweg, der nicht mit Hilfe klassischer Ampeln gesichert ist, sondern dafür optische Signale im Zebrastreifen nutzt.

Ein Kuss zum Download

Die Kusskasten-Erfindung trägt der Tatsache Rechnung, dass Video-Telefonie und E-Mail eben kein hundertprozentiger Ersatz für körperliche Nähe bieten. Aber die Entwickler haben noch ganz andere Einsatzmöglichkeiten für das Gerät, wie Nobuhiro Takahashi in einem Youtube-Video erklärt.

Stars und Sternchen könnten ihre Küsse abspeichern und im Internet zum Download anbieten. So würden die Fans in Zukunft nicht nur Autogramme sammeln und mit ihren Idolen per Facebook befreundet sein, sondern auch noch einen e-Kuss ihres Lieblingsschauspielers bekommen. Welcher Groupie träumte nicht davon?

Paare kommen nicht ums Reisen herum

Der Phantasie, was alle möglich wäre, scheinen hier keine Grenzen gesetzt, weshalb aus dem harmlos wirkenden Kuss-Gadget schnell ein Ü-18-Verkaufsartikel wird. Ob das Gerät überhaupt jemals auf den Markt kommen wird und was es kosten soll, steht allerdings noch nicht fest.

Die praktische Umsetzung lässt momentan noch erhebliche Zweifel aufkommen. Will man das wirklich und vor allem in dieser Form? Und wollen Berühmtheiten wirklich ihre Küsse in die Weiten des Internets schicken?

Es erscheint am Ende eher unwahrscheinlich, dass auf Grund des Küsschen-Geräts zukünftig weniger Partner durch die Gegend reisen werden, um am Wochenende bei ihrer Liebsten oder ihrem Liebsten zu sein. Selbst wenn der Umarmungsroboter zukünftig auch ein Fernumarmen und das Smartphone ein Fernberühren ermöglichen sollte.

Schon ein Internet-Chat mit dem Partner ist ja schließlich nie das gleiche wie ein Vieraugengespräch. Trotz Webcam.

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