Süddeutsche Zeitung

Kritik an Streitkräften:Zwei Jahre Haft für ägyptischen Blogger

Maikel Nabil Sanad gilt als Stimme der wütenden ägyptischen Jugend - und muss dafür nun ins Gefängnis: Trotz aller internationaler Proteste verurteilte ihn ein Gericht nun endgültig wegen seiner Kritik an der Militärregierung.

Ein Militärgericht in Ägypten hat den regimekritischen Blogger Maikel Nabil Sanad zu zwei Jahren Haft verurteilt. Der 26-Jährige war am Mittwoch in einem neuen Prozess wegen "Verleumdung der ägyptischen Streitkräfte" schuldig gesprochen worden. Das Urteil kann nicht angefochten werden.

Sanad war bereits im April zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Urteil wurde aber nach internationalen Protesten wieder aufgehoben, ein neues Verfahren wurde angeordnet.

Der Blogger hatte im Internet unter anderem über Foltervorwürfe von Demokratie-Aktivisten berichtet, die in der Zeit nach dem Sturz von Präsident Husni Mubarak von der Militärpolizei verhaftet worden waren.

Sanad befindet sich seit August im Hungerstreik, um gegen seine Verurteilung zu protestieren. Bislang hatte er sich dabei von Milch und Säften ernährt, nun will er verschiedenen Berichten zufolge auch die Aufnahme aller Flüssigkeiten außer Wasser einstellen. Im Oktober hatte ihn die Gefängnisleitung nach 60 Streiktagen vorübergehend in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

Weitere Aktivisten in Haft

Sanad ist einer der ersten Ägypter, die seit dem Umsturz wegen eines Meinungsdelikts ins Gefängnis mussten. Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen wurden inzwischen mehr als 12.000 Zivilisten von Militärgerichten strafrechtlich belangt. Der Blogger blieb den Prozessterminen fern, da er es ablehnt, als Zivilperson vor einem Militärgericht zu erscheinen. Neben der Haftstrafe verurteilte ihn das Gericht auch zu einer Strafe von umgerechnet etwa 22,80 Euro.

Auch der im Oktober verhaftete Blogger und Aktivist Alaa Abdel Fattah sitzt weiterhin in Haft. Ihm wird vorgeworfen, bei Kundgebungen am 9. Oktober Zusammenstöße zwischen dem Militär und Demonstranten ausgelöst zu haben, bei denen mindestens 27 Menschen ums Leben kamen und mehr als 200 verletzt wurden.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat bislang vergeblich dazu aufgerufen, die beiden Blogger freizulassen.

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